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Im heutigen Hafenbereich von Cuxhaven befand sich in der östlichen Kurve der Baudirektor - Hahn - Straße im zweiten Weltkrieg ebenfalls eine schwere Luftabwehrstellung.


Die 2. Batterie „Neufeld" der Marine-Flak-Abteilung 214 in Cuxhaven-Groden entstand — personalmäßig gesehen — Ende September 1939 aus einer Verschmelzung der seit Kriegsbeginn ortsansässigen Batterie „Schantung" von der IV. M. A.A., deren Namen sie bis März 1940 trug und der von Swinemünde-Käseburg zugewanderten — schon 1938 von der gleichen Mannschaft besetzt gewesenen — Batterie ,,Pollux", die zur III. M. A.A. gehörte. Die 2. Stellung lag im Cuxhavener Ortsteil Groden, genau zwischen dem damaligen Minendepot und dem ehemaligen Hadler Seebanddeich. An ihrer Westseite befand sich der Weg zur Quarantänestation Cuxhaven.
Der Begriff "Schantung" bezeichnet die südchinesische Stadt "Shandong", sie war von 1897 - 1914 ein Teil der deutschen Enklave "Tsingtau". Marineflakeinheiten waren oftmals nach Orten aus der damaligen Kolonialzeit benannt.
Der Name "Pollux" im Bezug auf die Flakeinheit ist allerdings schwer zu ermitteln. Einmal bezeichnet er in den griechischen Sagen den Sohn des Zeus und Zwillingsbruder von Castor. Andernfalls gibt es in den Waliser Alpen den 4022 Meter hohen Berg mit dem gleichen Namen.


Bereits am 8. September 1939 wurde die komplette Batterie Pollux aus Swinemünde abtransportiert und Richtung Nordsee verlegt. Hier rechnete man nach dem Kriegseintritt von England und Frankreich zukünftig mit stärkeren Einflügen feindlicher Kampfflugzeuge in das Reichsgebiet.

Quelle: Kriegskronik der Batterie Schantung-Pollux-Neufeld

Die dreiwöchige Wartezeit im heutigen Lichtenberg - Gymnasium Cuxhaven, nutzten die Soldaten entsprechende für die Weiterbildung ihrer militärische Aufgaben . Aber auch allgemeine Angebote wie Physik, Chemie, Biologie, Sport oder anderen Lernmöglichkeiten die ihnen ihr Quartier bot, wurde umfangreich genutzt. Zwischendurch gab es allerdings auch viel Freizeit, in der die Umgebung der Stadt umfangreich erkundet werden konnte. Alles in allem wurde die "Zeit des Abwartens" in der Schule als sehr angenehm beschrieben.
Am 29. September wurden die Polluxer dann allerdings wieder in Marsch gesetzt, um ihre neue Batterie "Schantung" in Groden zu beziehen.


Eine der Wohnbaracken am Rand des Batteriegeländes.
Quelle: Kriegskronik der Batterie Schantung-Pollux-Neufeld

Vor der Stabsbaracke.
Quelle: Kriegskronik der Batterie Schantung-Pollux-Neufeld

Quelle: Kriegskronik der Batterie Schantung-Pollux-Neufeld

Wie im linken Text beschrieben, waren die örtlichen Gegebenheiten anfänglich noch nicht abgeschlossen und primitiv. Doch mit weiterem Voranschreiten der Arbeiten, verbesserte sich die Situation dann zunehmend.
Am 1. November konnten die Besatzungen des Leitstandes und die Bedienungen des 1. und 2. Geschützes die entsprechende Wohnbaracke letztendlich beziehen.
Durch die Verschmelzung der Batterien "Schantung" und "Pollux" kam es dabei unweigerlich zu einem Personalüberschuß. Dies führte dann zu einigen Abkommandierungen in andere Einheiten, meistens zu Batterien der MA.FLA.A. 214.
Zum Abschluss der Ausbildung wurde das gesamte Batteriepersonal Ende November 1939 zum Schießlehrgang an der Flakschule nach Zempin (MVP.) verlegt.

Die Stellung "Schantung - Pollux - Neufeldt" selbst bestand genau wie die anderen Batterien anfänglich aus vier älteren schweren 8,8 cm Geschützen, die 1942 durch 10,5 cm SKC/32 ausgetauscht wurden. In ihrer Mitte stand das entsprechende Kommandogerät zur Zielerfassung. Im Außenbereich waren zwei leichte 20 mm Flakgeschütze gegen Tiefflieger aufgestellt. Weiterhin gab es einige Wohnbaracken, Schreibstube, die Stabsbaracke und weitere leichte Gebäude sowie der Munitionsbunker. Umgeben war das Gelände mit einem kleinen Schutzwall gegen Splitterwirkung und einer entsprechenden Umzäunung.

