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Tagebuch des Marinehelfers H.H.Sch. in der "Batterie Kugelbake",
der 1. Batterie der M.FLA.A. 214 Nordsee

17.Mai 1943

Am frühen Morgen betreten 7 Mittelschüler: Doose, Gienz, Schult, Schoon, Stüwe, Sohrweide und Stechmann, das Gelände der Batterie Kugelbake. An diesem Tage beginnt für uns die Soldatenzeit. Unser erster Eindruch ist sehr zufriedenstellend.

Der U.v.D.,Obergefreiter Jakobi, weist uns die Unterkunft in der Stabsbaracke an. Unsere Stube wird mit 7 Marinshelfern belegt. Am Mittag gibt es Erbsensuppe und Schokoladenpudding. Nach dem Mittag gehen wir mit Fähnrich Lück zum Einkleiden. Am späten Nachmittag laufen wir dann schon als "frischgebackene Marinehelfer" in der Batterie herum.

Es gibt viel Neues für uns. Am selben Abend werden wir von unserm neuen Batteriechef, dem Oberleutnant Kolander begrüßt.

18.Mai bis 9.Juni 

7.00 Uhr - Wecken! Die Batterie wird vom U.v.D. und dem M.v.D. geweckt. Sofort sind wir aus den Betten. Der erste macht dem U.v.D. Meldung. Dann geht's sofort zum Waschen, anschließend wird gefrühstückt. Es scheint uns alles sehr ungewohnt. Von 7.45 bis 8.45 Uhr ist dann Batterie - Reinschiff. Da wird die Stube gründlich ausgefegt, der Waschraum gereinigt usw.

8.50 Uhr - Heraustreten der gesamten Batterie zum Dienst in den Batteriehof. Der Dienst wird vom Batt.-Chef bzw.Batterieoffizier eingeteilt.

Unser Ausbilder wird der Obergefreite Kähler. Unsere Ausbildung befaßt sich zunächst mit der Flak-Schießlehre. Die Tage gehen dahin mit der theoretischen Ausbildung. Nach der Flak-Schießlehre kam das Schießen auf feste Erdziele, bewegliche Erdziele, festehende Luftziele und bewegliche Luftziele (Anflug u.Vorbeiflug).

Alsbald kam auch die praktische Ausbildung‚ u.a. die Einweisung an das Kleinkog C 5 und in die Nebenaufgaben des Fu.M.G.41 und in das Dreiwag (Dreiwalzengerät) und später in die 10,5 cm Flak C 32 . Weiterhin wurden wir auch mit dem Rechengerät 41 (Moritz) vertraut gemacht. Erst dann sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass man ein Flugzeug allein mit einer Kanone nicht erfolgreich beschießen kann.

11.Juni - Freitag, zwei Tage vor Pfingsten. Werden wir Pfingsten "an Land" gehen können? (Bei der Marineflak wurde Freizeit auch als Landgang bezeichnet). Ein jeder hat zu Pfingsten seine eigenen Pläne. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.
 
Noch am selben Nachmittag bekommen wir Fliegeralarm. Zum ersten Mal werden wir am Kleinkog C 5 eingesetzt. Meldung: "Verbände vom Typ Fortress 1 und Liberator von Helgoland im Anflug auf die Elbmündung. Zielhöhe der Maschinen 8 000 m. "Der erste Verband wird auf 12 km Entfernung von unserer Batterie unter Feuer genommen. Schnellfeuer (Lili Marleen=Sperrfeuer) Zünder : 28,5 sek. Die Schüsse liegen tadellos. Der erste Einflug dreht ab, jedoch der zweite und dritte Verband kommt über Cuxhaven. Ein großer Bombenteppich geht über der Stadt nieder. Zum Glück geht die Hälfte der Bomben ins Wasser. Jedoch die Stadtmitte wird schwer mitgenommen. Hoppe und Krooß, das Postgebäude, Delftstraße, Hermannstraße, Nordersteinstraße haben Beschädigungen aufzuweisen. Bei diesem Angriff werden zwei der Superfestungen abgeschossen. 57 Salven (228 Geschosse) hat die Batterie Kugelbake verfeuert. Der erste schwere Angriff auf Cuxhaven.
 
