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Am 11.06.1943 griffen amerikanische Luftstreitkräfte der 8th Air Force in einem großen Unternehmen die Städte Bremen, Wilhelmshaven, sowie weitere Gelegenheitsziele im Nordwesten Deutschlands an. Hauptziele dieser Mission waren die Hafen- und Industrieanlagen, Infrastruktur sowie U-Boot-Basen der zwei Städte.

Zum Angriff auf Wilhelmshaven und Bremen setzte das alliierte Bomberkommando die bis dahin größte Anzahl schwerer Bomber ( 252 Maschinen) ein, die jemals zu einer einzigen Mission entsandt wurden. Dies war der erste geflogene Einsatz seit dem 29. Mai 1943, nachdem Anfang Juni in Großbritannien schwere Bomberstreitkräfte aufgebaut wurden. Seitdem gab es im Vereinigten Königreich 17 schwere und 3 mittlere Bombengruppen.


Die erste Einheit dieser Formation war eine kombinierte Streitmacht von 166 B-17 (Flying Fortress), die vom 1. Bombengeschwader entsendet wurden: 91BG (21); 92BG (14); 303BG (25); 305BG (24); 306BG (27); 351BG (24); und 379BG (31), Ziel war die Bombardierung der Marineanlagen in Wilhelmshaven. Hierbei handelt es sich um eine Operation mit „maximalem Aufwand“.


Eine zweite Formation von 97 Boeing B-17 (Fliegende Festung) wurde vom 4. Bombengeschwader entsandt: 94Bomb-Group (29); 95BG (29) und 96BG (28) widmeten sich Zielen in Bremen.


Im Endanflug auf Bremen, stellte die Führungsmaschine der 94. Bomb Group im Zielgebieteine allerdings eine Schlechtwetterzone mit Cumoluswolken (Gewittertätigkeit) fest. Das vor Ort herrschende Wetter ließ einen erfolgreichen Angriff auf die Stadt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu und nur deshalb, wurde Cuxhaven an diesem Tag zum alternativen Gelegenheitsziel erklärt. Hierzu führte der Gefechtsverband eine 200° Wende durch und ging auf nordwestlichen Kurs. Zwischenzeitlich hatte sich auch das 96.BG. mit seinen B17 Bombern der 94. Bomb Group angeschlossen. Damit bestand die gemeinsame Verbundgruppe 401. nun aus 30 Boeing B 17 Bombern.


Östlich von Cuxhaven, setzte der führende Bombenschütze der 94.BG sein Primärziel für den Bombenabwurf auf den Bereich zwischen dem Amerikahafen und dem Bahnhof. Der leitende Bombenschütze der 96.BG. fand kurzfristig kein direktes Primärziel und setzte seine Abwurfpunkte grob gesehen vom Hafen über das Stadtgebiet. Die 94. Gruppe warf ihre Sprengbomben aus 27.000 Ft. (8230m) ab, die 401 aus 25.500 Ft. (7770m) ab, Flugzeit der Bomben, ca. 30 Sekunden.


Die amerikanische Luftauswertung beschreibt im Nachhinein 38 Treffer in der direkten Innenstadt Cuxhavens, 8 Einschläge befanden sich im Bahnhofsumfeld, 4 Treffer gab es auf der Pier im Amerikahafen, 31 Einschläge gingen im Hafen ins Wasser und 17 Bomben fielen auf freies Feld. Das direkte Zielfeld war 1500 Meter x 330 Meter groß.


Während des Anflugs wurde die Führungsmaschine durch Flakfeuer der Cuxhavener Batterien schwer getroffen und musste die Formation verlassen, alle anderen Bomber setzten ihren Anflug erfolgreich durch. Die beschädigte Maschine wurde später über der Nordsee durch einen Jagdflieger abgeschossen.

An sonsten wurde der Flakbeschuss während des Angriffs auf Cuxhaven als moderat und ungenau beschrieben. Allerdings kam der Verband bei Helgoland noch einmal unter schweren Beschuss. Zwischenzeitlich wurden die Bomber der 401. zudem durch etwa 25 – 50 deutsche Jäger mehrfach attackiert. Dabei handelte es sich um FW. 190, Me. 109, Ju. 88, Me. 110 und Me. 210. Die Jäger griffen in der Regel zu zweit aus der Sonne an und waren nach Aussagen sehr hartnäckig. Später flogen sie auf Sicherheitsabstand und stießen dann schlagartig frontal zum Angriff. Laut Beobachtungen wurden 9 deutsche Jäger abgeschossen und 13 beschädigt.


