
Im Bereich der Deutschen Bucht kam es gleich mit Kriegsausbruch zu teils schweren Gefechten zwischen deutschen und britischen See- Luftstreitkräften. Lag das Blatt anfangs zu Gunsten der Kriegsmarine und der Luftwaffe, änderte sich dieses Bild zusehends zu Gunsten der Royal Navy sowie der Royal Air Force und ihrer Verbündeten des Commonwealth.
Die Marineführung der Royal Navy legte ein Hauptziel auf die Verminung der feindlichen Küstengewässer, hier vor allen Dingen mit Fallschirmmagnetminen durch Luftabwürfe. Im Laufe der Zeit wurde dieser Plan (Operation Gardening) mit großem Erfolg durchgeführt. Diesem entgegen wirkte die deutsche Kriegsmarine mit Sperrbrechern und Minenräumbooten, die mit ihren
VES -
Anlagen
Minen vorzeitig zur Explosion bringen konnten. Weiterhin flogen Minensuchflugzeuge der Gruppe "Mausi" aus Wesermünde ihre Abwehrmaßnahmen.
Ein zweites Ziel der britischen Marineführung waren Angriffe gegen deutsche Schiffsgeleitzüge. Vor allen Dingen die Strecke Elbe - Hoek van Holland war immer wieder Ziel von schweren Luft- und Schnellbootangriffen. Anfangs in kleiner Zahl, griffen im späteren Verlauf des Krieges bis zu 40 - 60 Kampfflugzeuge die Schiffsverbände gleichzeitig an. Neben Torpedos und Bordwaffen wurden dabei auch Raketen eingesetzt. Die Effizienz dieser Luftschläge war trotz starker Abwehrmaßnahmen sehr hoch. Gerade die schnellen und wendigen Bistrol Beaufighter Bomber mit ihren 10 Bordkanonen richteten hier schwere Schäden an den meist ungepanzerten Schiffen an. Eine große Anzahl an deutscher Tonnage ging mit hohen Personalverlusten dabei verloren oder wurde schwer beschädigt. Zudem wurden während der Kämpfe auch eine Anzahl alliierter Kampfflugzeuge abgeschossen, auch hier kam es zu hohen Verlusten an Material und Menschenleben.
Im Gegensatz zum Hauptkampfgebiet zwischen der Helgoländer Bucht und den Niederlanden kam es im Abschnitt der Elbmündung zwar auch zu einigen Untergängen durch Minentreffer und Luftangriffe, allerdings nicht in solch hohen Zahlen wie dort.
Im letzten Kriegsjahr gewannen die britischen Streitkräfte im Bezug auf die Minenverseuchung der Deutschen Bucht dann komplett die Überhand. Trotz großer Räumerfolge auf deutscher Seite, war es nur noch schwer möglich, die Geleitwege frei zu halten. Die Masse an permanent nachgeworfenen Minen durch Schnellboote und vor allen Dingen Flugzeuge war enorm hoch. Grund dafür war unter anderem trotz regelmäßiger Anforderung, die mangelnde Luftunterstützung durch deutsche Jäger. Diese waren bereits mit der Luftabwehr infolge anfliegender Bomberströme auf das Reichsgebiet bereits komplett eingebunden und ausgelastet. Zudem sorgte Treibstoff- und Ersatzteilmangel sowie zunehmende Verluste unter den Piloten für erhebliche Probleme.
Abschließend lässt sich sagen, dass im Seegebiet der Dänischen Küste, der Deutschen Bucht und der Niederländischen Küste, Tausende von Marinesoldaten und Flugzeugbesatzungen aller beteiligten Nationen während des zweiten Weltkriegs den Tod fanden. Unzählige Schiffe, Boote und Flugzeuge wurden durch Minen sowie bei See/Luftgefechten auf Grund geschickt. Der Krieg auf See vor unseren Küsten wurde auf beiden Seiten mit einer erschreckend konsequenten Härte geführt, was vielen so nicht bewußt ist.
Selbst nach dem Krieg kamen noch Jahre später, Schiffsbesatzungen durch nicht gefundene Seeminen verschiedenster Kriegsparteien ums Leben.
Die unten stehende Liste zeigt die bisher vorliegenden Fälle aus dem Abschnitt Cuxhaven/Elbmündung 1939 - 1945. Die realen Verluste waren allerdings noch höher als sie bisher bekannt sind. Weitere deutlich höhere Fallzahlen von Schiffsverlusten/Flugzeugabschüssen vor den Nord- und Ostfriesischen Inseln sowie den Mündungstrichtern der Elbe, Jade, Ems und der Helgoländer Bucht liegen vor.
M.B.
Datum
Hintergrund
Quelle
01.12.1940
Schiffstyp: Sperrbrecher, Einheit: Sperrbrecherflottille 1, Name: Sperrbrecher 38 / Porjus, Daten: Länge 61,7m x Breite 9,5m, 764 BRT. Untergang nach Kollision auf der Elbe bei Brunsbüttelkoog.