12.Juni - Pfingstsonnabend
 
Von 9.00 Uhr bis um 12.00 Uhr Batterie-Reinschiff. Am Nachmittag dienstfrei. Geringe Einflüge nach Nordwestdeutschland.
 
13.Juni - Pfingsten 1943
 
8.00Uhr Wecken. Schon um 9.00Uhr bekommen wir Fliegeralarm. Starke Einflüge nach Norddeutschland. Angriffsziel: Bremen und Kiel. Einflüge über Elbe und Weser. Kommen wenig zum Schießen. Am Nachmittag Ruhe. Pfingstmontag -Urlaub.
 
14.Juni bis 20.Juli - Tendenzgemäß verläuft der Dienst in der Batterie. In der Mehrzahl Feuerleitübungen und praktische Ausbildung. Auch Wehrbetreuung und Unterhaltung wird uns in der Batterie geboten. Im Juni kommt die "Gorch-Fock-Gruppe" zu uns. Auch Kino wird uns jede Woche in der Batterie vorgeführt. U.a. die Filme: "Capriolen", "Hab“mich lieb", "Feind hört mit" und "Stadt Anatol".
 
23. Juli - Am Vormittag der gewöhnliche Dienst. Am Nachmittag Batterie-Alarm. Einzelne Feindmaschinen über Norddeutschland. Am Abend "K.W.R.".

22.00 Uhr Zapfenstreich,  22.30 Uhr Fliegeralarm, Meldung :Starke Kampfverbände im Anflug auf Nordwestdeutschland. Zunächst erhalten wir ein unklares Bild der Lage.
 
22.45 Uhr Etwa 1 000 viermotorige amerikanische und englische Bomber sammeln sich bei Helgoland im Anflug auf die Elbmündung.
 
23.00 Uhr Die Spitze der Kampfverbände hat Cuxhaven erreicht. Batterie Kugelbake eröffnet das Flakfeuer. Zielhöhe 6 000 m. Eigene Funktion am Kleinkog (Höhenparallaxe und Regler). Die Nacht 700 Schuß abgefeuert. Angriffsziel der Verbände : Hamburg. Für Hamburg der erste Großangriff. Mit Funkmeß (Radar) geortet.
 
03.15 Uhr K.W.R.
 
03.20 Uhr E.K.W.
 
24. Juli - Herrliches Sommerwetter.
 
8.00 Uhr E.K.W.
 
8.15 Uhr K.W.R.
 
8.20 Uhr K.W.A,
 
8.30 Uhr Alarm.
 
Meldung: Starker Kampfverband im Anflug auf Nordwestdeutschland.
 
9.00 Uhr Der Verband wird vom FuMG aufgefasst. Fliegt jedoch in 20 km Entfernung an der Batterie mit nordöstlichem Kurs vorbei. Die Stadt Kiel ist das Angriffsziel.
 
11.00 Uhr K.W.R.
 
11.30 Entwarnung
 
Am Nachmittag Munitionsnachschub, anschließend dienstfrei.
 
25.Juli - Am Tage wenig Dienst. Geschützreinigen und Feuerleitübungen.
 
23.00 Uhr E.K.W.
 
23.30 Uhr K.W.R. und K.W.A.
 
23.40 Uhr Fliegeralarm
 
Starke amerikanische Kampfverbände im Anflug auf Hamburg. Die Nacht am Kleinkog C 5 eingesetzt. 1 000 Schuß werden abgefeuert.

0.33 Uhr Abschuss einer Fortress 1, 15 km nordwestlich der Batterie. 3.30 Uhr K.W.R. Bis 4.45 Uhr Munitionstrimmen. Dann bis 9.00 Uhr Nachtruhe.
 
26. Juli - Am Tage dienstfrei. Fortwährend K.W.R. bis K.W.A. . In der Nacht Ruhe.
 
27.Juli - Geschützreinigen und Feuerleitübungen, in der Nacht fliegen die amerikanischen Geschwader den 3. Großangriff auf Hamburg. In diesen Julinächten werden die Stadtviertel Rothenburgsort und Hamm schwer mitgenommen. Zigtausende Bewohner mussten ihr Leben lassen.
 
10.August - Die Ausbildung in der Batterie ist beendete. Für uns beginnt wieder die Schule. Jeden Nachmittag um 14.00 Uhr Unterricht in der Abendrothschule.
 
