Get in touch
555-555-5555
mymail@mailservice.com

Die Geschütze der Batterie


 Zur Geschützausbildung gehörte das Auswendiglernen der folgenden Beschreibung des Geschützes. Sie lautete:
 
Das Geschütz, an dem wir ausgebildet werden, ist eine 10,5 cm Flak S K,C 32,
n.L. in 8,8 cm M.-P.-L,C, 30, D.
 
Das heißt: 10,5 cm ist das Kaliber des Geschützes.
 
Flak heißt: Flugzeugabwehrkanone.
 
S.K. heißt: Schnellladekanone, C 30 ist das Konstruktionsjahr des Rohres.

n.L. heißt: neuer Rohraufbau mit Ladevorrichtung, in 8,8 cm M.P.L. heißt : Das Geschütz steht auf einem festverschraubten Sockel und läßt sich horizontal nach jeder Seite um 360 Grad schwenken, C 30 ist das Konstruktionsjahr des Pivotsockels, D. heißt: Deckenschutzschild.
 
Die Hauptteile des Geschützes sind: 
 
Das Rohr mit Boden- oder Verschlußstück, die Wiege mit Rücklaufbremse und Vorholeinrichtung, der Wiegenträger, der Pivotsockel mit Erhöhungsring, die Höhen- und Seitenrichtmaschine, die Visiereinrichtung und das Deckenschutzschild.
 
Das Rohr:
 
In dem Rohr wird die Patrone zur Entzündung gebracht und dem Geschoß Richtung und Bewegung verliehen.
 
Die Teile des Rohres sind:
 
Das Boden- oder Verschlußstück, das Mutterrohr mit Überwurfmutter, das Futterrohr und das Mündungsstück. Das Futterrohr ist von hinten in das Mutterrohr eingeschoben und legt sich mit seiner hinteren Fläche gegen den Gewindering. Das Mündungsstück ist von vorn in das Mutterrohr eingeschoben und legt sich mit seiner hinteren Fläche gegen die vordere Fläche des Futterrohres. Die Überwurfmutter verbindet alle Teile zu einem Ganzen. An der Überwurfmutter sind Dichtungen angebracht, die ein Eindringen von Schmutz und Wasser verhindern. Am Mutterrohr und Mündungsstück sind Keile angebracht, die ein Verdrehen der Züge und Felder zueinander verhindern. Ferner sind zwischen Futterrohr und Mutterrohr Keile angebracht, die ein Verdrehen der beiden Teile (Futterrohr und Mündungsstück) verhindern. Wir unterscheiden ein Rohräußeres und ein Rohrinneres.
 
Das Rohräußere teilen wir ein in das Boden- oder Verschlußstück, den zylindrischen Teil und das lange Feld. Das Boden- oder Verschlußstück ist von hinten auf das Mutterrohr aufgeschoben und wird von dem bronzenen Verschraubungsring, der mittels Zahnsegment gesichert ist, gehalten. Mit dem zylindrischen Teil lagert und gleitet das Rohr in der Wiege .Ferner läuft es zum langen Feld aus. Auf dem langen Feld sind zwei wulstartige Verstärkungen zum Anbringen einer VO- Meßvorrichtung. Ferner sind an der Mündungsfläche senkrechte und waagerechte Einhiebe zum Spannen eines Fadenkreuzes. Außerdem ist der 8.,16.,24. und 32.Zug angegeben um einen ausgerollten Zug feststellen zu können. Das Rohrinnere teilen wir ein in das Patronenlager, den Übergangskonus und den langen‚ gezogenen Teil. Das Patronenlager ist glatt gehalten und der Patrone entsprechend gearbeitet. Der Übergangskonus ist ein Abflachen der Felder nach hinten und ermöglicht ein besseres Einführen des Führungsmaterials in die Züge. In dem langen gezogenen Teil sind 32 Züge eingeschnitten, die sich von links nach rechts drehen und dem Geschoß den Rechtsdrall geben. Vom Feld zum gegenüberliegenden Feld beträgt der Abstand 10,5 cm und ergibt das Kaliber des Geschützes. Der Verschluss: Der Verschluss der 10,5 ist ein selbsttätig sich spannender Fallblockverschluss mit einer Vorrichtung zum Wiederspannen. Er öffnet sich bei noch nicht ganz beendigtem Vorlauf des Rohres, wird gleichzeitig gespannt und wirft die Hülse aus. Beim Laden schließt er sich von selbst. Eine Sicherung verhindert ein unbeabsichtigtes Abfeuern des schußbereiten Geschützes, sowie ein Öffnen des Verschlusses. Bei einem Versager kann ich den Verschluß wieder spannen ohne ihn zu öffnen, indem ich den Wiederspannhebel nach hinten ziehe. Das Auswechsein der Schlag- ‚Spann-,Wiederspann-, Abzugssicherung und Auswurfeinrichtung, sowie das Herausnehmen des ganzen Verschlussteiles ist ohne jegliches Werkzeug ausführbar. Die Hauptteile des Verschlusses sind: Verschlussbeweger, Bewegungseinrichtung, Schlag-, Spann-, Wiederspann-, Sicherungs-, Auswerfervorrichtung und Verschlusskeil. 