Der gesamte Angriff auf die beiden Hafenstädte fand ohne eigenen Jagdschutz statt. Mit dem Datum des 11.6.1943 intensivierten die RAF und die Amerikaner ihre Luftangriffe auf deutsche Städte. Es begann die "Combined Bomber Offensive" der Alliierten: Tags starteten die Amerikaner Präzisionsbombardements - nachts folgte die RAF mit Flächenbombardements.

Quelle: Hauptquartier VIII Bomber Command, USAAF, APO 634, Gefechtsbericht

Ausschnitte des Berichts des Hauptquartiers der 8. USAAF Bomberflotte zum Angriff auf Cuxhaven am 11.06.1943

Datei herunterladen

Der komplette Missions Report (62) vom Angriff am 11.06.1943 auf die Städte Wilhelmshaven, Cuxhaven und weiterer Gelegenheitsziele als PDF.

Nachfolgender Bericht des Angriffs vom 11.06.1943 von 1956.

Flugroute der amerikanischen Bomb Groups auf Bremen, Wilhelmshaven und Cuxhaven am 11.06.1943.

Die angreifende 94th Bomb Group auf Cuxhaven.


Ausschnitte aus dem vorliegenden Gefechtsbericht des IV. Wing des 8./ US-Bomberkommandos

www.digitalhistoryarchive.com


Berichte aus den Kriegstagebüchern des Kommandanten Abschnitt Cuxhaven und Befehlshaber der Nordsee zu diesem Luftangriff.


Die Spur der 30 Bomber war für Cuxhaven erheblich. Die Luftbilder der Amerikaner zeigen zahlreiche Explosionen südlich des Stadtkerns, in der Innenstadt im Hafenbereich und auf der Elbe. 39 Personen, darunter auch Kinder, kamen zu Tode. Während des Luftangriffs wurden 150 Sprengbomben a 450 Kilogramm (1000 lbs.) auf die Stadt abgeworfen. Das Primärziel des Angriffs, die Hafeninfrastruktur wurde allerdings nur stellenweise getroffen. Die meisten Einschläge trafen das Wasser und den Innenstadtbereich. Grund dafür wird der starke Beschuß durch die schwere Flak gewesen sein, welcher die Bombergruppe nach oben gedrückt haben dürfte. Dies wiederum wird die Zielgenauigkeit der Bombenrichtschützen aus der großen Höhe entsprechend erschwert haben.

Luftaufnahmen des Cuxhavener Stadtgebietes die während des Angriffs am 11. Juni 1943 aufgenommen wurden.

Einschläge im Innenstadtbereich, Poststraße, Lehfeld.

Ein durch einen Aufklärer aufgenommenes Luftbild nach dem Einsatz. Die Einschläge nach der Auswertung.

Bericht zur Auswertung der Luftbilder,  8. US Bomberflotte.


Der Marinehelfer W.V. der Flakbatterie Kugelbake erinnert sich noch an den verherenden Luftangriff vom 11.6.1943:  

Alarm! Wieder einmal waren feindliche Verbände im Anflug gemeldet. Es war klares Sommerwetter und bald konnten wir die Flugzeuge ausmachen und anmessen. Es war ein großer Verband von etwa 30 Maschinen des Typs B 17 (Amerikanischer schwerer Langstrecken-Tagbomber "Boeing B 17 Flying Fortress"). Von Helgoland, das meistens für diese Unternehmen ein navigatorischer Ansteuerungspunkt war, flog er nun von Nordwesten kommend in die Elbmündung ein. Engländer und Amerikaner benutzten die Elbe als Leitweg für die Angriffe auf Berlin und Hamburg, um dort bei Tag oder bei Nacht ihre Bombenlast abzuwerfen.
 
Sobald der Verband in die Reichweite unserer Geschütze kam, eröffnete unsere Batterie, wie auch alle anderen, das Feuer aus allen Rohren. Unbeirrt zog der Verband zunächst an Cuxhaven vorbei in Richtung Brunsbüttel. Eine der ersten Maschinen, (später vermutete man, es sei die Führungsmaschine gewesen), erhielt einen Treffer, drehte mit einer langen Rauchfahne nach Süden ab und stürzte dann in Richtung des Wurster Wattes ab. Der gesamte Verband machte daraufhin einen Schwenk und flog direkt auf Cuxhaven zu.
 
