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Der Aufbau 1940


1940 wurde damit begonnen, an der nordwestlichen Seite Duhnens in Höhe des heutigen Aussichtsturms am Dünenweg zur Abwehr englischer Flugzeugangriffe eine Luftabwehrstellung zu errichtet. Unmittelbar an der Deichlinie wurden durch die Baukompanie des RAD Sahlenburg, südlich in der Dünenlandschaft die grau gestrichenen Holzbaracken und Bettungen der Batterie verwirklicht. Offensichtlich kamen die Arbeiten nach Berichten allerdings anfänglich schleppend voran. Vermutlich nahmen die Baumaßnahmen auf Grund der Objektage doch längere Zeit in Anspruch.

Aussage: - der Anfang ist nicht festzustellen und das Ende nicht abzusehen - Auf dem höchsten der kleinen Hügel dieser Heide wurde ein Kommandogerät 40 (einfacher Zielcomputer) und ein Feuerleitradar FuMO 22 im Westteil aufgestellt. Schon bald wurde ein Wachkommando abgeteilt und im Oktober 1940 bekamen die Fundamente Geschütze. Zum erster Batteriechef der noch nicht benannten Stellung wurde Leutnant Decker bestellt.

Quelle: Kriegschronic Batterie Stand Heide 1941/42

Beginn der Schanzarbeiten durch Soldaten des Reichsarbeitsdienstes. Im Hintergrund die Duhner Neulandgewinnung
Quelle Stadarchiv Cuxhaven

Vor einem der vier 8,8 cm Geschütze, im Hintergrund der Flakleitstand mit dem Kommandogerät.
Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Leutnant Decker Stand Heide Duhnen

Zum erster Batteriechef von Stand Heide wurde Leutnant Decker ernannt. Über seinen militärischen Werdegang selbst ist nicht viel bekannt. Er wechselte bereits am 14.03.41 auf den Flakkreuzer Nymphe.


Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1940/41


Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Der Winter 1940/41 war kalt und hart. Strenger Frost und viel Schnee über mehrere Wochen. Auf dem Watt bildeten sich mächtige  Eisbarrieren und verhinderten die Versorgung der Insel Neuwerk. Die Hauptaufgabe in der Batterie war zu dem Zeitpunkt damals Schneeschippen.

Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Der Batterieeingang noch unbefestigt im Winter 1940/41

Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Frühjahr 1941, der Ausbau geht weiter

Quelle: Festungswerke Cuxhaven/MB


Stand Heide Duhnen

Anfänglich stand die Batterie im Rohbau grade bei langen Regenphasen vielerorts unter Wasser. Diese dauerhafte Feuchtigkeit und Kälte stieg vielen Soldaten aufs Gemüt.
Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Als Ende 1940 die ersten Marinesoldaten aus den anderen Batterien des Abschnitts Cuxhaven auf die Baustelle der neuen Flakstellung wechseln mussten, waren sie offensichtlich "nicht entzückt" von ihrem zukünftigen Wirkungsbereich: - So grau die regnerischen Herbsttage waren, so grau und öde sah es zunächst in der neuen Batterie aus. Es fehlte sozusagen alles -. Die Soldaten klagten über feuchtkalte Wohnbaracken, mangelhafte Dusch -und Abortanlagen und dürftige Kantinenverpflegung.
Durch die handwerklichen Geschicke der einzelnen Kameraden und der Motivation des ersten Batteriechefs, wurde die Anlage aber innerhalb von vier Wochen relativ wohnlich gemacht. Nicht zu kurz kam aber  auch während der laufenden Arbeiten zur Instandsetzung, der Exerzierdienst sowie die artilleristische Ausbildung.

Der Winter 1940/41 entpuppte sich für die "Stand Heider" zudem noch als harte Nuss. Wochenlang klirrende Kälte, Schneestürme und Schneeschippen sorgten nicht grade für gute Stimmung. Chef Decker war hier anscheinend sehr bemüht, seine Soldaten durch Abwechslung und gemeinschaftliche Abende bei Laune zu halten, was ihm offensichtlich auch gut gelang.