11.August bis 19.September - Morgens in der Batterie Dienst. Am Nachmittag Schule. Am
 
19.September - erhalte ich 14 Tage Erholungsurlaub.
 
5.Oktober - Zurück in der Batterie, Vorbereitung zur Herbstbesichtigung.
 
12.Oktober - Herbstbesichtigung.
 
9.00 Uhr Antreten der Batterie im Batteriehof. Der Batteriechef meldet dem Abteilungs Kommandant Kapitän Brune und dem A.d.N. die MA-Flakbatterie zur Besichtigung. Am Morgen findet ein Seezielschießen zur Übung statt. Die Ziel bzw. Schusswerte werden mit dem Dreiwag ermittelt. Am Nachmittag findet eine Feuerleitübung statt. Anschließend wird Unterricht auf den Stuben durchgeführt, in der Kleinkogbaracke das Thema: Rechenschema Kleinkog C 5. Gegen Abend wird ein Batteriemanöver gestartet.
 
Bis Weihnachten 1943
 
Das Leben in der Batterie verläuft in der Tendenz. Am 24.10. werden uns zwei Abschüsse zuerkannt. Somit wehen an unserem Abschussmast 6 Wimpel. Am 24. und 25.November starten die ersten Großangriffe des Amerikaners auf Berlin. Am 21.Dezember 13.00 Uhr gehe ich meinen ersten M.v.D..
 
Weihnachten 1943
 
24.Dezember - Heiligabend
 
Bis 15.00 Uhr Dienst. Um 17.00 Uhr steht die Batterie im Innenhof und die 5. Kriegsweihnacht wird eingeweiht. Am Abend in der Batterie, zunächst feiert die gesamte Batterie im Gemeinschaftsraum. Später geht es auf den Bunkern weiter. Als Geschenk erhält jeder eine Flasche Wein und das Batteriewappen. Auf unserer Bude geht es toll her. Es wird gegessen und getrunken, was das Zeug hält. Um 24.00 Uhr legen wir uns allmählich zur Ruhe. Den 1. und 2. Feiertag zu Hause.
 
3.Januar 1944
 
8.00 Uhr K.W.R.
 
8.05 Uhr K.W.A.
 
8.15 Uhr Alarm
 
Meldung: Amerikanische Kampfverbände mit starkem Jagdschutz im Anflug auf Nordwestdeutschland. Typ B17 Fortress II und P47 Lightnings. Einflüge über der Elbmündung, Zielhöhe 8 000 bis 9 000 m.
 
11.35 Uhr K.W.R.
 
6.Januar
 
Wieder fliegen Nordamerikanische Bomber in das Reichsgebiet ein. Um 11.30 Uhr ein Abschuss südlich der Insel Trischen beobachtet. Die Ziele sind meistenteils außer Feuerbereich. 70 Schuss Munitionsverbrauch.
 
20.Januar - Am Tage Ruhe. In der Nacht Alarm, Ziel der Feindbomber: Berlin. Zielhöhe der Feindbomber 6 000 m. Munitionsverbrauch 356 Schuss.
 
21.Januar - Wieder ist Berlin das Angriffsziel, Zielhöhe 4 800 bis 5 000 m. Munitionsverbrauch 357 Schuss.
 
1.Februar bis 10.Februar - Urlaub.
 
15.Februar - Vier Tage Urlaub‚ nach Braunschweig zur Wehrfliegertauglichkeitsuntersuchung.
 
29.Februar - Heute‚ am Sonntag, verlassen uns Schult, Stüwe und Sohrweide zum Reichsarbeitsdienst. Am selben Tage werden wir 7 zum Marineoberhelfer befördert.
 
März 1944 - Im März verbringen wir unsere Schulstunden noch in der Batterie. Am 15.März bekommen wir Bescheid, dass wir am 25.März entlassen werden sollen. Dienst wird nicht allzu viel mehr gemacht. Am 7.März und 20.März fliegen Nordamerikanische Bomber nach Berlin ein. Typ Liberator, Halifax und Fortress II, Zielhöhe 5 000 m. Am 25.März werden wir als Oberhelfer entlassen. Damit ist ein Jahr Marinehelferzeit zu Ende. Diese Dienstzeit hat mir den ersten Eindruck vom Leben, Dienst und Freizeit in einer Flakbatterie gegeben. Damit war auch der erste Schritt meiner militärischen Laufbahn beendet. 

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