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Mit Beginn der Aufrüstung des Dritten Reiches, starteten 1935 auch die Planungen für das Marine Sperrwaffenarsenal Oxstedt. Da das bereits 1808 gebaute Minendepot in Groden zu dieser Zeit schon an seine Kapazitätsgrenze gekommen war, wurde die Entscheidung für den weiteren Standort an der heutigen Straße 'Am Möhlendiek' getroffen.

Das Areal befand sich in der damaligen Oxstedter Heide am östlichen Rand des Ortes und zur südlichen Grenze des Marine-Schießplatzes - Altenwalde. Ab 1940 nahm die Anlage ihren Betrieb auf, die Aufgabe bestand in der technischen Ausrüstung und Komplettierung von Minen auf Berührungs- und Magnetzünderbasis. Dazu war ein Bunkersystem aus insgesamt größtenteils 53 erdüberdeckten Doppelbunkern östlich von Oxstedt errichtet worden. Der Fertigungsbereich bestand im Wesentlichen aus einer Taktstraße mit 6 Gebäuden (2 Munitionshäuser, 2 Minenhäuser, 2 Zubehörhäuser. Nördlich davon lagen Lok-Schuppen, Garagen, Trafo-Station etc. Das damalige Verwaltungsgebäude lag seinerzeit direkt südlich der Straße Altenwalde-Oxstedt.

Im Laufe des II. Weltkrieges stellte sich heraus, daß der Ausbau zum Fertigungsbetrieb allerdings nicht mehr erforderlich war, da vorhandene Kapazitäten dies bereits abdeckten. Die zahlreichen Munitionsbunker sollten nun ausschließlich zur Einlagerung von Minen genutzt werden. Dafür ist die Anlage in Oxstedt dem Sperrwaffenarsenal Cuxhaven-Groden als Außenlager unterstellt worden. Im Juli 1943 hatte man die Bezeichnung dieser Anlagen von Sperrzeugamt in Sperrwaffenarsenal geändert. Weiterhin lagerte man zudem auch entsprechende Munition für den nahegelegenen Fliegerhorst Nordholz der Luftwaffe ein.
Ein weiterer Vorteil für den Standort lag hier unter anderem auch an der direkten Verbindung an das Schienennetz der Reichsbahn, mit einer entsprechenden Verladerampe, auf der von den Depot-Loren direkt auf die vollspurigen Güterwagen umgeladen werden konnten. Das ausgedehnte Feldbahnschmalspurnetz erreichte alle Munitionsbunker und war sowohl untereinander, als auch mit dem Fertigungs-, dem Versorgungsbereich sowie mit dem Schießplatz Altenwalde verbunden. Um die großen und schweren Minen sicher transportieren zu können, bot sich die Anlieferung auf der Schiene bis vor das Tor der Lagerhäuser an. So waren deutlich mehr Schienenstrecken als Straßen im Sperrwaffenarsenal zu finden, eine Bauweise die in solchen Depots üblich war.

Mit dem Aufbau des Sperrwaffenarsenals erfolgte in den Jahren 1935 - 1940 auch die Aufforstung mit Schwarzkiefern, der vorher nur mit Heide bewachsenen Fläche. Damit sollte eine bessere Tarnung der Anlage erreicht werden.

Von Zerstörungen der Anlage durch Luftangriffe ist soweit nicht berichtet worden, obwohl es gelegentlich Tieffliegerangriffe gab, die allerdings alle erfolgreich abgewehrt werden konnten. So blieb das Marinesperrwaffenarsenal am Ende des Krieges weitgehend intakt und konnte ohne die Gefahr von Blindgängern an die britischen Besatzungstruppen übergeben werden.
Die in den Bunkern verbliebenen Munitionsreste aller Art, wurden später nach Cuxhaven und anschließend per Schiff nach Helgoland verbracht. Diese wurde zur Sprengung der militärischen Bunkeranlagen der Insel 1947 verwendet (
Big Bang). 1948 wurde die Anlage in Oxstedt demilitarisiert und die einzelnen Munitions-Lagerstätten gesprengt. Einige Hügel der ehemaligen Bunker sind heute noch entlang der erst nach dem Krieg gebauten Straße 'Am Möhlendiek' beidseitig zu finden. Nach Berichten von Zeitzeugen wurden nach dem Krieg im nördlichen Teil wie auch auf schon auf dem Fliegerhorst Nordholz verbliebenes Equipment der Wehrmacht, unter anderem auch Geschütze, in großen Löchern entsorgt und mir Erde überschüttet.

