
"Einsatzgruppe Hansa“ in Cuxhaven
Die Einsatzgruppe „Hansa“ der Organisation Todt (OT) war während des Zweiten Weltkriegs eine der zentralen Bau- und Verwaltungsstrukturen im norddeutschen Küstenraum. Ihr Zuständigkeitsbereich reichte von Hamburg über die Elbmündung bis in den Raum Cuxhaven. Innerhalb der OT diente die Einsatzgruppe als regionale Leitungsebene, die Bauprogramme organisierte, Material bereitstellte und die zahlreichen Baustellen und Oberbauleitungen koordinierte. Die für den Abschnitt Ost - Hannover- Nord zuständige Oberbauleitung befand sichin den letzten Kriegsjahren in Lübberstedt.
In Cuxhaven spielte die Einsatzgruppe Hansa eine maßgebliche Rolle beim Ausbau der militärischen Infrastruktur. Hierzu gehörten der Bau und die Verstärkung von Bunkeranlagen, Flakstellungen, Küstenverteidigungen, Marineeinrichtungen und Hafenanlagen. Einige der heute noch sichtbaren Befestigungsreste in und um Cuxhaven entstanden unter der Verantwortung oder zumindest der technischen Aufsicht von OT-Bauleitungen, die der Einsatzgruppe Hansa unterstellt waren. Dies betraf auch Anlagen im Umfeld der Marineflakabteilung 214 sowie im Bereich der Seefestung Cuxhaven.
Wie überall innerhalb der Organisation Todt wurde auch in Cuxhaven ein großer Teil der Arbeiten durch Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und ausländische Arbeitskräfte ausgeführt. Die OT stellte Planung, Bauleitung und Logistik, während die Arbeitskräfte unter oft harten Bedingungen eingesetzt wurden. Hinweise auf entsprechende Unterkünfte, Arbeitslager und Werkstätten finden sich im Stadtgebiet und in zeitgenössischen Unterlagen.
Die Einsatzgruppe Hansa hinterließ zahlreiche Organisationsunterlagen, Karten und Baupläne, von denen ein Teil heute im Bundesarchiv erhalten ist (v. a. im Bestand R 50 I). Diese Dokumente geben Aufschluss über die Struktur der OT, ihre regionalen Zuständigkeiten und die konkrete Umsetzung des Bauprogramms an der Nordseeküste. Für die historische Forschung sind vor allem die erhaltenen Karten und Lagepläne wertvoll, da sie einzelne Bauabschnitte und Projekte in den entsprechenden Abschnitten verorten.
Insgesamt war die
Einsatzgruppe „Hansa“ ein entscheidender Akteur bei den militärischen Bauarbeiten an der Elbmündung.
Es ist nachweislich belegt, dass zahlreiche Fremdarbeitskräfte, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Dienst der OT-Abteilung Hansa standen, auch im Abschnitt Cuxhaven. Zeitweise waren deutlich über 1.000 Personen eingesetzt. Teilweise waren die Arbeitskräfte direkt den ortsansässigen Firmen zugeteilt.
Die Unterbringung und Versorgung insbesondere der aus Osteuropa verschleppten Zwangsarbeiter war häufig unzureichend. Der Einsatz dieser Arbeitskräfte forderte zudem immer wieder Opfer, sei es durch Arbeitsunfälle, schwere Erkrankungen oder Luftangriffe.
Alle diese Informationen lassen sich im Onlinearchiv von Arolsen einsehen. Weiterhin gibt es auf dem Friedhof Brockeswalde eine Grabstelle, auf der die ums Leben gekommenen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus Osteuropa bestattet liegen. Die bestatteten Opfer aus anderen europäischen Ländern, wurden alle Exhumiert und nach Hause überführt.
Ab Mitte 1944 errichtete man eiligst ein feldmäßiges Sperr- und Verteidigungssystem entlang der deutschen Nordseeküste gegen die vorrückenden alliierten Truppen. Dieser Abwehrriegel erhielt den Namen Friesenwall und erstreckte sich von den Niederlanden bis nach Schleswig - Holstein. Auch im Raum Cuxhaven entstanden Panzergräben, Deckungsgräben, Straßensperren und Minenhindernisse, vor allem im Hinterland. Mit den Arbeiten war die Organisation Todt betraut, vertreten durch Teile der Baugruppe „Hansa“, die unter großem Zeitdruck und unter Einsatz von Zwangsarbeitern die Erd- und Sperranlagen anlegte. Die Maßnahmen ergänzten die bereits bestehenden Marine- und Flakstellungen der Seefestung Cuxhaven.

Die Grabstellen der osteuropäischen Opfer des Krieges i Dienst der OT.


