Topografische Lage des Werkes und seine Rolle in der Gesamtverteidigung


Das Fort lag gut einen Kilometer nordwestlich des Hafens von Cuxhaven entfernt, auf dem Vorsprung des großen Elbeiches. Es kontrollierte das Fahrwasser der Elbe von der Flussmündung nach Norden bis über die gegenüberliegenden Wattflächen des Werkes und flussaufwärts. Weiterhin war seine Aufgabe die artilleristische Unterstützung des Fort Kugelbake.

Bauform


Die Festung Grimmershörn wurde bereits 1870 auf Grund der Spannungen mit Frankreich zur Sicherung des Elbfahrwassers als "Provisorisches Fort" an seiner späteren Lage erstellt. Allerdings wurde es zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus Stein und Beton, sondern wegen Zeitgründen nur aus Holz, Sand und Erde erstellt.
Nach Abschluss der Feindseligkeiten wurde es von 1877 bis 1879 in Form einer Redoute (halboffene Feldschanze), dessen Hauptfront parallel zum Deich verlief komplett neu aufgebaut.
Der Zugang zum Fort war ein offener Einschnitt im Kehlwall mit Voll und Gittertorabschluß. Die Maße der Anlage betrugen in der Länge der Front 175 m, die Tiefe der linken Flanke 82 m und die Tiefe der rechten Flanke 60 m. Die linke Flanke, sowie der linke Teil der Frontbettungen wurde beim Bau für Geschütze mittleren Kalibers in Schiffskasematten konzipiert. Die darunter liegenden Hohlschulterwehren, dienten als Geschoss- und Kartuschräume, sowie zur Aufnahme der Munitionsfördereinrichtungen. Weiterhin gab es dort Räumlichkeiten für Wachunde, Bereitschaftsräume sowie ein Motoren- und Akkumulatorenraum. In der linken Torkasematte befand sich die Telefonzentrale, in der rechten Torkasematte der Telegraphenraum und die Vermittlungszentrale der Batterie.
Offene Zugführerstände lagen zwischen je zwei Kasematten, zwei weitere splittersichere Kommandeurstände in der Mitte der Batterie auf den Hohlschulterwehren. Der Kehlwall des Fort's, war gegen Angriffe zur Infanterieverteidigung ausgebaut.

Nach Abschluss der endgültigen Fertigstellung des
Fort Grimmershörn 1880, bestand dessen Bewaffnung aus 8 x 21 cm. Mantelringkanonen RK L/22. Doch bereits 1883 wurden die Bettungen 5 - 8 (Linke Flanke) bereits wieder umgebaut und die Armierung dort auf 4 x 28 cm Mantelringkanonen RK L/22 verstärkt.

Von 1907 bis 1908 wurde das Fort dann noch einmal einer Umgestaltung unterzogen. Dies hatte zur Folge, dass in den Geschützbettungen der linken Flanke
8 moderne 15 cm. SK L/40 Schnellfeuerkanonen in M.P.C.L/97 Küstenlafette installiert wurden. Als Sekundärbewaffnung erhielt die Anlage 8 x 5 cm. SK L/ 40 Schnellfeuerkanonen.

In den Bettungen der rechten Frontseite, wurden die alten Geschütze ebenfalls entfernt und durch
4 neue Schnellfeuerkanonen 10,5 cm. Ubts.u.Tbts. FLAK SK L/45 in Ubts.u.Tbts.L.C/1916 mit Schutzschildern ersetzt. Als Sekundärbewaffnung gab es 4 x 3,7 cm. Geschütze.
Nach diesem Umbau erhielt die neu bewaffnete rechte Front den Namen "
Uferbatterie Grimmershörn".
Zur Vorfeldbeleuchtung befand sich 50 Meter östlich davon, ein auf einem Holzgestell aufgebauter  Scheinwerfer G 120 (Scheinwerfer III) mit einer Leuchtweite von 3.500 Metern.
Nach Ende des ersten Weltkriegs, wurden durch die Auflagen der Pariser Friedensverhandlungen auch hier im
Fort Grimmershörn sämtliche Waffen entfernt.

Quelle: Interalliierter Friedenskontrollausschuss, Gerd Wildfang.

Batterie "Fort Grimmershörn"

Batterie "Fort Grimmershörn"

Querschnitt durch die "Batterie Fort Grimmershörn"

"Fort Grimmershörn" ab 1908.

Fort Grimmershörn um 1890, anscheinend durften Zivilisten seinerszeit noch direkt am Schutzwall der Kasematte den Deichweg entlang laufen.

Rechts das Fort Grimmershörn, links das Gebäude der damaligen Seebadeanstalt Cuxhaven.

Quelle: Amtsblatt der Freien und Hansestadt Hamburg Nr.16 1889 Seite 108


Bewaffnung:

Friedrich Krupp: 15 cm Schnellfeuerkanone SK L/40 in Mittelpivotlafette (links Schildhälfte als Schnittbild).

Werte:

  • Kaliber
  • Rohrlänge
  • Schussfolge
  • Reichweite

150 mm

5,40 m

4 - 5 Schuss/Min.

13.700 Meter


Friedrich Krupp: 5 cm Schnellfeuerkanone SK L/40.

Die in erster Linie als Bordgeschütz für Torpedo- und U-Boote entwickelte Kanone, wurde in diesem Fall auch als Küstengeschütz auf der rechten Frontseite der Batterie Grimmershörn eingesetzt.

  • Kaliber
  • Rohrlänge
  • Gewicht
  • Schussfolge
  • Projektil


50 mm

2,00 m

280 Kilogramm

10 Schuss/Min.

Spgr. Patr. L/3,3 (1,75 Kg)


10,5 cm Schnellfeuerkanone SK L/45 in Mittelpivotlafette

Von diesen Geschützen waren 1908 vier Stück auf der rechten Flanke des Fort Kugelbake verbaut worden. Die Batterie wurde fortan als Uferbatterie Grimmershörn bezeichnet.

  • Entwicklungsjahr
  • Kaliber
  • Geschützlänge
  • Gewicht
  • Schussfolge
  • Reichweite

1906
105 mm

4,725 m
1,450 Kg

15 Schuss/Min.

12.700 Meter


Batteriebesatzung

Die Bedienung der Geschütze von Batterie Grimmershörn und Uferbatterie Grimmershörn, oblag der 4. Kompanie der 4./ Matrosen-Artillerie-Abteilung Cuxhaven, die ihre Unterkunft gleich nebenan in der Seedeichkaserne hatte.


Das Fort Grimmershörn im Zweiten Weltkrieg

Zu Beginn des Krieges im September 1939 hatte das ehemalige Fort keine tragende Rolle mehr, eine entsprechende Bewaffnung fehlte völlig. Die Festung wurde damals hauptsächlich für die Ausbildung zukünftiger Soldaten der Grimmershörnkaserne genutzt. Weiterhin gab es auf der Kasematte ein großes Holzgestell, auf dem ein 150 cm. Flakscheinwerfer (Leuchtgruppe 2) aufgebaut war. Erst Ende 1944 mit der Verstärkung der Deutschen Bucht, wurden 4 x 10,5 cm SK/C 32 U Geschütze, zur Abwehr gegnerischer Seestreitkräfte installiert.

Mehr darüber unter 6./M.A.A. 114 Batterie Grimmershörn.


Das Areal heute ....

Nach dem Krieg wurde das ehemalige Fort Grimmershörn demilitarisiert und 1949 durch die britischen Besatzungtruppen gesprengt. Im Anschluß wurden die Trümmer beseitigt, das Areal verfüllt und zu einem Parkplatz umgewandelt. Auf einem Teil entstand später die Seefahtschule Cuxhaven.
Bei den Bauarbeiten während  der Deicherhöhung in den achtziger Jahren, kamen die Reste der Festung dann wieder zum Vorschein. Allerdings durften keine festen Objekte mehr im zukünftigen Deichkörper verbleiben. Aus diesem Grund wurden sämtliche Betonreste des Forts restlos entfernt.

Die Trümmerreste des Fort Grimmershörn nach Sprengung durch die Engländer, Anfang der Fünfziger Jahre.

Ein Foto zum Ende der fünfziger Jahre. Die Betonreste des Fort Grimmershörn, wurden oberflächlich entfernt und die Fläche zu einem Parkplatz befestigt. Im Hintergrund die zu dem Zeitpunkt noch vorhandene ehemalige Bretterkaserne.

Ende der sechziger Jahre. Auf dem östlichen Teil des ehemaligen Forts, fand die heutige Seefahrtschule ihren Platz. Das Gelände der Grimmershörnkaserne wurde seinerzeit durch die Bundeswehr genutzt.

Standort des damaligen "Fort Grimmershörn" rot eingefärbt.

Plan des "Fort Grimmershörn" von 1927 über einem Luftbild von 2022.