Harald Schönemann

Geschütz 3
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Geschütz 4 auf seiner Betonkesselbettung
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Geschützexerzieren

Beim Geschützexerzieren wurde ein festes Reglement benutzt. Der Ablauf der einzelnen Funktionen sollte in möglichst kurzer Zeit gewährleistet sein, damit die Salven der Batterie in schneller Reihenfolge abgegeben werden konnten. Die Geschützbedienung war in Nummern eingeteilt. Die Tätigkeiten mussten ohne Verzögerung ineinandergreifen. Dafür waren nur 5 Sekunden Zeit zur Verfügung, denn so war der Salventakt.
 
Exerzier-Reglement.
 
Geschützführer: Mit praktischem Unterricht, abschnittsweise Flak- Granaten nach Kommando.
 
Nr.7: erfasst den Handhebel des Verschlusses und steht klar zum Öffnen.
 
Nr.9 und Nr.10: rufen die befohlene Geschossart aus, holen Patronen zur Zünderstellmaschine und legen sie ein, rufen "Flak- Granaten".
 
Geschützführer: Öffnet!
 
Nr.7: öffnet den Verschluss, tritt zur Zünderstellmaschine und steht klar zum Laden.
 
Nr.8: steht an der Zünderstellmaschine klar zum Einstellen.
 
N.9 und Nr.10: holen weitere Patronen zur Zünderstellmaschine und stehen klar zum Einlegen.
 
Geschützführer: Zielansprache: Flugzeug 90 Grad, 50 Grad Zielhöhe, 1800 TV + 1 45 hoch 20 links 80. "Richt!
 
Nr.1: wiederholt den befohlenen Höhengrad, schneidet das Ziel der Höhe nach an, hält es dauernd in der Visierlinie fest und meldet :"Ziel aufgefasst!“.
 
Nr.2: wiederholt den befohlenen Seitengrad, schneidet das Ziel der Seite nach an, hält es dauernd in der Visierlinie fest und meldet: "Ziel aufgefasst!"
 
Nr.3: stellt laufend Zielhöhe und Entfernung unter Berücksichtigung der TV ein.
 
Nr.4: stellt laufend Regler und Windregler ein.
 
Nr.5: stellt laufend Schieber und Windschieber ein.
 
Nr.8: stellt laufend Zielhöhe und Entfernung‚ bzw. Zünderlaufzeit an der Zünderstellmaschine ein.
 
Geschützführer: "Eine Salve!"
 
Nr.7: entnimmt auf Ladebefehl der Zünderstellmaschine eine eingestellte Patrone, lässt sie über den linken Unterarm in die Lademulde gleiten, achtet darauf, daß der Zünder nicht gegen das Rohrmetall und der Geschoßkopf nicht gegen die Krallen des Auswerfers stößt und setzt mit einem kräftigen Ruck an. Die Hand bleibt solange zur Faust geballt am Boden der Patrone bis sie vom steigenden Verschluss nach oben gedrückt wird, tritt frei vom Rohrrücklauf und meldet "Geschlossen!
Nr.9 und Nr.10: ergänzen die der Zünderstellmaschine entnommenen Patronen.
 
