


Da in den vorangegangenen Jahren mit einigen an Preußen angrenzenden Ländern immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen aufflammten, machte man sich bereits 1859 erste Gedanken über die Verteidigungsmöglichkeiten der Küsten- und Flussabschnitte von Nord- und Ostsee. Das Königreich von Hannover erklärte zu diesem Zeitpunkt bereits die Absicht, an den Standorten Belum, Hammelwörden, Grauerort (Stade), Brunshausen und Harburg militärisch starke Befestigungsanlagen entlang der südlichen Elbe zu errichten. Es sollte auf jeden Fall verhindert werden, dass Landungsversuche von der gegenüberliegenden Flussseite, sowie das Eindringen feindlicher Schiffe landeinwärts erfolgreich durchgeführt werden können. Obwohl Hannover dem Senat in Hamburg empfahl, in seiner Provinz Ritzebüttel ebenfalls Festungswerke zu errichten, zögerte man seinerzeit.
Doch auch die Führung des Königreichs Preußens erkannte die Schutzlosigkeit dieser Küstenabschnitte, und sah sich gezwungen eine entsprechende Verbesserung der Situation vor Ort zu erwirken. Generalfeldmarschall
Helmuth Graf von Moltke sah es für dringend erforderlich, eine starke Verteidigungsanlage welche die gesamte Flussbreite der Elbe vor Cuxhaven beherrschen sollte zu errichten.
Nach weiteren Jahren der Planung und Diskussionen verschiedener Gremien, überschattete der deutsch/dänische Krieg die neue Lage. Man sah sich schlagartig mit der Gefahr einer dänischen Blockade oder gar einer Invasion konfrontiert, dem die Stadt Hamburg mit seiner Enklave Ritzebüttel zu diesem Zeitpunkt nichts hätte entgegen setzen können. Gestärkt wurde diese Forderung zudem durch das Seegefecht zwischen der deutsch/österreichischen, mit der dänischen Flotte am 09.05.1864 vor Helgoland.
Im Februar 1869 wurde der preußische Ingenieursoffizier Hauptmann Otto Labes mit der Koordination und Planung des Festungsbaus in Cuxhaven beauftragt. Im Juli 1969 erteilt das Armee - Oberkommando in Berlin dann die Genehmigung zum Bau der Befestigungen bei der Kugelbake, am Grimmershörn und dem Osterhörner Stack. Kurz darauf begannen die Erdarbeiten für das erste Fort bei der Kugelbake, Grundsteinlegung war am 28.05.1870.
Auf Grund unüberwindbarer Spannungen zwischen Frankreich und dem Norddeutschen Bund unter der Führung des Königreichs Preußens, begann am 19.07.1870 der deutsch-französische Krieg. Diese unerwartete Situation überschattete auch die Verteidigung der Elbmündung, da jederzeit mit einem Angriff der französischen Flotte zu rechnen war. Recht kurzfristig entschied man sich zur Erstellung provisorischer Verteidigungsanlagen mit starker Bewaffnung, deren Bau unmittelbar begann. Dabei handelte es sich um die Festungen Neufelder Schanze, Grimmershörn und Osterhörn. Davon ebenfalls betroffen war der bereits begonnene Bau des Fort Kugelbake. Dieser wurde unterbrochen und ebenfalls auf die Errichtung einer provisorischen Festungsanlage umgeschwenkt, um entsprechend schneller abwehrbereit zu werden. Der Unterschied zwischen den beiden Bauarten war, dass ein provisorisches Fort hauptsächlich aus Erdwällen und Holzkonstruktionen bestand, um während der Errichtung wertvolle Zeit zu sparen. Ein klassisches gebautes Fort hingegen war massiv aus Klinker, Beton sowie Erdwällen errichtet, dessen Bauzeit weitaus länger dauerte. Mitte Oktober 1870 waren zwei 28 cm Ringgeschütze des provisorischen
Fort Kugelbake klar und feuerbereit gemeldet, weitere drei kamen bis Ende September des selben Jahres hinzu. Sechs 24 cm Geschütze die vorher in
Kugelbake standen, wurden währenddessen zur
Neufelder Schanze verlegt. Weitere acht Geschütze 21 cm Mantelringkanonen, wurden im selben Zeitraum im
Fort Grimmershörn aufgestellt.
Quellen: Fotoausstellung Fort Kugelbake, Gerd Wildfang, Hermann Bormann, Joachim Pattberg, M.B.
Festungsbauten in Cuxhaven (Stand 1871)
Nach dem Bericht des Hamburger Amtmanns
Kirchenpauer, war der Ausbau der Verteidigungsanlagen des Flecken
Ritzbüttel zu Beginn des Krieges unvorbereitet und sehr spät begonnen worden. Die Arbeiten gingen zudem nur äußerst schleppend voran. Die Truppenstärke der Infanterie bestand damals aus 4. Kompanien des westfälischen Landwehrregiments (16 Offiziere und 800 Soldaten) unter dem Kommando eines
Hauptmann Busch. Dazu kamen 3 Offiziere und 100 Kavalleristen der rheinländischen Landwehrhusaren unter der Führung von
Rittmeister Graf Hompesch.
Die Einheiten der Artillerie bestanden aus 3 Offizieren und 400 Soldaten unter der Führung von
Artilleriehauptmann Pohlmann. Als dieser in Ritzebüttel eintraf, war er über den unfertigen Zustand der Schanzen sehr erbost. Auf eigene Faust ließ er Stellungen am Leuchtturm und bei der Kugelbake ausheben, um seine Kanonen erst einmal sinnvoll zu platzieren.
Provisorische Batterie "Kugelbake"
Die erdgedeckten Bauten, Palisaden und kaum erkennbaren Ziegelbauten lassen in diesem Foto noch nicht erkennen, dass die Batterie auf dem bereits begonnenen Mauerwerk des Forts schnell errichtet wurde. Denn bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges war der schon begonnene Bau des Forts sofort unterbrochen und ein „klassisches“ Fort mit Erdwall und Hohltraversen, teilweise mit Weidengeflecht gehalten errichtet. Das gesamte Erdreich für den Wall war aus dem Watt herbeigeholt worden. Die Ausdehnung des provisorischen Forts war kleiner als das heutige Fort und nahm etwa den 1. Hof ein. Die Linke Flanke lag ungefähr in der Achse der heutigen Mitteltraverse. Die mit Palisaden geschützte Brücke als Zugang ins Fort lag auf der Südseite, etwa dort wo sich heutzutage die Kehlgrabenwehr befindet.
Zwischen den hohen Erdtraversen standen 2 x 21 cm. und 2 x 28. cm Ringkanonen in Küstenlafette auf behelfsmäßigen Holzbettungen. Den Flankenschutz übernahmen 9 cm. Hinterlader in hoher Küstenlafette.
Quelle: Fotoausstellung Fort Kugelbake
Provisorische Batterie "Grimmershörn"