Am Nordrand des Geländes wurde das so genannte `Heidelager´ eingerichtet, ein Arbeitslager als Unterkunft für Arbeiter und Bedienstete, aber auch Zwangs- und Fremdarbeiter waren dort untergebracht. Es war teilweise mit bis zu 2.000 Personen belegt.
Erhalten geblieben war nach Kriegsende nur die `Siedlung Kiefernhorst´ genannte Wohnlage, welche später als Unterkunft für Vertriebene und Flüchtlinge diente.

Ab 1963 übernahm die Bundeswehr den Bereich nördlich des "Möhlendiek" wieder und betrieb hier das Marine Munitionsdepot 6 Oxstedt.


Mitte 2023 waren noch alle beschriebenen Gebäude des Fertigungsbereiches vorhanden und mit einem Zaun aus Zeiten der Nutzung durch die Bundeswehr versehen. Es ist allerdings geplant, sämtliche Hallen, Straßen und weiterer noch vorhandener Objekte zu entsiegeln. Grund dafür sind diverse Bauarbeiten auf dem Marinefliegerhorst Nordholz der Bundeswehr, für die diese Kompensationsmaßnahmen vorgesehen sind.

Luftbild von 2021, selbst heutzutage erkennt man noch die Standorte der damaligen Munitionsbunker im Wald und auf den Äckern.

Ein alliiertes Luftbild von 1944, das Marine Mun. Depot in seiner kompletten Ausbreitung.

Beide Aufnahmen 1944 und 2021 einmal übereinandergelegt.

Die Bunker in der Nahaufnahme, oben der Weg ist heutzutage die Straße "Am Möhlendiek". Aufnahme von 03-1945.

Die Fertigungsgebäude der Seeminenproduktion, darunter schon die ersten Munitionsbunker. Aufnahme von 03-1945.

Die 2023 noch bestehenden Hallen des Fertigungsbereiches für die Seeminen. Sie wurden 1944 gebaut und sollen in näherer Zukunft auf Grund einer Kompensationsmaßnahme abgerissen werden.

Eine der Schmalspur - Kleinbahnen nach Kriegsende auf dem Schießplatz Altenwalde. Das Schienennetz verlief von hier aus bis auf das Areal des Marine Sperrwaffenarsenal Oxstedt.


Das Bereich des ehemaligen Munitionsdepots westlich der Straße "Am Möhlendiek" heutzutage

Die Reste eines gesprengten Doppel-Munitionsbunkers auf der Südseite der Straße "Am Möhlendiek".


Die einzelnen Munitionsbunker waren damals mit einer dicken Erdschicht zum zusätzlichen Schutz überdeckt worden. Nach den Sprengungen der Anlage in Folge der Demilitarisierung durch die britischen Besatzungstruppen, wurden die Betonreste später entsorgt oder gemeinsam mit dem Aushub zu Hügeln zusammengeschoben. Gerade im Waldbereich auf der Nordost-Seite der Straße ist dies der Fall und gut zu erkennen. Auf der gegenüberliegenden Seite wurden die Bunker größtenteils komplett entfernt und die Überdeckung verteilt, diese Flächen werden heutzutage wieder beackert. An einigen Stellen blieben die Bunker allerdings genau so unverändert, wie sie damals gesprengt wurden (siehe Fotos unten).

Quelle: Relikte.com, Gerd Wildfang, MB.

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