Im Rahmen der neu geschaffenen Dienststelle 'Marinestation der Nordsee' am 19 Mai 1870 in Wilhelmshaven, begann die Kaiserliche Marine zeitgleich mit der Aufstellung des Stabes für die Leitung eines Sanitätsamtes. Diese war die oberste Fachbehörde sämtlicher Marine - Sanitätsdienststellen im Befehlsbereich der deutschen Nordseeküste. Ihm unterstanden auch die Lazarette in den verschiedenen Abschnitten.

Durch die Erweiterung der Kasernenanlagen und die Stationierung schwimmender Verbände in Cuxhaven, war es notwendig geworden, für die medizinische Versorgung der Soldaten in Cuxhaven ein Marinelazarett zu bauen. 
Nach der offiziellen Einweihung am 01.10.1899, nahm das '
Garnison - Lazareth Cuxhaven'  an der 'Altenwalder Chaussee' dann offiziell den Betrieb auf. Die Bezeichnung 'Garnison - Lazareth' trug es bis ins Jahr 1905, danach wurde es mit der einheitlichen Bezeichnung 'Marinelazarett ' entsprechend umbenannt. In der Zeit des Ersten Weltkriegs, war es gerade für die Soldaten der Marinestreitkräfte auf See, aber auch für die Besatzungen der Luftschiffe des Einsatzhafens Nordholz von entscheidender Bedeutung. Oftmals wurden Soldaten, die in Gefechten auf See wie auch in der Luft verwundet wurden, dort eingeliefert. Nach Ende des Krieges wurde es zwei Jahre später 1920 aufgelöst und zivil weiter betrieben. Neben verschiedenen Eingriffen, wurden während dieser Zeit dort auch Geburten durchgeführt. Doch bereits am 26.10.1923 wurde es wieder als vollwertiges Marinelazarett reaktiviert.

Das neue Garnison - Lazareth Cuxhaven kurz nach der Indienststellung an der 'Altenwalder Chaussee'. Sicht von der Straßenseite aus auf das Haus I.
Quelle: Andreas Möller

Das 'Marinelazarett Cuxhaven' Anfang der 20er Jahre, Blick auf das Haus II.
Quelle: Andreas Möller

Personal und Patienten im Garten der Klinik
Quelle: Andreas Möller

Besuch eines Kameraden im Marinelazarett Cuxhaven.
Quelle:Gerd Wildfang


Ab Mitte 1936 wurden im Deutschen Reich bis kurz vor Kriegsende 1945 zahlreiche neue Marinelazarette eingerichtet. Beeinflusst durch den Kriegsverlauf wurden allerdings auch einige geschlossen oder mussten aufgelöst werden. Das hierdurch frei gewordene Personal, wurde teilweise für die Neueinrichtung oder die bestehenden Bestände an anderen Orten des Reichs verteilt und eingesetzt. Im Befehlsbereich der Kriegsmarine handelte es sich um knapp 80 Lazarette und 8 Erholungseinrichtungen, hierzu gehörte auch das 'Marine - Lazarett Cuxhaven' mit seinen Fachabteilungen.
Wie auch schon im vorherigen Krieg, wurden ab 1939 viele Verwundete der Wehrmacht behandelt. Vornehmlich waren es Marinestreitkräfte der Kriegsmarine, die nach schweren Gefechten mit der Royal Air Force versorgt werden mussten, meistens handelte es sich um sehr schwere Verletzungen. Weiterhin behandelte man dort auch deutsche Flugzeugbesatzungen, die nach Luftgefechten oder Abstürzen angeliefert wurden.
Aber auch Kriegsgefangene, wie zum Beispiel abgeschossene alliiert Flugzeugbesatzungen wurden dort ebenso behandelt. Außerdem versorgte man hier ausländische Hilfskräfte, die im Dienst der Wehrmacht standen. Dies waren vielfach Menschen aus dem Osten, die zwangsverpflichtet waren. Sie wurden unter anderem als Munitionsschlepper in den Flakbatterien eingesetzt. Dieser Vorteil kam allerdings nicht jedem Zwangsarbeiter während dieser Zeit zu Gute. Viele starben größtenteils unversorgt in ihren Lagern, wenn sie ernsthaft erkrankten.
Ein Beispiel dafür ist '
Konstantin Stebljanko', der im Marinelazarett Cuxhaven an einer schweren Infektionskrankheit (Ruhr) starb.