- Noch schwieriger aber wurde es, als Tauwetter eintrat und über Nacht der Südweststurm Wärme und Regen brachte, der mit Glatteis und Schnee abwechselte. Der nicht kanalisierte gefrorene Boden ließ das Wasser nicht durch, das durch Türen und Fußbodenrissen in die Bunker drang, so dass endlos gepumpt und geschöpft werden mußte. In dem am tiefsten liegenden Bunker „Heideröschen" stand das Wasser 20 cm hoch, so dass vor dem Einsteigen in die Kojen zunächst ein kleiner „Wettlauf“ eingelegt werden mußte -


Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Kanalisierung der Anlage
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Harte Arbeiten beim Stellungsbau
Quelle: Kriegskronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Pflasterarbeiten in der Stellung
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Blick über den Eingang zur See, vorher.

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Blick über den Eingang zur See nach Fertigstellung

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Der Eingang von der Seeseite aus gesehen, am heutigen Dünenweg.



Quelle: Festungswerke Cuxhaven/MB

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Quelle: Festungswerke Cuxhaven/MB

Die schwere Flakstellung "Stand Heide" im Frühjahr 1941 aus westlicher Sicht. Sie wurde am 02.November 1940 offiziell in Betrieb genommen. Ihre Hauptbewaffnung zur Bekämpfung hoch fliegender Flugzeuge bestand 1940 aus drei  88 mm SKC  30 und Anfang 1941 dann letztendlich vier 88 mm Schnellladekanonen SKL 45 mit Frontschutzschild. Hierbei handelte es sich um ehemalige Schiffsgeschütze die bereits im 1. WK. im Einsatz waren. Laut Batterichronik war die Besatzung auf Grund des Alters der Kanonen von gut 30 Jahren sehr überrascht gewesen.
Zitat: - Man raunte, es seien nicht die allerbesten gewesen; aber später stellte sich sehr schnell das Gegenteil heraus -.
Der Hügel in der Mitte war der Gefechtsstand mit dem Kommandogerät. Links eine Mannschaftsbaracke am Eingang der Stellung. Im Hintergrund sieht man Duhnen mit dem Wehrberg. Das Gelände der Duhner Feldmark im Gegensatz zu heute, damals noch komplett ohne jeglichen Bewuchs.

Quelle: Festungswerke Cuxhaven/MB

Quelle: Festungswerke Cuxhaven/MB

Quelle: Festungswerke Cuxhaven/MB


Unter oftmals großer körperlicher Anstrengung und mit teilweise einfachstem Arbeitsgerät, wurde die Stellung seinerzeit ertüchtigt. Hier beispielsweise beim Transport von Grassoden vor einem Stapel leerer Geschosshülsen. Dahinter eine 8,8 cm Flugawehrkanone.
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Die schweren 8,8 cm Geschütze unter Tarnnetzen in ihren Bettungen zwischen den Dünen der Duhner Heide.


Quelle: Festungswerke Cuxhaven/MB


Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Neben den Kriegswachen, der Ausbildung und den zusätzlich anfallenden Arbeiten aller Art, war das Batterieleben zudem noch sehr umfangreich. In ihrer Freizeit gingen Viele Angehörige nebenbei ihren entsprechenden Hobbys nach. Handwerkliche Kunst, Malen, Dichten, Musik, Gärtnern und vieles mehr trugen dazu bei, die vielen eintönigen Stunden zu überbrücken. Nebenbei wurden auf der Anlage auch Tiere wie Schafe, Hühner, Kaninchen, Enten und Puten gehalten, hauptsächlich zur Eigenversorgung. Wie in den Berichten der Kriegschronik  zu lesen ist, wurde von den meisten Bediensteten offensichtlich großer Wert auf Gemeinsamkeit und Kameradschaft gelegt. Außer von einigen kleineren Streitereien ist hier anderes nichts bekannt. Diese konnte man sich allerdings auch nicht erlauben, da diese in der Regel als Konsequenz mit einem Rapport beim Batteriechef endeten. Obwohl die Kommandierung auf eine Flakstellung in unserem Küstenabschnitt vor allen Dingen in den Wintermonaten kalt und ungemütlich war, so war sie im Gegensatz zu den Soldaten direkt an der Front relativ sicher. Außer einigen Bombenabwürfen in der unmittelbaren Nähe zu Stand Heide, gab es nur den Abwehrbeschuss gegen fliegende Bomberverbände und einzelne Feindflugzeuge aber keine nennenswerten Bodenkämpfe.
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