Marinehelfer H.Sch. ergänzt dazu: Ich war damals als E-Messer an der 6m-Basis und musste somit den Verband genau verfolgen. Als die Maschinen umschwenkten und Kurs auf Cuxhaven nahmen, beobachtete ich, wie eine nach der anderen die Bombenklappen öffnete und die Bomben herausfielen. Ein ganzer Teppich ging hernieder und zwar schon von der Mitte des südlichen Fahrwassers über das Hafengebiet bis in die Stadt hinein. Wir spürten, obwohl unsere Batterie selbst feuerte und vibrierte, die Erschütterungen der Bombeneinschläge.
 
Wie sie gekommen waren, so flogen sie wieder ab, eine riesige Wolke über dem Stadtgebiet zurücklassend. Von deutschen Jagdflugzeugen war nichts zu sehen, dabei flogen diese "Fliegenden Festungen" ohne eigenen Jagdschutz. Unsere Batterie beschoss den Verband so lange er noch im Bereich unserer Geschütze war. Als wir nach dem Einsatz in die Baracke kamen, wollte jeder wissen, was los ist. Aus allen Fragen hörte man die Sorge um die Eltern und Angehörigen, die Freunde und Verwandten.
 
Marinehelfer G.M. der vom Urlaub zurückkam, berichtete von den Schäden, die er gesehen hatte und von den Verlusten. Von dem ganzen Ausmaß der Zerstörungen erfuhren wir erst am nächsten und übernächsten Tag.


Bei der während des Angriffs durch die Flak getroffenen Boeing B17, handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um die Maschine mit der Kennung 42-29693 „Lonesome Polecat“. Nachdem der Bomber die Formation auf Grund des Treffers verlassen musste, zog die Maschine nach Aussage des Marinehelfers Harald Schönemann mit einer langen Rauchfahne Richtung Westen ab. Allerdings stürzte sie entgegen der Auffassung von H.Sch. nicht bei Dorum ins Watt, sondern flog schwer beschädigt weiter Richtung See. Hier entdeckte sie aber letztendlich der deutsche Jagdflieger Olt. "Heinz Knocke" vom 5./JG 11 mit seiner Messerschmidt Me 109 G aus Jever. Nach einem kurzen Luftgefecht explodierte die B 17 und stürzte bei Helgoland in die Nordsee, alle 10 Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.

Die Crew 32 der Boeing B-17 B-17F-65-BO "Lonesome Polecat", Kennung: 42-29693

95 Bomb Group / 412 Bomb Squadron - Flugplatz Rapid City, USA 02/1943

(Von links nach rechts stehend) 1. Lt. Mackinnon, F/O Wood, 2. Lt. Powell, 2. Lt. Jenkins
(Knieend von links nach rechts) Sergeant Mareck, Sergeant Vail, Sergeant Davoren, Sergeant Babick
(Vorne) S/Sgt Bennett, S/Sgt Blackridge
Sieben von ihnen befanden sich auf der B-17, als diese abgeschossen wurde.


Vermisste Besatzung (11. Juni 1943)

Pilot: Malcolm MacKinnon, Co-pilot: Gene Wood, Navigator: Dick Miller, Bombardier: Windell Neeley, Flight engineer/top turret gunner: George Babich, Radio Operator: John Vail, Ball turret gunner: Dick Cavanaugh, Waist gunner: John Davoren, Waist gunner: Alex Marek,Tail gunner: Stan Bennett

Quelle: http://franckruffino.chez.com/My-Site/Victory_10.htm, https://www.americanairmuseum.com/archive/aircraft/42-29693


Abschußmeldung von Olt. Heinz Knoke - 5./JG 11 vom Fliegerhorst Jever

Quelle: http://franckruffino.chez.com/My-Site/Victory_10.htm


Im Archiv der Stadt Cuxhaven kann man über diesen Bombenangriff folgendes lesen. Neben schweren Schäden am Postgebäude, dem Pressehaus, dem Niemeyerschen Haus an der Ecke Deichstraße, am Kämmererplatz, in der Delft- und Nordersteinstraße (von Broock, Ecke Norderstein-/Holstenstraße, Drogerie Lues), dem „Stahlhof“ (Poststraße),  der Hermannstraße, und im Lehfeld  waren bei diesem Angriff 39 Tote zu beklagen. 

