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Bereits ab 1937 fanden auf dem Schießplatz Altenwalde verschiedene Versuche mit Raketen und Raketentriebwerken statt, unter anderem das Walter Triebwerk (Me 163/Komet). Weiterhin wurde ab 1943 die Marine-Gleitbombe Blohm und Voss BV 143 B erprobt, welcher der Fiesler Fi 103 (V1) ähnelte. Dieses Modell hätte von Startrampen aus zur Küstenverteidigung gegen Seeziele eingesetzt werden sollen. Außerdem war es möglich, die Gleitbombe von einem mittleren Bomber abzuwerfen und ins Ziel zu lenken.
Das dazugehörige schwenkbare Walter-Katapult Typ 1 auf dem Schießplatz Altenwalde befand sich in unmittelbarer Nähe des heutigen Westtores.

Eine Gleitbombe Blohm & Voss BV 143 auf einer Walter Rohrschleuder Typ 1 auf dem Marine Artillerie Schießplatz Altenwalde.
Quelle: gemeinfrei


Ab Anfang 1943 führte das Beschusskommando der deutschen Streitkräfte und das Versuchskommando der Luftwaffe Versuchsschießen mit Gleitbomben und Marschflugkörpern Fiesler Fi 103 (V1) im Südwesten des Schießplatzes Altenwalde durch. Diese Schießversuche wurden getrennt vom Artillerieschießbetrieb
der Schießbasis Altenwalde vorgenommen. Für das Versuchsschießen bestanden neben einem Montagegebäude mit einem anschließenden Hallenteil für die Fiesler 103 (V1), zwei Abschussrampen, sogenannte Walter-Schleudern.
Ab 1943 bestand eine drehbare Walter-Rohrschleuder für die BV 143 Gleitbombe und spätestens ab 1944 eine feste Walter-Schleuder für die Schießerprobungen mit der Fiesler Fi (V1) auf dem Versuchsstand in der Nähe des ehemaligen Feuerlöchteiches am Westtor. Die Walter-Rohrschleudern waren nach Nordwesten ausgerichtet. Die Schleudern stellten Dampf-Katapulte dar, in denen ein mit Wasserstoffperoxid („T-Stoff“) und Kalium- bzw. Natriumpermanganat („Z-Stoff“) gefüllter Kolben durch chemische Reaktionen Dampf erzeugte und die Flugkörper anschob. Die in Altenwalde getesteten, reichweitengesteigerten V1-Flugkörper wurden jeweils mit 810 l bis 1.025 l Kraftstoff betankt. In der Regel erfolgte die Betankung der Flugkörper am niedrigsten Punkt der Schleuder.
Ende 1944 zwang die immer weiter Richtung Reichsgebiet vorrückende Sowjetarmee für die Verlegung von Teilen der V1 Versuchsanstalt in Karlshagen-Penemünde/MV mit Gerät, Personal und Wissenschaftlern zum Schießplatz nach Altenwalde.
Ab Februar 1945 begannen dann unter Führung der Waffen-SS Versuche, mit der reichweitengesteigerten Version Fi der Fiesler 103 (Vergeltungswaffe 1). Die für diese Versuche notwendige Startrampe wurde bereits im Spätherbst 1944 mit einer Orientierung von 312° aufgebaut. Nach dem Start wurde die Flugrichtung über dem Watt mittels des Kontaktlaufwerks am Steuergerät auf den Kurs von 347° geändert. Die Versuchsmodelle hatten eine gewollt torkelnde wellenförmige Flugbewegung, die einen Abschuß durch feindliche Jäger erschweren sollte. Der Abschuß eines einzelnen V1 - Marschflugkörpers kostete damals 119,600 Reichsmark.
Die Soll-Flugrichtung war entlang der dänischen Küste angelegt, damit die Versuche von dort aus überwacht werden konnten. Die Testreichweiten lagen bei 225 km und 340 km. In diesen Bereichen konnte der Abstieg von jeweils mehreren Stationen auf dem Festland verfolgt und vermessen werden. Hierfür nutzte man die Messgeräte der verschiedenen Nachtjagdzonen der Kammhuber Linie, entlang der nordfrisischen und dänischen Nordseeküste. Allerdings gab es diverse Fehlschüsse die bereits kurz nach dem Start wieder zu Boden stürzten, ganz zum Leid der umliegenden Bauern. Oft kam es hier bei zu Flächenbränden, die ihre Weiden und Felder in Mitleidenschaft zogen. Eine Fiesler Fi 103 soll nach dem Start nicht nach Norden geflogen sein, sondern steuerte entgegengesetzt in Richtung Bremervörde. Irgendwann drehte sie wieder um und kam zurück nach Altenwalde, wo sie im näheren Umfeld zu Boden stürzte. Zeitzeugen berichteten nach dem Krieg immer wieder von den markanten Triebwerkgeräuschen der V1, vor allen Dingen wenn die Aggregate auf dem Prüfstand liefen. Bis Ende 1945 sollen bis zu 29 der Flugbomben auf dem Schießplatz Altenwalde gelagert worden sein. Hier betrieb die Bundeswehr später ihren Scheibenhof der Standortverwaltung.
Die Versuchsstelle setzte sich aus folgenden Gebäuden zusammen: Einer Werkstatthalle mit Gleisanschluss und einem südlich angrenzenden Hallenteil für die Montage der Versuchskomponenten. Weiterhin vier kleineren Gebäuden neben einer Garage, die wahrscheinlich als Lager für Einzelteile und fertiggestellte Marschflugkörper genutzt wurde.
Durch diverse Umbauarbeiten im Laufe der Zeit, lassen sich heutzutage überhaupt keine Hinweise mehr auf die Zeit der Raketenforschung an dieser Stelle erkennen.
Die Leitung dieser geheimen Versuchsreihe in Altenwalde oblag seinerzeit offenbar SS-Obergruppenführer
Hans Kammler direkt, der für diese Forschungen zuständig war. Ab dem 12.04.1945 wurde das Versuchsschießen eingestellt und die Abschussrampen zerstört.

M.B.

Flächen der Abschußrampen im Westbereich
Quelle:MB

Bild links:

  1. Fläche für feste Walter-Rohrschleuder,
    1944 - 1945
  2. Fläche für drehbare Walter-Rohrschleuder,
    1943 - 1944
  3. Montagehalle für die Fiesler 103 (V1). Später Batteriehalle der Bundeswehr.
  4. Westtor
  5. Ehemalige Bundeswehr-Panzerwaschanlage

Flugbahn der Fiesler Fi 103 (V1) Abschüsse entlang der schleswig-holsteinischen Westküste bis Dänemark nach amerikanischen Recherchen.
Quelle: https://www.christianch.ch/index.php

Die zerstörte feste Walter-Rohrscheuder nach 1946 auf dem Schießplatz Altenwalde.
Quelle: http://www.v2rocket.com

Die ehemalige Montagehalle für Komponenten der Flugbombe Fiesler FI 103 (V1).
Quelle: MB

Diverse Raketenteile nach Kriegsende in einem Waldstück am Westtor, rechts der Heckflügel einer Fiesler Fi 103 (V1).
Quelle: http://www.v2rocket.com

Weitere Reste einer V1 im angrenzenden Waldstück des Versuchsstandes.


Quelle: http://www.v2rocket.com

Dank für die Hintergrundinformationen und Unterstützung zu diesem Thema gilt vor allem :

Gerd Wildfang - Militärische Bauten der Festung Cuxhaven


Der Webseite - https://www.christianch.ch/index.php

Der Webseite - http://www.v2rocket.com/


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