Quelle: Kriegskronik der Batterie Schantung-Pollux-Neufeld

Quelle: Kriegskronik der Batterie Schantung-Pollux-Neufeld


Nach Ende des harten Winters 1940 war auch die zweite Baracke für die Besatzungen des 3. und 4. Geschützes sowie des 2. Leitstandes bezugsfähig. Damit erhielten die Mannschaften endlich ihre endgültige aber anscheinend nur befriedigende Unterkunft.
Der Batteriehof selbst war da noch ein verwildertes und formloses Erdgelände. Ton- und Lehmböden sorgten bei jedem Regenschauer und vor allen Dingen während des Tauwetters im Frühjahr für übelsten Morast. Um dies endgültig abzustellen, wurde der Hof komplett umgegraben und die Verbindungswege mit gestampfter Schlacke befestigt. Nach aussen wurden Beete angelegt und mit allem bepflanzt, was man heranschaffen konnte. Sämtliche Kohlarten, Möhren, Kohlrabi, Rettich, Radischen, Gurken, Tomaten und viele weitere Pflanzen sorgten für entsprechende Abwechslung. 

Tierfarm Neufeldt

Um nicht nur vegetarische Kost serviert zu bekommen, entschloss man sich eine batterieeigene Tierzucht aufzubauen. 22 Enten, 50 Gänse, 20 Hühner, 5 Schweine, 1 Hammel, 50 Kaninchen, der Kompaniehund "Mucki" und diverse Katzen ergaben letztendlich einen kleinen Zoo.


Bis Ende 1939 hielten sich die alliierten EInflüge elbaufwärts trotz gutem Wetter noch in Grenzen, so dass die Besatzungen der Batterie - Schantung  Pollux - Neufeldt bis dato nicht zum Schuß kamen. Zudem war die Stellung laut Befehl auf "Zielfeuer" gesetzt. Dies bedeutete, dass ein Flugzeug nur beschossen werden durfte, wenn es im E - Messgerät klar augefasst wurde. Erst Mitte 1941 wurde ein neues modernes E - Messgerät FuMO 213 (=FuSE 62 D Würzburg) eingeführt, was die Zielpeilung deutlich verbesserte.
Am 21.Juli 1940 gab die Stellung dann ihren ersten scharfen Schuß auf eine Feindmaschine im Zielfeuer ab. Allerdings konnte nicht festgestellt werden ob dabei Treffer gesetzt wurden. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde dann hauptsächlich Planfeuer (Streufeuer in großer Höhe) geschossen. Hierbei wird über das Kommandogerät die Höhe der anfliegenden Maschinen bestimmt und berechnet, in wieweit vorgehalten werden musste um die Ziele bei Dauerbeschuß zu treffen.


Die Batteriechefs bis Ende 1940


Fußballspiel auf dem Sportplatz des Minensucherhafens.

Körperpflege war damals auch wichtig.

Der Schuster in seiner Werkstatt.

Die Bedienung eines Stromerzeugungsaggregates.

Die damalige "Schwarze Bake" oder Grodener Bake genannt.

Beim gemeinsamen Kartoffeln schälen.

Die Batteriebesatzung Ende 1939

Offiziere auf dem Dach des Gefechtsführungsbunkers.

Eines der 8,8 cm Flakgeschütze der Stellung Neufeld, die Aufnahme wird vermutlich zwischen 1939 und 1940 entstanden sein. Im Hintergrund erkennt man die Quarantänestation am Grodener Deich, davor eine Baracke im Bau. Links vor den Geschossen erkennt man die Zündstellmaschine mit der die Höhenwerte vom Kommandogerät an die Zeitzünder der Granaten übertragen wurden.


Vier Fotos der leichten Flakstellung am Grodener Seebanddeich, sie gehörte zum Schutz der Batterie Neufeld gegen angreifende Tiefflieger. Das Geschütz stand offenbar auf einem hölzernen Hochstand, der über die Krone des Elbdeiches ragte. Auf den Aufnahmen sind Marinehelfer an der 2 cm Flak zu sehen, die Datierung der Bilder zeigt den 08. Oktober 1943.