Ansicht von der linken Flanke mit Reduit* sowie der auf dem Festungswall verlaufenden Gleise. Die Anordnung der Traversen und Geschützstellungen 28 cm (Ringkanonen) gleicht den vorherigen Abbildungen aus den anderen Forts in Cuxhaven. Auch hier bestehen 2 Rampen. Links ist eine Geschützstellung gerade noch erfasst. Detail der Kanonenausrichtung sind erkennbar, teilweise sind die Lafetten auf untergelegtem Holz abgestellt.
* Reduit = Beschusssichere Verteidigungsanlage im Kern einer Festung.

Quelle: Fotoausstellung Fort Kugelbake
Provisorische Batterie "Osterhörn"

Blick auf die Linke Flanke mit aufgestellten Geschützen und Mannschaften, linke Rampe mit Schienen, Teil eines Reduits sichtbar. Die Hohltraversen mit verschlossenen Türen sind in Erdwerk mit Flechtwerk brusthoch ausgefiihrt.
Bei den Lafetten der Geschütze handelt es sich um das Modell "hohe Wall-Lafette".
Die Batterie Osterhörn wurde am 9.2.1883 wegen des Ausbaues für den "Neuen Hafen - Cuxhaven" aufgegeben.
Quelle: Fotoausstellung Fort Kugelbake
Provisorische Batterie "Neufelder Schanze" (Neue Grodener Schanze)

Der Bau dieser Behelfsbatterie lag vom Ort her auf den Fundamenten der ehemaligen "Alten Grodener Schanze".
Blick vom rechten Wall auf den Frontwall, Linke Flanke und Reduit im Hof. Zwischen den Hohltraversen erkennt man auf dem Kanonenwall die aufgestellten Geschütze. Die Höhe des Kanonenwalles ist geringer als im Fort Kugelbake. An der Linken Flanke ist eine Rampe erkennbar. Die vorne sichtbaren „Schnorchel“ dienen der Belüftung darunter liegender Räume.
Auch in diesem Hof ist ein Reduit vorhanden, unter dem mit Baumstämmen abgestützten Kanonenwall befinden sich Wohn- oder Lagerräume mit kleinen Oberlichtem aus denen Ofen- oder Lüftungsrohre erkennbar sind.
Die Geschütze sind vermutlich 24 Pfund (15 cm Durchmesser Rohre) auf Festungslafette, C/61 (Konstruiert 1861).