Geschützführer : feuert ab. (Nr.6 ruft beim Exerzieren :"Schuss“)
 
Nr.7: öffnet beim Exerzieren den Verschluss.
 
Nr.6: fängt beim Exerzieren die Patrone und beim Schießen die Hülse und legt sie bei Seite.
 
Geschützführer:  "Halt! Batterie Halt! "
 
Nr.1: senkt das Rohr auf Null Grad.
 
Nr.2: schwenkt das Geschütz in Zurrstellung.
 
Nr.3 Nr.4 und Nr.5: stellen alle Einstellungen auf Null.
 
Nr.7: schließt und entspannt den Verschluß.
 
Nr.8: stellt Totstellung an der Zünderstellmaschine ein.
 
Nr.9 und Nr.10: bergen die Patronen (beim Schießen: die Hülsen).

Harald Schönemann


Das Erkennen von Flugzeugen - Flugzeugerkennungsdienst

Zu unserer allgemeinen Ausbildung gehörte auch das rasche und sichere Erkennen von Flugzeugen. Zunächst müssten die augenfälligsten Merkmale erarbeitet werden. Dazu gehörte die Feststellung‚ ob Eindecker oder Doppeldecker, die Ermittlung der Motorenzahl, die Bestimmung von Form und Anordnung von Flügel und Leitwerk, die Abschätzung von Größe und Geschwindigkeit und die Beurteilung des Verhaltens des Flugzeuges.
 
Hierbei wirkten sich folgende Umstände erschwerend aus: Die oft große Flughöhe, die zunehmende Vereinheitlichung in der Bauweise und die durch den Anstrich bewirkte Tarnung.
 
Als erstes waren die deutschen Flugzeugtypen nach Bildern und Schattenrissen zu bestimmen. So hatten bei uns die Flugzeugtypen ihre bestimmten Beinamen, bei denen das Erlernen leichter fiel. So das Kampfflugzeug von Heinkel, die He 111 (Spatenleitwerk), oder die Dornier Do17 (Fliegender Bleistift),die Junkers JU 52 und die W 34., die durch ihre Schwerfälligkeit auffielen. Auch waren die Messerschmidt Me109 (Jagdflugzeug) und Me 110 (Zerstörer, vorwiegend Nachtjäger) dabei.
 
Ebenso wichtig war das Erlernen von Merkmalen der feindlichen Flugzeuge der englischen und amerikanischen. Während in den ersten Kriegsjahren die Bristol-Blendheim in der alten und der neuen Form, die Vickers Wellington und die Hamden Hereford einflogen, (zweimotorige Langstreckenbomber)kamen später die viermotorigen fliegenden Festungen (oft ohne Jagdschutz) wie die Boeing YB 17, die Lancaster, die Liberator und die Halifax - dazu.
 
Hatte man auf einem Leitstand Wache, so mußte man beim Anflug einer Maschine möglichst schnell ermitteln ob es sich um ein deutsches oder ein feindliches Flugzeug handelte.
 
Wie wichtig diese Schulung war, stellte sich bei folgender Begebenheit heraus: Ein Obergefreiter hatte auf Flak-Ost Ausguck-Wache .Er sichtete eine feindliche Maschine aus Richtung Brunsbüttel im Tiefflug in die Grimmershörnbucht kommend. Auf Grund der schnellen Erkennung handelte er sofort. Er schlug ein Magazin der 2 cm an und beschoss allein das Flugzeug. Da er durch einige Schuß den Vorhaltewinkel erkannte ‚saßen seine weiteren Schüsse genau. Zwar war die Maschine durch Flak-Beschuss schon beschädigt, aber der Abschuss wurde der Batterie zuerkannt. Doch diese Begebenheit hatte noch ein Nachspiel: Der Obergefreite wurde mit dem EK ausgezeichnet, musste aber, da er ohne Feuererlaubnis geschossen hatte, auf 3 Tage in den "Bau".
 

Share by: