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Hinrichtungen auf dem Schießstand Sahlenburg in der NS - Zeit

Während der Zeit der NS - Herrschaft erhielt der ehemalige Schießstand in Sahlenburg den Ruf einer Hinrichtungsstätte. Die Deutsche Wehrmacht nutzte den Platz seinerzeit zudem, um hier durch das Marinekriegsgericht in Cuxhaven gefällte Todesurteile zu vollstrecken. Nachweislich bis zu 11 Soldaten sowie Zivilisten wurden hier durch Erschießungskommandos hingerichtet. Bekannt geworden ist hier vor allen Dingen die Vollstreckung der zum Tode verurteilten Helgoländer Freiheitskämpfer.
Gegen Ende des Krieges wurden die nicht unberechtigten Befürchtungen der Helgoländer Bevölkerung größer, dass die alliierten Luftstreitkräfte die militärisch wichtige Position vor der deutschen Küste durch einen massiven Luftangriff ausschalten würden. Nicht ohne Grund, denn die Alliierten setzten dem deutschen Militär ein Ultimatum zur Kapitulation und freiwilligen Übergabe des roten Felsens im Meer. 
In ihrer Not bildete sich eine Gruppe von fünf Menschen, vier Soldaten und ein Zivilist. Sie hatten eine waghalsige Aktion zum Sturz der Militärführung der Garnison vorbereitet, um die hochgerüstete Nordseeinsel vor der zu erwarteten Zerstörung zu bewahren. Per Funk wurde Kontakt zum britischen Militär aufgenommen und der Plan zum Sturz vorgebracht.
Kurz vor Beginn der Aktion wurde diese allerdings durch ein Mitglied der Gruppe verraten und der Umsturz damit vereitelt. Alle fünf Personen wurden am Morgen des 18. April 1945 durch die Gestapo verhaftet und ans Festland nach Cuxhaven gebracht. In einem Schnellverfahren verurteilte das Marinemilitärgericht Cuxhaven die Widerstandskräfte wegen „Verschwörung und Aufruf zur Meuterei“ zum Tod durch Erschießen. Noch am selben Tag und Verstreichen des Ultimatums gegen 12 Uhr mittags begann die britische Royal Air Force ihren verheerenden Luftschlag mit fast 1000 schweren Bombern in mehreren Wellen. Bei dem Angriff wurden fast 7000 Tonnen Bomben, darunter mehrere 7 Tonnen schwere Tallboy-Bomben abgeworfen und legten die gesamte Insel in Schutt und Asche, dabei starben 285 Menschen.
Das Todesurteil gegen die Mitglieder der Helgoländer Freiheitsbewegung wurde am 21. April 1945 auf dem Schießplatz in Sahlenburg durch ein Erschießungskommando vollstreckt, nur 17 Tage vor Kriegsende.
Die Todesurteile unterzeichnet ein Mann, der zu dem Zeitpunkt 1945 den Posten des Seekommandant Elbe-Weser trug, Konteradmiral Rolf Johannesson. Er wurde nach dem Krieg Admiral der neuen deutschen Bundesmarine. Mehr Informationen dazu unter Spurensuche Kreis Pinneberg - - - > #.

Zudem wurden weitere verurteilte Soldaten der verschiedenen Waffengattungen an diesem Ort erschossen. In der Urteilsbegründung ging es dabei meistens um Wehrkraftzersetzung, Fahnenfluchten, eine erhöhte Anzahl von Kleindelikten mit Fernbleiben von der Truppe aber auch einem mutmaßlichen Mord.
Im Buch "
... dessen Konservierung im Zuchthaus sinnlos wäre!" beschreibt Hans Jürgen Kahle einige dieser Todesurteile durch die örtliche Militärjustiz. Erschienen im Wilhelm-Heidsiek-Verlag.

