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Die letzten Tage des Krieges in der Batterie Kugelbake

Von G.Müller (ehemals Fähnrich in der Batterie Kugelbake) berichtet:

Nach einem Lehrgang in Husum bekam ich eine Versetzung "zur Frontbewährung" nach Cuxhaven zur Batterie Kugelbake. Über die Ereignisse des letzten halben Jahres in der Batterie habe ich noch folgendes in Erinnerung:

Auf dem kulturellen Gebiet wurde in der Batterie viel geboten, denn die Batterie war Testprobant in der Abteilung. Alle Darbietungen landeten zunächst bei uns. Wurden sie für gut befunden, durften sie auch in den anderen Batterien der Abteilung vor- bzw. aufgeführt werden. Dies galt nicht nur für Vorträge und Aufführungen, sondern auch für Filme.

In der Batterie gründete man einen Chor unter der Leitung von Feldwebel Gorski. Während eines musikalischen Abends wurde z.B. vom Chor das "Forellenquintett" dargeboten.

1945 war der Außendeich bis zur Einfahrt gesperrt. Im Kugelbake Hafen lag ein Kohlenschiff, das bewacht wurde. Mit den Wächtern kam man ins Gespräch. Sie wurden mit Spirituosen und Zigaretten bestochen, und so ergänzte man in den Batterieunterkünften den Vorrat an Kohlen.

Ein Ereignis zum Ende hin rief damals einige Bestürzung hervor. Ein Batterieangehöriger namens Jordan aus Tangermünde hatte eine "Schwarze Liste " aufgestellt. Er wollte Kugelbake zum Stützpunkt erklären und ihn gegen alle feindlichen Angriffe halten. Alle, die auf dieser Liste standen, sollten im Ernstfall erschossen werden, als erster war der Batteriechef aufgeführt. Der Jordan hatte sich dafür bereits eine Pistole besorgt, allerdings überstürzten sich die Ereignisse und der Plan blieb zum Glück unausgeführt.

Als die feindlichen Truppen immer weiter und schneller herankamen, zeichnete sich schon das Ende des Krieges ab. Man mußte befürchten, daß die Batterie durch Bomben oder Artilleriebeschuss vernichtet werden sollte. Diese Vermutung bekam neue Nahrung, da man über der Batterie Aufklärungsflugzeuge ausgemacht hatte. In dieser Unsicherheit ordnete der Batteriechef an, daß die Marinehelfer und -helferinnen Ausmärsche nach Brockeswalde und Sahlenburg machen mußten. Er riskierte dabei, daß er im Angriffsfall die Batterie "unklar melden" mußte. Dies hätte in der damaligen Zeit unweigerlich ein Kriegsgerichtsverfahren nach sich gezogen.

Am 7. Mai 1945 näherten sich die Engländer dann Cuxhaven und später Döse. Sie fuhren mit Panzerspähwagen vorsichtig die Strandstraße entlang. Aufmerksam und ständig bereit, bei etwaiger Gegenwehr sofort zu schießen. In den Vorgärten blühten damals, es war ja Mai, die Kirschbäume. Die Engländer setzten sich dann vor die Einfahrt der Batterie und auf beiden Seiten war man erleichtert, daß kein einziger Schuss fiel.

Da in England gerade Wahl war, schlossen sie als erstes die Radios an und wollten das Ergebnis erfahren. Die Highländer waren freundlich gestimmt. Wir erhielten den Befehl, alle unsere Sachen zusammenzupacken und auf Fuhrwerke von Oelkers, der einen LKW als Zugmaschine hatte, zu verstauen. Neben den Privatsachen, die ja nur wenig Platz einnahmen, wurden Fleisch- und Wurstwaren, Konserven, Hülsenfrüchte und andere Esswaren aufgeladen. Dann verließen wir die Batterie und marschierten alle zur Internierung nach Brockeswalde. Wir konnten in punkto Essen aus dem Vollen schöpfen. Selbst Rotwein und Rum waren vorhanden.

Fast geschlossen kamen wir dann nach Freiburg in die Gefangenschaft. Auf einem Gutshof in der Nähe von Öderqart entstand eine Zeltstadt mit elektrischem Licht, Betten und Matratzen. Die Wehrmachtsangehörigen, die in der Landwirtschaft tätig waren, wurden zuerst entlassen. Ich gab an etwas von Landwirtschaftsmaschinen zu verstehen und kam so aus dem Lager heraus.
 
G.M.

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