Sofort nach dem Angriff wurde mit den Bergungs- und Aufräumungsarbeiten begonnen. Obwohl das Pressehaus erheblichen Schaden erlitten hatte, konnten doch zur üblichen Mittagsstunde die Zeitungen gedruckt werden. Auch die Postabfertigung erfuhr keine Unterbrechung, allerdings konnte die zerstörte Schalterhalle erst nach einem Neubau am 29.07.1960 wieder in Betrieb genommen werden. 

Über schwere Schäden in der Stadt, aber auch die große Hilfsbereitschaft durch die Bevölkerung, den verschiedenen Organisationen, den Behörden sowie dem Militär berichtete das "Cuxhavener Tageblatt" unter der Überschrift: "Cuxhaven in der Bewährung": Die Verschütteten wurden aus den Luftschutzräumen geholt, die Verwundeten von  Laienhelferinnen versorgt und zu den DRK-Stellen transportiert.

Total Bombengeschädigte wurden in der Nachbarschaft aufgenommen, Luftschutzpolizei und Wehrmacht stellten sofort Hilfstrupps,. Laut Zeitzeugen trug sich die Situation so zu:
"
... und als dann Entwarnung gegeben wurde, da packte alles, ob organisiert oder unorganisiert, nach Kräften an. Bis zum Dunkel werden traf man überall die Männer von der Kriegsmarine und vom Reichsarbeitsdienst, von der Luftschutzpolizei, der Feuerwehr verstaubt und verschwitzt mit Schaufeln hantierend. Lastwagen aller Firmen rollten den Schutt davon, aber auch der gewöhnliche, mit keiner Funktion betraute Mann arbeitete nicht weniger zäh und entschlossen, ob beim Aufräumen des eigenen Hauses, des Nachbarhauses oder des Betriebes".


Die Spur der Bomben

Aufräumarbeiten durch Männer des Reichsarbeitsdienstes.

Treffer im Lehfeld / Foto Privat.

Volltreffer in der Delftstraße.

Quelle Fotos: Stadtarchiv, Privat, MB, Claus Seedorf


Die Menge der Obdachlosen- der Totalbombengeschädigten sowie derjenigen, deren Wohnungen durch Blindgänger bedroht waren, zog zu den Auffangstellen, die in verschiedenen Schulen eingerichtet worden waren. Die Frauen betreuten diese Auffangstellen mit einem vorbildlichem Eifer und grade zu rührender Sorgfalt. Die in großen Lagern bereitgehaltenen Essgeschirre und Lebensmittel bewiesen hier, wie nutzbringend die Vorsorge gewesen war. Die Verpflegung war reichlich und ausgezeichnet, in den nächsten Tagen kochten Wehrmachtsküchen das Essen. Am folgenden Tag traten auch die Quartierämter in Tätigkeit, die anhand von großen Listen den Obdachlosen Quartiere zuwiesen. Fahrzeuge mit Lautsprechern fuhren durch die Straßen und gaben Anordnungen für die Bevölkerung bekannt. In fünf Verglasungsstellen fanden sich unsere Handwerker zusammen, nicht nur die Glaser, sondern auch Schneider, Schuhmacher, Mechaniker, Elektriker usw., um die herbeigebrachten Fenster zu reparieren. Die Tischler besserten die entzweigegangenen Rahmen aus und brachten vor allem Lebensmittelgeschäfte in Ordnung. Pfingsten gab es diesmal nicht für Cuxhaven. Mit eiserner Verbissenheit wurde gearbeitet, und man muß staunen, in wie verhältnismäßig kurzer Zeit die Schuttberge von den Straßen verschwanden und langsam alles wieder, soweit möglich, in alte Gleise kam.
Quelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake, M.B.,

Sechs Tage nach dem verherenden Luftangriff am 17. 6. wurden die Toten gemeinsam auf dem Zentralfriedhof in Brockeswalde beigesetzt.

Bericht aus dem Kriegstagebuch des Befh. Nordsee Station, T1022-R4026-Luftangriff 11.06.43.

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