Hingerichtet auf dem Schießplatz Sahlenburg:


  • Hans Georg Glauche. / 7.M.FLA.A 214 - Batterie Altenbruch († 19.01.1943)
  • Johann Zehnpfennig, Gefreiter, Marine-Artillerieabteilung 254 († 09.01.1944) Quelle: Forum der Wehrmacht
  • Arnulf Burkhardt. / 7.M.FLA.A 214 - Batterie Altenbruch(† 14.03.1944)
  • Otto Maushake. / 1. mot. Marine-Bau-Battallion 314-Sahlenburg († 16.07.1942)
  • Erich P.J. Friedrichs / Helgoländer Widerstand († 21.04.1945)
  • Georg E. Braun / Helgoländer Widerstand († 21.04.1945)
  • Karl Fnouka / Helgoländer Widerstand († 21.04.1945)
  • Kurt A. Pester / Helgoländer Widerstand († 21.04.1945)
  • Martin O. Wachtel / Helgoländer Widerstand († 21.04.1945)
  • Wilhelm Reinhardt, Matrose vom Vorpostenboot "Flakjäger 23" (21.04.1945) (Quelle: Cuxpedia)
  • Joachim Hans Edel, Matrose der 21. Minensuchflottille († 21.04.1945) (Quelle: Cuxpedia)
  • Engelbert Thaurer († 03.05.1945)



Engelbert Thaurer † 03.05.1945

Das zu Herzen gehende Schicksal eines jungen Zellers (Zell am Ziller/Östereich) ist gerade zu ergreifend und für diese unselige Zeit charakteristisch - es soll hier festgehalten werden: Engelbert Thaurer, wohnhaft beim „Entrigen Selanger“ in der Kaiserstadt, hegte schon während seiner Kinderzeit den Wunsch, zur See zu fahren. Im Jahr 1944 verpflichtete er sich, 17-jährig bei der Kriegsmarine. Am 3. Mai 1945, nur drei Tage vor der Kapitulation, wurde er nach einem Kriegsgerichtsverfahren in Cuxhaven standrechtlich erschossen. Dabei zeigt sich die ganze Perfidie des damaligen Systems und lässt einem gleichsam das Blut in den Adern gefrieren. Dass dieser Krieg seinem Ende entgegengeht, wurde mittlerweile jedem klar Denkenden bewusst. Engelbert’s Verfehlung war, dass er im April auf dem Bahnhof in Bremerhaven sagte, „der Krieg sei ja wohl verloren“, was damals schon zu viel war. Er wurde denunziert, angezeigt und kriegsgerichtlich mit der Begründung „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt - samt dem Nachsatz, dass eine Kugel zu schade sei, er solle aufgehängt werden. Der ihn in der Gefängniszelle betreuende katholische Priester soll mit dem Hinweis auf dessen jugendliches Alter erreicht haben, dass er erschossen wurde. Engelbert Thaurer gilt damit als letztes Opfer der NS-Marinegerichtsbarkeit.

Im Archiv der St. Marienkirche Cuxhaven ist von Pfarrer Niederschäfer vermerkt: 3.5., 17-jähriger Tiroler standrechtlich erschossen, er sagte, der Krieg wäre wohl doch nicht zu gewinnen, worauf ihn ein Maat anzeigte. In der Zelle fragte Thaurer den Pfarrer immer wieder, wann die Engländer wohl ankämen. Kurz vor der Ankunft der Briten wurde er erschossen. Gez. Niederschäfer.“ Pfarrer Niederschäfer hat brieflich Engelbert’s Großvater über dessen Tod wie folgt unterrichtet: „Ich hatte die schwere Pflicht als Priester und Seelsorger, ihm die letzten Tage zu erleichtern und ihm auch im Tode beizustehen. Er ist als gläubiger Christ, nachdem er noch dreimal die heilige Kommunion empfangen hatte, gestorben. Gez. Niederschäfer.“ 

Auch Engelbert Thaurer richtete Abschiedsworte an seinen Großvater:  „Lieber Großvater, die letzten Grüße von Engelbert. Das Leben auf der Welt ist ein Kummer. Wir finden uns ja alle oben in unserer Heimat. Grüß mir meine Mutter (sie leistete Zwangsarbeit in Leipzig) und Bruder Franzal (Bruder Franz war ebenfalls bei der Wehrmacht) und Hansal fortweg und auch die anderen Tanten. Ich bin noch als Soldat gestorben. Engelbert Thaurer.“ 
Engelbert war auf dem in Cuxhaven stationierten Flakjäger „22 Wiking“ eingesetzt. Seine Ermordung erfolgte auf dem Schießplatz von Sahlenburg, beigesetzt ist er auf dem Friedhof von Brockenwalde.

Quelle: Gemeinde Zell am See, Chronik, 2.Jahrgang,März 2022, Folge 2


Der Gedenkstein am ehemaligen Schießstand in Sahlenburg. Er wurde in Erinnerung an die Getöteten des Helgoländer Widerstandes und als Mahnmal gegen das Vergessen, dank vieler Spender an dieser Stelle errichtet.

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