Bei dem Geschütz handelt es sich um eine 2 cm Flak 29 Oerlikon auf Sockellafette 40.
Quelle: M.B.

Rechts in der Ecke sieht man die Gebäude des Minensucherhafens.
Quelle: M.B.

Im Hintergrund die Elbe.
Quelle: M.B.

Nach dem Aussehen und der Uniform handelt es sich hier um Marinehelfer. Im Hintergrund der abcknickende Schutzdamm vom östlichen Minensucherhafen.
Quelle: M.B.

Die 2 cm. Flakstellung am Grodener Seebanddeich (roter Kreis). Links die Quarantänestation, unten die schwere Flakbatterie.
Quelle: M.B.


1944, Führungskräfte der Batterie Neufeld mit Marinehelferinnen auf einem Gruppenfoto.
Quelle: Dietrich Lücke jun.

1944, die selben Führungskräfte mit Marineflakhelfern. Viele sehr junge Gesichter.
Quelle: Dietrich Lücke jun.

1944, die fast komplette Batteriebesatzung auf einem Gruppenfoto. Quelle: Dietrich Lücke jun.

Quelle: Dietrich Lücke jun.

Quelle: Dietrich Lücke jun.

Bild oben:
Links der 1927 geborene Marinehelfer Dietrich Lücke sen. Von ihm stammen die Aufnahmen  mit den Gruppenfotos. Dietrich Lücke sen. war von Januar bis Oktober 1944 als Kanonier in der Batterie Neufeld. Er beendete den Krieg als Oberfähnrich z.S. und Kommandant auf einem Torpedoschnellboot.


Ereignisse aus verschiedenen offiziellen Kriegstagebüchern der Marineleitungen 1939 - 1945

  • 28.0243 -FuMG 41g Einsatzbereit

  • Bombenvolltreffer in Leuchtgruppe 5 (Groden - Neufeld Schantung)

    Am 03.08.1943 griffen britische Bomber während der Operation Gomorrha mit gut 950 Maschinen die Stadt Hamburg an. Während dieses Einsatzes gab es um 01:33 Uhr einige Bombenabwürfe bei Groden-Neufeld. Dabei erhielt die Stellung des dortigen Flakscheinwerfers (Leuchtgruppe 5) einen Bombenvolltreffer. Sieben Soldaten wurden bei dem Vorfall getötet, einer überlebte schwer verletzt. Eines der Opfer war der Soldat Franz Krobatha aus der Steiermark in Östereich.

    Die Bezeichnung Leuchtgruppe 7 ist hier falsch, richtig ist Leuchtgruppe 5 (Groden). Leuchtgruppe 7 war auf der "Höltjer Höhe".

  • 28.0243 -FuMG 41g Einsatzbereit

  • 28.0243 -FuMG 41g Einsatzbereit
  • Quelle: KTB Marinestation der Nordsee, NARA+T-1022+R-2243_S0494_Kommandant+Cuxhaven+1940-42

    26.10.41- Offensichtlich kam es in der Batterie Schantung-Pollux-Neufeld zum gleichen Unfall, wie auch schon in der Batterie Kugelbake. Während eines flachen Schußes mit der schweren Flak gegen einen Tiefflieger, wurde in diesem Fall der Batterieleitstand getroffen. Hierbei starb ein Soldat, ein weiterer wurde schwer verletzt.


    Luftbild vom 06.10.44
    Quelle: USAF

    Luftbild vom 14.04.45
    Quelle: RAF

    Luftbild vom 06.10.44
    Quelle: USAF

    Satellitenbild von 2021, auch hier wurde die Fläche bisher nicht neu bebaut.
    Quelle: Google Earth

    So lag die damalige Stellung im rückwärtigen Bereich des heutigen "Neuen Fischereihafens", sie war mit einer Böschung und einem Sicherheitszaun versehen. Zur linken Seite, Wohnbaracken, Materialschuppen, Küche und Werkstätten. In der Mitte die vier schweren Flakgeschütze in dessen Zentrum das Kommandogerät stand. Ganz rechts vermutlich der Munitionsbunker. In braun einige der Laufgräben.


    Ende 1940 endet die Informationsquelle über die Batterie Neufeldt. Auch gibt es bisher kaum Fotos aus dem Batterieinneren (Geschütze, Messgeräte etc.). Aber auch hier wird weiter versucht, dieses zu vervollständigen.

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