Haus I aus Sicht der Altenwalder Chaussee, Aufnahme um 1940.
Quelle: Uli Schmarje

Haus II

Quelle: Uli Schmarje

Die Leichenhalle des damaligen Marinelazarett Cuxhaven. Sie befand sich in etwa bei der heutigen Einfahrt zum Altenheim Schloßgarten. Die Aufnahme wurde vor 1920 gemacht, zu sehen ist die Seekriegsflagge des deutschen Kaiserreichs.
Quelle: Uli Schmarje


Chefärzte des Marinelazarett Cuxhaven

  • 14.12.1931 - 27.09.1934 Marinestabsarzt/Marineoberstabsarzt Dr. med. Walther Goette
  • 02.10.1934 - 31.03.1939 Marineoberstabsarzt/Flottenarzt Dr. med. Emil Greul
  • 05.04.1939 - 09.08.1939 Geschwaderarzt Dr. med. Paul Kubitzki
  • 23.09.1939 - 25.02.1941 Marineoberstabsarzt d.R. Dr. med. Walter Biese
  • 13.02.1941 - 19.03.1944 Geschwaderarzt/Flottenarzt Dr. med. Rudolf Seichter
  • 01.11.1942 - 18.04.1944 Marineoberstabsarzt Dr. med. Hans-Günter Lahrtz
  • 19.04.1944 - 21.08.1944 Flottenarzt Dr. med. Kurt Würfel
  • 20.08.1944 - 08.05.1945 Geschwaderarzt d.R. Dr. med. Arthur Slauck

Quelle: Wikipedia

1942 - Feldpostkarte an Chefarzt/Geschwaderarzt Dr. Seichter
Quelle: ebay

Lazarettstempel


Identifizierung von Kriegsopfern

Das Marinelazarett Cuxhaven war neben der Behandlung seiner Patienten auch für die Identifizierung von angeschwemmten Opfern aller Kriegsnationen, sowie ums Leben gekommener Flugzeugbesatzung verantwortlich. Teilweise war dies mit den damaligen Möglichkeiten und dem Zustand der Toten allerdings überhaupt nicht mehr ergebnisreich, gerade wenn entsprechenden Ausweispapiere oder Erkennungsmarken fehlten. Sehr oft wurden entsprechende Opfer angeliefert, die im Abschnitt Cuxhaven sowie auf See gefunden wurden.
Im amerikanischen Nationalarchiv kann man diese Protokolle öffentlich einsehen. Es sind Kopien deutscher Kampfflugzeugunterlagen, die nach dem Krieg bei der Suche alliierter Flugzeugbesatzungen gemacht wurden. Dabei wurden auch Aufnahmen von Patientenunterlagen der Lazarette hinzugezogen. Berichte über britische oder deutsche Flugzeugbesatzungen liegen nicht vor.

Bsp.1: Bericht vom Chefarzt des Marinelazarett Cuxhaven über die IIdentität der geborgenen Toten der amerikanischen Bomber-besatzung 'Lucky Tiger'.

Bsp.1: Die B 24 Liberator stürzte am 08.10.1943 nach Jäger-beschuss bei Spieka-Neufeld ins Watt. Die gesamte Besatzung kam dabei ums Leben.

Bsp.1: Die Besatzung der Maschine trieb einige Tage später an die Wurster Norseeküste. Sie wurden alle in Brockeswalde beigesetzt und nach dem Krieg nach Becklingen umgebettet.

Bsp.2: Fund eines unbekannten amerikanischen Fliegers in der Elbe durch das Hafenschutzboot 'DC 5'.

Bsp.3: Fund eines amerik. Fliegers an der Küste von Cuxhaven.

Bsp.4.

Bsp.5:

Bsp.6:

Quelle: Amerikanisches Nationalarchiv


Luftaufnahme vom 18.04.1944 vom Stadtgebiet Cuxhaven.
Quelle: 392th Bomb Group

Luftaufnahme vom Januar 2022, oben die Altenwalder Chaussee.
Quelle: Jan Czonstke Fotografiert