05.11.1941, Bombenkrater in der Nähe der Stellung Stand Heide. der genaue Punkt konnte bisher nicht ausgemacht werden.
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Von links stehend: Batteriechef Leutnant Decker, Feldwebel Schönfeldt, Oberfeldwebel Wietling.
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Ausbau der Batterie / Die nachfolgenden Texte stammen aus der Batteriechronik 1941/42 und sind teilweise gekürzt

Am 14.März 1941 nahm Leutnant Decker seinen Abschied von der Stellung Stand Heide, um seinen Dienst auf dem Flakkreuzer Nymphe anzutreten. An diesem Tage übernahm Leutnant Hansen bis zum Eintreffen des neuen Chefs die Führung der Batterie.

Es folgte die kanonenlose Zeit, die dazu benutzt wurde, die infanteristische und artilleristische Ausbildung theoretisch und praktisch zu überholen und zu vervollkommnen.

Offensichtlich bekam die Stellung hier noch einmal ähnlich baugleiche 88 mm Austauschgeschütze SKL 45.


 Am 19.April 1941 übernahm Kapitänleutnant Brune die Batterie. Inzwischen waren auch die neuen Kanonen gekommen.

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Die durch die im Winter gezeigten Mängel wurden bestimmt und großzügig in Angriff genommen. Schon in kurzer Zeit war die Batterie nicht wiederzuerkennen. An allen Ecken wurde gebuddelt, geschachtet, gezimmert, Wasserleitungen gelegt, kanalisiert - 5 m und tiefer - drainiert.

Die Bunker erhielten Waschräume und Pissoirs, die Wände wurden außen mit Leisten und innen mit Leichtbauplatten verkleidet, eingebaute Wandschränke nahmen die Mäntel auf, Hauslauben und schöne Sitzplätze wurden geschaffen.

Durch Verhandlungsgeschick und zähem Kampf, gelang es Kptl. Brune den Bau einer neuen 50 m langen und 12 m breite Baracke zu verwirklichen.

Nicht nur Batterieoffiziere, Schreibstube, Rekruten und andere fanden hier Platz, sondern auch WC., Duschräume und eine schöne Bibliothek wurden eingebaut.

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Leutnant Hansen

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Kapitänleutnant Brune
Batteriechef 17.04.41 - 11.05.42
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Die auszuführenden Arbeiten waren sehr umfangreich und teilweise äußerst schwierig. Batteriefremde Arbeitskräfte standen nicht zur Verfügung, so daß alles mit eigenen Kräften gemacht werden musste. Die Arbeiten konnten daher nur bewältigt werden, wenn jeder mitarbeitete. Der Batteriechef verstand es, nicht nur während der Dienststunden jeden voll einzusetzen, sondern darüber hinaus während der Freizeit die Kameraden zur freiwilligen und freudigen Mitarbeit heranzuziehen.

Jedem Kameraden wurde die Verschönerung seines Wohnraumes und der Batterie als persönliche Aufgabe vorgestellt. Ein Bunkerwettbewerb mit verschiedenen Kästen Bier und sonstigen Preisen erhöhte die Arbeitsfreude.

Weiterhin wurde ein fünf Meter tiefer Pumpenbrunnen gebaut, um eine der Zeit mustergültige große Kläranlage zu bauen.

Am Batterieeingang entstanden zwei mächtige steinerne Torpfeiler aus Steinblöcken, nachdem ein erster durch Regen und Sturm zerstörter bescheidener Versuch scheiterte.
Die verschiedensten Räume erhielten eine vorbildliche Inneneinrichtung und als Krönung der Arbeiten entstand der neue Gemeinschaftsraum mit einem vier Meter breiten, gemauerten Kamin und einem kühlen Kellerraum.