Quelle: https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/minensucher/ausgabe.php?where_value=3346
09.04.1941
Schiffstyp: Tankschiff, Name: Sund. Der kleine Tanker Sund, sinkt nach Luftminentreffer bei Altenbruch Reede.
Quelle X
26.02.1941
Schiffstyp: Hafenschutzboot, Name: H.S.Boot "Schaumburg Lippe" sinkt nach Kollision mit Minenschiff "Cobra" auf der Außenelbe bei Spierentonne E.
Quelle X
23.05.1941
Schiffstyp: Motorrettungsboot Einheit: DGzRS, Aufsichtsbehörde: O.K.L. / O.K.M.
Name:
August Nebelthau Daten:
Länge 16,2m x Breite 3,8m, 35T. Untergang nach Minentreffer auf
53°57'7"N / 08°40'8" E, außerhalb des Elbfahrwasser.
Quelle: KTB. Marinestation der Nordsee
Quelle: https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/luftwaffen_schiffe/ausgabe.php?where_value=531
08.06.1942
Schiffstyp: Sperrbrecher, Name: Sperrbrecher 15 / Taronga, Daten: Länge 148m x Breite 18,7 m, 7003 BRT., Untergang nach Bombentreffer in der Elbmündung bei Scharhörn. Sie soll anschließend geborgen und nach Hamburg geschleppt worden sein.
19.03.1944
Schiffstyp: Sperrbrecher, Einheit: Sperrbrecherflottille 1, Name: Sperrbrecher 163 / Friesland, Schiffsdaten: Länge 70,1m x 9,5m, 1029 BRT. Wrackposition: 53°59'N 8°8'30''E , Minentreffer in der Helgoländer Bucht, Untergang in der Elbmündung vor Scharhörn. 45 Tote Besatzungsmitglieder.
19.03.1944
Schiffstyp: Handelsschiff, , Name: Wirpi (Finnischer Dampfer), Schiffsdaten: Länge 73m x 10,76m, 1227 BRT. Nach Minentreffer vor der Elbmündung bei Scharhörn auf Grund gesetzt. Bergung des Schiffs wurde wegen des schlechten Wetters aufgegeben, Besatzung durch MRB. Lübeck gerettet.
Quelle: 03.1944-T-1022 R-2133 KTB Befehlshaber Sicherung der Nordsee
19.03.1944
Schiffstyp: Vorpostenboot, Name: Unbekannt, 4./ HFS / Untergang nach Minenexplosion in der Elbmündung beim Dampfer Wirpi. Schiff gesunken
Quelle: 03.1944-T-1022 R-2133 KTB Befehlshaber Sicherung der Nordsee
13.08.1944
Schiffstyp: Handelsschiff, Name: Nämdoe, Schwedischer Dampfer sinkt nach Grundminentreffer auf der Elbe vor Otterndorf.
29.08.1944
Schiffstyp: Sperrbrecher, Name: Sperrbrecher 176 / Valeria, Untergang nach Lufttorpedo bei Elbe 1.
29.08.1944
Schiffstyp: Sperrbrecher, Name: Sperrbrecher 26 / Mosstrand, Daten: Länge 104,4m x Breite 14,8m, 3549 BRT. Verlust nach Treffer durch 3 Lufttorpedos bei Elbe 1, 4 Tote.
29.08.1944
Schiffstyp: Leichter, Name: Amulett, das niederländischeSchiff sinkt nach einer Kollision mit dem deutschen Vorpostenboot V 1104.
15.02.1945
Schiffstyp: Vorpostenboot, Name: V 1104 ii - PG 471/ Weißenfels, Untergang nach Minentreffer auf der Elbe beim Osteriff
15.02.1945
Schiffstyp: Vorpostenboot, Name: V 1106 v - HC 106/ Neufundland, Untergang auf der Elbe bei Otterndorf nach Minentreffer.
21.02.1945
Schiffstyp: Minensucher (Ex.Lotsendampfer) , Name: Altenbruch, Untergang nach Minendetonation auf der Elbe bei Glameyer Stack. 15 Tote, 10 Überlebende.
27.04.1945
Schiffstyp: Sperrbrecher, Name: Sperrbrecher 167 / Malmedy, sinkt nach Minentreffer auf der Elbe vor der Insel Neuwerk.
Quelle:X
30.04.1945
Schiffstyp: Minensucher , Name: M 455 sinkt nach Bombentreffer bei Cuxhaven
Quelle 1: Hermann Borrmann ( Buch-
Daten zur Geschichte von Ritzebüttel/Cuxhaven)
Quelle 3: Harald Schönemann (Buch -
Marinehelfer in der Batterie Kugelbake)
Quelle X:Holger Piening ( Buch -
Nordseeküste im Krieg 1939-42 )