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Als Munitionsanstalt wurden im Deutschen Reich heeres- bzw. wehrmachtseigene Einrichtungen bezeichnet, die hauptsächlich zur Laborierung (Bearbeitung) und Lagerung von Munition dienten. In den Munitionsanstalten erfolgte hauptsächlich die Fertigstellung von gebrauchsfähiger Munition aus scharfen, unscharfen Munitionsteilen sowie die Instandsetzung, Verladung und deren versandt. Für die anfallenden Arbeiten verfügte eine Munitionsanstalt unter anderem über Arbeitshäuser zur Laborierung und Delaborierung der Munition. Packmittelschuppen dienten zur Aufbewahrung von leeren Munitionskisten. Munition und Munitionsteile wurden in Munitionshäusern gelagert. Für die MUNA der Kriegsmarine waren bis 1943 die Bezeichnungen Marine-Artilleriezeugamt und Marine-Sperrzeugamt, später dann Marine-Artilleriearsenal und Sperrwaffenarsenal gebräuchlich.


Die Munitionsanstalt "Fort Thomsen" war 1938 geplant und von 1939 bis 1941 zwischen den beiden Ortsteilen Duhnen und Stickenbüttel errichtet worden. Sie unterstand der Kriegsmarine und war dem Marine-Artilleriezeugamt Cuxhaven unterstellt. Gebaut wurde diese auf dem östlichen Geländeteil, der gleichnamigen früheren 28 cm. Mörserbatterie. Der gesamte Komplex bestand aus dem Laboratorium, der Hülsenwerkstatt, mehreren Schuppen, dem Werkstattgebäude, dem Nebelschuppen, der Wohnbaracke, dem Trafogebäude, Sozialanlagen und dem Wachhaus. Zum Schutz der Anlage gegen Tiefflieger gab es drei leichte Flakgeschütze auf entsprechenden Betonhochständen. Umgeben war das gesamte Areal mit einem massiven Stacheldrahtzaun. Nach der Beurteilung fand auf der Anlage nur eine Reinigung und Instandsetzung von Munition statt, dabei wurden wohl in erster Linie leichte Kaliber bearbeitet. Diese Arbeiten, wurde hauptsächlich von verpflichteten Frauen aus der näheren Umgebung von Cuxhaven durchgeführt. Eine reine Fabrik zur Herstellung von Munition an diesem Standort, lässt sich bislang nicht nachweisen und hat es offenbar auch nicht gegeben. Daher ist die oftmals verwendete Bezeichnung "Munitionsfabrik Fort Thomsen" nicht zutreffend.
Weiterhin wurden hier während des Krieges entschärfte Blindgänger aus dem Abschnitt Cuxhaven gesammelt und gelagert. Über deren weiteren Verbleib bzw. was letztendlich damit geschah, ist nichts bekannt.
Obwohl die Alliierten durch Aufklärung vom Standort in Fort Thomsen wussten, gab es keinen einzigen Luftangriff auf die Munitionsanstalt. Nach dem Krieg und der Demilitarisierung der Anlage, zog anschließend eine Knopf- und Kleiderfabrik in die verbliebenen Gebäude der vormaligen MUNA ein. Heutzutage hat hier der Bauhof (Kurverwaltung) der Nordseeheilbad GmbH seinen Sitz und nutzt weiterhin die immer noch bestehenden Gebäudeteile. Der östliche und südliche Teil des Areals wurde 2020 von der
BIMA verkauft und ist heutzutage im Besitz der Stadt Cuxhaven.

Quelle: Wikipedia, M.B., Gerd Wildfang

Bild links:

1. - 3. Flakhochstände für leichte Flak 2 cm
4. Wärterhaus

5. Lagerhaus

6. MUNA Komplex
7. Wohnbaracke
8. Nebelschuppen

Die Anlage befand sich auf dem Gelände der ehemaligen 28 cm Mörserbatterie. Die Befestigungsanlagen aus Beton waren seinerzeit noch vorhanden und wurde stellenweise genutzt, eine schwere Bewaffnung gab es allerdings nicht mehr. Der gesamte Komplex der ehemaligen Mörserbatterie wurde nach dem Krieg gesprengt und komplett entsorgt. Nur die Gebäude der ehemaligen MUNA blieben bestehen.

Bild links:

1. Das ehemalige Wärterhaus wurde durch einen Neubau ersetzt.

2. Das Lagerhaus, es ist inzwischen abgerissen worden.

3. Die ehemalige Wohnbaracke wird weiterhin als Wohnungen vermietet.
4. Der ehemalige Nebelschuppen ist heutzutage Gebäude eines Campingplatzes.
5. Der heutige Bauhof der Nordseeheilbad GmbH Cuxhaven.

Die Grundstruktur des ehemaligen Forts ist auch heutzutage noch gut zu erkennen. Unter dem Baumbestand befinden sich noch immer die alte Erdwallanlage mit den Festungsgräben um zu. Dieser Bereich ist seit etwa Anfang der fünfziger Jahre ein Naturschutzgebiet. Der Grund damals war mit Sicherheit nicht der Sinn des Naturschutzes, sondern um zu verhindern das Personen durch das Gelände streifen oder noch schlimmer dort im Boden graben. Denn trotz mehrfacher Sondierungen nach Kriegsende, gilt das Gelände nicht als Munitionsfrei. Es muss immer noch davon ausgegangen werden, dass sich im Boden und vor allen Dingen in den Fortgräben weiterhin entsorgte Sprengkörper befinden.

Der Komplex der Munitionsanstalt im Plan des Marine-Neubauamtes von 1938
Quelle: F.O.

Heutzutage nutzt der Bauhof der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH das Gelände. Zu erkennen sind die drei original verbliebenen Gebäude, die Halle links ist ein Neubau.

Das ehemalige Wärterhaus an der Einfahrt zum Fort Thomsen an der Duhner Allee.

Das ehemalige Lagerhaus der Munitionsanstalt, gebaut wurde es bereits im Frühjahr 1929 als Artillerie-Lagerhalle. Sie wurde 2022 abgerissen um Platz für den Neubau der Freiwilligen Feuerwehr Duhnen - Stickenbüttel zu schaffen.

Blick auf die gesprengten Reste des "Fort Thomsen" nach 1946. Sicht aus Einfahrt der "Duhner Allee".
Quelle: Privat

Große Mengen Schutt sind hier bereits abgefahren. Die komplette Beseitigung der Bunkeranlage dauerte allerdings bis Anfang der sechziger Jahre.
Quelle: Privat

Der Sicherheitszaun, der um das ganze Gelände verlief. Hier im Hintergrund der "Vier Schneeden Weg".
Quelle: Privat

Sicht aus Richtung Westen. Hinten das immer noch existierende Laboratorium. Links die gesprengten Reste der alten Mörserbatterie.
Quelle: Privat

Blick von der Rückseite der Lagerhalle von Süd, auf die gesprengten Reste des ehemaligen Forts.
Quelle: Privat

Soldaten und Belegschaft der Marine Munitionsanstalt des Fort Thomsen auf einem Gruppenbild
Quelle: Privat


Flakschutz der Munitionsanstalt "Fort Thomsen"

Zur Abwehr feindlicher Tiefflieger, war das Areal mit drei Hochständen für leichte Flak umgeben. Einer stand in Höhe der heutigen Einfahrt zum "Vier Schneeden Weg", der zweite befand sich an der Südseite des Geländes an der heutigen "Duhner Allee" und ein dritter befand sich östlich der neuen Halle auf dem Geländeteil der "NHC". Die Türme wurden nach Bauplan der Kriegsmarine "Planheft für den ortsfesten Einbau von Flak-Mitteln" aus Stahlbeton errichtet. Nicht bestätigt aber zu vermuten ist, das sich darauf jeweils ein 2 cm. Flakgeschütz Modell 30 befand. Um 1949 wurden die Türme spätestens abgerissen und gesprengt. Bisher gibt es keine Fotos von diesen nicht ganz unauffälligen Gebäudestrukturen.

Die Lage der drei Flaktürme auf dem Gelände des Fort Thomsen.

Bauplan aus dem "Planheft für den ortsfesten Einbau von Flak-Mitteln".
Quelle: Privatsammlung O.W.


Kindheit und Jugend waren in den Kriegsjahren keine Zeit der Freizeit. Alles hatte sich den Umständen anzupassen. Die damals 15 jährige "lnge Letto" berichtet, wie ihr Schulleben ungefragt zu Ende ging und sie unter anderem bis Kriegsende in der MUNA im "Fort Thomsen" eingesetzt wurde.

In den Sommerferien 1944 wurden alle Schüler der Handels- und Haushaltsschule verpflichtet, drei Wochen Kriegsdienst zu leisten. Entweder beim Bauern, in einer kinderreichen Familie oder in der Munitionsfabrik.
Unsere Klasse kam nach Groden, um im dortigen Minendepot zu arbeiten. Ich wohnte in Stickenbüttel und bewarb mich wegen des langen Weges nach Groden im Fort Thomsen, damals Munitionsfabrik. Um 7 Uhr dort melden. Ich wurde in einen Raum geführt, gefüllt mit Spinden. Bekam einen Spind zugeteilt, eine Feile in die Hand gedrückt und Sandpapier.
In Halle 5 melden. Ich stand da und wusste nicht, wie mir geschah. lch öffnete die schwere Tür und sah einen langen Tisch mit Granaten. Rundherum saßen ungefähr zwölf Frauen und putzten und schmirgelten Granaten. An den Wänden standen mehrere Munitionskisten. Ich wurde freundlich aufgenommen und eingewiesen, wie man rostige 2-cm- und 3,5-cm-Granaten wieder blank bekommt. Dabei wurde oft gesungen und gelacht. Auch zusammen geweint, wenn wieder eine der jungen Frauen die Nachricht bekommen hatte, ihr Mann sei für Volk und Vaterland gefallen.
Mittagessen gab es im Hauptgebäude und auch Luftschutzkeller, was kein angenehmes Gefühl war. Bei der Arbeit ging es um Materialerhaltung. Manchmal haben wir auch Zettel mit reingelegt: Schöne Grüße !
Ein paar Tage vor dem Ende des Krieges wurde Thomsen aufgelöst. Jeder konnte mitnehmen, was zu gebrauchen war. Ich lief nach Haus, um mit meinem Großvater und unserem Blockwagen Munitionskästen als Feuerung zu holen. In einer Kiste fanden wir noch Handgranaten. Wir wussten gar nicht, was wir damit anfangen sollten. Mein Opa hat sie dann in der Sandkuhle vergraben.

Quelle. Sonderheft der Cuxhavener Nachrichten "Weltkriege in Cuxhaven" von 2014. Recherchiert von Maren Reese-Winne.


Altlasten

Auszug aus der Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen und dem vorläufiger Abschlußbericht vom Juni1997. Letztendlich besteht immer noch der Verdacht einer gewissen verbliebenen Restmenge auf dem Gelände, vornehmlich dem Bereich des Naturschutzgebietes und im Wallgraben.
Quelle: LBEG Niedersachsen

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