Am 17.September wurde der neue Gemeinschaftsraum mit Stolz auf die geleisteten Arbeiten offiziell eingeweiht.


Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Das Dreiwag-Messgerät "Erika" befand sich im Zentrum der vier Flakgeschütze. Die Blickrichtung ist nach Westen zur Duhner Heide.

Quelle: Sammlung Oliver Weklinski

Kapitänleutnant Brune bei einer Ansprache zu seinen Soldaten. Im Hintergrund die Duhner Neulandgewinnung und das Wattenmeer.
Quelle: Sammlung Oliver Weklinski

Antreten auf dem Appellplatz im Innenhof der Stellung. Das Dreiwag war um 360 Grad drehbar. Im Hintergrund links neben dem Strommast erkennt man das Zollhaus an der Nordheimstraße in Sahlenburg.
Quelle: Sammlung Oliver Weklinski

Das 8,8 cm Geschütz "Renate" auf der Ostseite der Stellung. Das Gestell diente zum Anbringen des Tarnnetzes. Blickrichtung nach Westen zur Duhner Heide.
Quelle: Sammlung Oliver Weklinski

Die damalige Kantine mit dem Gemeinschaftsraum, dahinter die Baracke des Versorgungslagers. Heutzutage steht an diesem Ort der Aussichtsturm "Duhner Heide". Im Vordergrund der Dünenweg.
Quelle: Sammlung Oliver Weklinski

Die Offiziere bei einem Batteriefest in Galauniform, in der Mitte Fritz Brune. Das original Kopfsteinpflaster des Dünenwegs, befindet sich heutzutage immer noch unter der Teerdecke der Straße.
Quelle: Sammlung Oliver Weklinski


Im weiteren Verlauf der Ausbauarbeiten wurde die komplette Flakbatterie mit einem Stacheldrahtverhau gegen Angriffe von außen rundum abgesichert. Des weiteren wurden in verschiedenen Bereichen der Anlage Laufgräben zum Schutz der Sicherungssoldaten angelegt, von denen heutzutage noch einige zu erkennen sind. Zur Seeseite hin wurde der gesamte Bereich der vorderen Deichlinie vor der Stellung mit Minen unbegehbar gemacht. Vermutlich sah man hier im Falle einer Invasion oder Sabotageaktion die Gefahr eines  Angriffs auf die Batterie von See her.
Nach dem Krieg wurde der Bereich des Sicherungsgürtels weitestgehendst geräumt und von den Minen befreit, offensichtlich hat man allerdings nicht alle wiederfinden können. Anfang der fünfziger Jahre, fuhr der Landwirt Ewald Braband aus Duhnen mit einem pferdebespannten Ackerwagen durch den Bereich der Neulandgewinnung, um Deeken (Treibselgut) zum Abdecken von Kartoffeln zu holen. Dabei überfuhr er mit einem Hinterrad eine verbliebene Mine. Die Explosion zerstörte den Ackerwagen, wobei die Ladung das Schlimmste verhindern konnte, der Landwirt blieb dabei glücklicherweise unverletzt. Die Pferde gingen durch und stürmten über den Deich in das Duhner Feld. Sie konnten nach einiger Zeit wieder eingefangen werden und blieben bei diesem Unglück ebenfalls unverletzt.


Sommer 1941 in Stand Heide.

Trotz des vielen Arbeitsdienstes wurde die artilleristische Ausbildung nicht vergessen und die vielen gutsitzenden Grüße, die wir in zahlreichen sternen- und mondschönen Sommernächten - vor allen Dingen in den Monaten Mai bis September - dem einfliegenden Tommy entgegenschickten, bewiesen, daß Stand Heide „auf Draht" war. Überraschend und bezeichnend für den frischen Geist der „Stand-Heider" war, daß sie trotz der arbeitsreichen Tages- und durchwachten Nachtstunden, trotz Sodenfahren und Schlackestampfen, immer noch Zeit fanden zu ausgedehnten Spaziergängen am grünen Wattenstrand und im Wernerwald. Zum Wattlauf und kühlenden Bad in Duhnen und zu fröhlicher Geselligkeit im Gemeinschaftsraum.

Am schönsten waren die Monate Juli und August, in denen die Bade oder Sporthose fast das einzige Bekleidungsstück bildete, die Körper täglich brauner und später schwarz wurden.

Tagsüber begeisterte die bei jedem Wetter schönen Stimmungen, die von dem Kunstmaler Leutnant M.A. (S.) Tom Hops in Aquarellen festgehalten wurden, abends die farbenfrohen Sonnenuntergänge über Neuwerk und nachts der Zauber des funkelnden Sternenhímmels, der zeitweilig durch das dröhnende und blitzende Feuerwerk unserer Geschütze die kriegsmäßige Intensivierung erhielt.

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Pause im Geschützbunker. Auch Ortsansässige die unter anderem aus gesundheitlichen oder systemrelevanten Gründen nicht an die Front durften, mussten trotzdem ihren Dienst am Volke leisten. So wie das Duhner Original "Walter Strohsahl" (oben links), gab es einige die sich bei Luftalarm als Flakhelfer in der Batterie zu melden hatten.

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Wie manches mal saßen unsere Schüsse beim gezielten Feuer einer Whitley oder Blenheim oder Wellington oder einer anderen Feindmaschine im Nacken, so daß wir glaubten, sie müsse stürzen. Aber immer wieder gelang es dem Tommy, über das Meer abzurutschen. Nur ein Feuerschein über dem Wasser, angeschwemmte Flugzeugteile oder ähnliches sind leider kein hinreichender Beweis für einen Abschuss. Wenn aber einmal eine Maschine - wie z.B. am 26.0ktober - durch unser Feuer herunterkam, dann waren meistens auch noch andere Batterien beteiligt, so daß es einen Gemeinschaftsabschuß wie am 12.November 41 gab. Der hierfür verliehene Wimpel überbrachte uns der Kommandeur, Korvettenkapitän Prinz von Hohenzollern-Emden persönlich.

Langsam zog der Winter ins Land, der Nordwest blies schärfer und kälter, die Wellen stiegen höher am Deich bis zum Steinwall, und unsere Bauten wurden auf Druck - und Zugfestigkeit der ersten kräftigen Belastungsprobe unterworfen, die sie gut überstanden. Bis auf den vorderen Teil des Daches der neuen Baracke, der vom Sturm gefasst, 50 Meter weitergetragen wurde und reichlich „angekratzt“ liegenblieb.

"Tommy
" war während der Kriegszeit in der Umgangssprache die Bezeichnung für den damaligen gefürchteten aber auch geschätzten Feind aus England .

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Von rechts: Batteriechef Kptl. Brune, Kommandeur Kvk. Prinz von Hohenzollern-Emden und sein Adjudant.
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Übergabe des ersten Abschußwimpel durch den Kommandeur der Flakabteilung.
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Zwei der insgesamt vier Flak 88 SKL an der Seeseite der Batterie (Dünenweg). Im Vordergrund in dunkelgrün, die Neulandgewinnung, dahinter das Watt. Damals pflanzte man dort vornehmlich Schwarzkiefern, wie hinter der linken Kanone beispielsweise zu sehen ist. Viele der Bäume stehen heute noch.
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Abschuß einer Flak 88. Die Geschosse konnten im Steilfeuer eine Höhe von über 9000 Metern erreichen. Noch heute findet man im Watt ausgiebig Granatsplitter explodierter Flakgranaten. An den Gestellschirmen der Kanonen, wurden in der Regel Tarnnetze befestigt.

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Kriegsweihnacht 1941

Die Weihnachtsfeier wurde mit einem eigenen Festtagsschweinebraten um 17,30 Uhr eröffnet, dem sich die Bescherung in weihnachtlich herzlicher Stimmung anschloss. Der Batteriechef sprach feierlich-ernste Worte zu dieser dritten Kriegsweihnacht und der ersten unserer Batterie im „Stand Heide"; der Weihnachtsmann erschien persönlich. Der Gabentisch war reich gedeckt - eine Flasche Wein, ein Buch mit Widmung der Batterie, Schokolade, ein großer Teller schönsten Gebäcks - und Oberfeldwebel Bienert wurde durch die freudestrahlenden Gesichter für seine große Mühe, die er damit gehabt hatte, reichlich belohnt. In den Bunkern wurde bei Punsch weitergefeiert, der leider allzu früh ausging. Vertieft wurde die Feier durch das Abschiednehmen von 48 Kameraden, die zum Jahreswechsel abkommandiert worden waren zu neuen Abteilungen.

Kurz nach Jahreswechsel kam der Winter 1942 und er war noch härter als sein Vorgänger. Der Frost kälter, die Temperaturen sanken auf 30 bis 35 Grad minus, das Wattenmeer gefror bis weit in die Elbmündung hinein, riesige Eisschollen bildeten sich. Kalt, scharf und unfreundlich blies der Ostwind. Einige Zeit darauf begann es zu schneien.



Nun musste der Weg nach Duhnen drei- bis fünfmal freigeschaufelt werden, was mit Hilfe eines selbstgebauten Schneefluges dann doch schneller geschah. Dann hörte es auf zu schneien, aber die Kälte blieb. Trotz wärmster Verpackung kroch sie in die Fingerspitzen die Ohren, die Beine hinauf und ungezählte „Eisbeine" wurden nachts bei Kriegswache „Ruhe“ in den Unterständen eingeliefert, um aufgetaut zu werden. Und nun machte sich der Erfolg der Mühe und Arbeit des letzten Jahres bemerkbar: Die Bunker waren wohlig und warm, warm war das fließende Wasser in den Wasch- und Duschräumen, warm waren Lesezimmer und Gemeinschaftsraum und manch ein Gedanke herzlicher Kameradschaft ging in diesen eisigen Wintertagen und -nächten zu den Kameraden im Osten, die den fürchterlichen russischen Winter in seiner ganzen Härte über sich ergehen und einem übermächtigen Feind standhalten mussten. Außer Dienst, Kohlentrimmen, Schneeschaufeln und „Aufdentommywarten" wurde die lange Winterzeit benutzt, um zu lesen, Tennis, Schach und Skat zu spielen, wofür vom Batteriechef ein Preiswettbewerb ausgeschrieben wurde. KdF.-Veranstaltungen und Kino halfen mit, die langen Abende zu verkürzen
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42


Anfang März fing die Sonne endlich an wärmer zu scheinen, was Veranlassung für ein Vorfrühlings-Batteriefest war, das in Form einer Kaffeetafel in Anwesenheit des Kommandeurs mit Gesang und Spiel der bewährten Kameradschaft der „Stand-Heider" erneut Ausdruck verlieh. Zwar war es noch unfreundlich und kalt und der Boden gefroren, aber in Anbetracht der erwarteten neuen Geschütze ging alles mit Feuereifer an die Arbeit und keine Schwierigkeit war groß genug, um nicht überwunden zu werden. Der Erfolg blieb nicht aus und in kurzer Zeit standen die beiden „Neuen“ da, zur großen Freude der ganzen Batterie.

Bis Ende 1941 wurden alle 8,8 cm Hauptgeschütze der Stellung durch vier 10,5 cm SK C/32 Geschütze ersetzt. Weiterhin wurde im östlichen Teil der Batterie ein modernes Funkmessgerät FuMO 201 zur Luftzielortung aufgebaut .

Dann kam der Frühling 1942

mit ihm die Beförderung von Oberfeldwebel Wieting zum Leutnant und des Batteriechefs zum Korvettenkapitän. Bald kamen auch wieder 21 verschiedene Abschiede. Schneller als gedacht wurde es Tatsache und am 10. Mai zum Abschied des Batteriechefs wurde ein besonders herzliches und schönes Kameradschaftsfest gefeiert. Über ein Jahr lang hat er die Batterie betreut und ihr in Zusammenarbeit mit Leutnant Schoenfeld, Leutnant Wieting und allen anderen tüchtigen Kameraden das Gesicht gegeben. Er verlässt uns mit Trauer, aber auch mit Stolz in dem Gedanken, daß „Stand Heide" nun fest und sicher auf der Wacht steht, um den Feind abzuwehren, wann immer er auch kommt.
„Vier späte Mädchen" mussten uns verlassen. „Berta, Renate, euere Namen verblassen!" Auch Ursula und Nanní haben Abschied genommen, und dafür sind zwei stramme Brüder gekommen.

Gemeint ist damit vermutlich der Austausch von vier leichten Flakgeschütze durch zwei 20 mm Vierlingsflaks, zur Abwehr von Tieffliegern.
 

Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Leutnant Schönfeld
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42

Leutnant Wietling
Quelle: Kriegschronik der Batterie Stand Heide 1941/42



1942 / Abgeschossene Bistrol Blenheim bei Stand Heide. Offensichtlich stürzte die Maschine direkt in die Stellung. Der Damm im Hintergrund ist vermutlich die Westseite der Neulandgewinnung.
Bildquelle: Gerd Wildfang

Das gleiche Flugzeug mit vermutlicher Blickrichtung Norden. Hinter der Düne wieder die Neulandgewinnung.
Bildquelle: Gerd Wildfang

Unbekanntes abgeschossenes Flugzeug im Sahlenburger Watt. Ort und Zeitpunk sind auch nicht bekannt. Auch hier kam die Besatzung ums Leben
Bildquelle: Gerd Wildfang


Abschlußbild der Batteriechronik von Stand Heide 1941/42 am 11.05.1942


Am 27.03.1942 wurden in Stand Heide 2 x 10,5 cm Doppellafetten aufgestellt und laut Kriegstagebuch Kommandant Cuxhaven am 05.04.42 schießklar gemeldet. Damit wurde dieser Bereich mit Geschützen ausgestattet, die in der Lage waren höher fliegende Ziele zu bekämpfen. Ob dafür 2 x 8,8 cm Geschütze abgebaut oder die Doppelflak zusätzlich aufgebaut wurde, ist nicht bekannt.

Eine 10,5 cm Doppel C/37 der Batterie Delfzijl/Niederlande, wie sie auch in Stand Heide aufgestellt war.
Quelle: Ties Groenewold

Im Juni 1943 wurden beide 10,5 cm Doppelflakgeschütze aus nicht bekannten Gründen wieder abgezogen. Auch der Einspruch des Kommandanten der Marineflakabteilung 214 "Prinz zu Hohenzollern Emden", konnte nichts an dieser Situation ändern. Er befürchtete eine Schwächung des Abschnitts gegen hoch fliegende Kampfflugzeuge.


Bild links:

Der Stellungsbereich der Batterie 1943. Das gesamte Gelände war mit einem Stacheldrahtverhau umgeben. Weiterhin war es rundum, auch zur Seeseite hin mit Personenkontaktminen versehen worden. Auf der Ostseite befand sich die Hauptzufahrt der durch einen Wachposten kontrolliert wurde.
Neben den ab Februar/März 1943 aufgestellten schweren 10,5 cm Flakgeschützen gab es weitere leichte 20 mm und 37 mm Flakgeschütze gegen Tieffliegerangriffe. Zum weiteren Schutz gegen Angriffe vom Boden aus auf die Batterie, waren an mehrere Stellen 7,5 cm Panzerabwehrkannonen aufgestellt. Ausserdem gab es an einigen Stellen MG-Nester.
Kartenquelle: Gerd Wildfang/K.H.Schmeelke

Eine 10,5 cm SK/C 32 der Batterie Stand Heide, im Hintergrund am Horizont erkennt man die Wehrburg.
Quelle:Gerd Wildfang

Ein wenig unscharf, die vier Geschütze der Batterie 1944 unter Tarnnetzen. Im Vordergrund eine Baracke.
Quelle: Gerd Wildfang


Quelle: Gerd Wildfang

Blickrichtung See nach Norden. Am Rand der Stellung das FumG 41 G, davor eine Baracke.
Quelle: Gerd Wildfang


Ereignisse aus verschiedenen offiziellen Kriegstagebüchern der Marineleitungen 1939 - 1945
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