Alte Grodener Schanze (Grodener Südbatterie) von 1849, Stich von H.Freyse.
Diese Abwehranlage wurde nach Ausbruch des preußisch/dänschen Kriegs durch die Stadt Hamburg am Grodener Stack errichtet.
- 1. Juni 1848 - Forderung nach einer Küstenbefestigung an dem besagten Ort, auf dem Marinekongress in Hamburg.
- Ab 1849 - Bau der Grodener Schanze zur Verteidigung gegen die dänische Flotte.
- 1851 - Disarmierung der Grodener Schanze.
- 1860 - Erste Verhandlungen des Senats mit Preußen, keine Einigung mit dem Deutsche Bund.
- 1863 - Instandsetzung der Grodener Schanze angesichts der drohenden Kriegsgefahr.
- 1864 - Umbau,Erweiterung
- 1864 - Armierung der Grodener Schanze mit Hamburger Artilleristen.
- 1867 - Stockender Bau der Anlagen infolge Geldmangels.
- 1870 - Umbau zur neuen (provisorischen) Grodener Schanze infolge des preußisch/französischen Kriegs.
Quelle: Martin Klöffler / Düsseldorf
Die Besetzung der einzelnen Strandbatterie während des deutsch/französischen Kriegs 1870/1871
Position Batterie Kugelbake:
5 Offziere und 266 Soldaten, davon 50 Mann im Blockhaus. In der Schanze befand sich eine ständige Infanteriewache: 1 Unteroffizier und 9 Mann. Bei eintretender Dunkelheit bis zum nächsten Morgen, zog eine Wachmannschaft von einem Offizier mit 50 Mann sowie eine Artilleriewache ein.
Position Batterie Grimmershörn:
5 Offiziere und 268 Mann, davon 50 Mann im Blockhaus. Infanterie- und Aıtilleriewache ähnlich wie bei Kugelbake.
Position Batterie Groden (Am Grodener Stack "Neu-Groden"):
4 Offiziere mit 138 Mann, davon 25 Mann im Blockhaus. Infanterie- und Aıtilleriewache ähnlich wie bei Kugelbake.
Batterie am Osterhömer Stack:
3 Offiziere und 124 Mann, davon 25 Mann im Blockhaus. Infanterie- und Aıtilleriewache ähnlich wie bei Kugelbake.
Torpedo Kommando:
2 - 3 Offiziere und 80 Mann unter Hauptmann Vincens.
Ingenieure:
Einige Unteroffiziere unter Hauptmann Hermens, Gesamtleitung unter Hauptmann Labes. Ca 1800 Fremdarbeiter für den Schanzenbau.
In den vier Ortschaften Ritzebüttel, Cuxhaven, Groden und Döse lebten zu dieser Zeit etwa 5000 Einwohner. Dazu kamen noch 28 Offiziere, 1380 Soldaten und 150 Pferde, die dort einquartiert waren.
Die Feuerkraft der Cuxhavener Strandbatterien ging in dieser Zeit von 2 x 28 cm, 15 x 72-Pfdr. (21 cm), 10 x 24-Pfdr. (15 cm), 11 x 6-Pfdr. (9 cm) Geschützen sowie 6 - 50-Pfdr. Mörsern aus.
Ab März 1871 wurde der eigentliche Bau des
Fort Kugelbake
weitergeführt. Die provisorischen Befestigungsmaßnahmen wurden wieder abgetragen und beseitigt. 1873 Abschluß der Bauarbeiten in der Hauptsache.
Im Juni 1872 begann der Bau des regulären
Fort Grimmershörn.
1880 Abschluss der kompletten Bewaffnung des
Fort Kugelbake. 10 x 28 cm. Ringkanonen und 4 x 12 cm. Kanonen.
1880 Abschluss des Baus des Fort
Grimmershörn, Bewaffnung 21 cm Geschütze. 1883 Verstärkung durch eine 28 cm Batterie.
1886 Aufstellung einer Armierungbatterie mit 6 x 21 cm. Mörsern hinter dem
Steinmarner Seedeich zur Bestreichung des Steilsandfahrwassers.
1887 Verstärkung der linken Flanke des
Fort Kugelbake durch 4 x 15 cm. Mantelkanonen.
1890 Die provisorische Holzbettung im
Fort Kugelbake wird durch einen massiven Bau ersetzt.
1894 Bau der
Kanonenbatterie Döse abgeschlossen.
1895
Fort Grimmershörn wird verstärkt.
Bis 1900 Bau der
Mörserbatterie und der rechten
Uferbatterie Kugelbake.
1903/1904 Bau der
Rechten- und
Linken Aussendeichbatterie zwischen
Steinmarne und
Fort Kugelbake.
1905 - 1908 Bau der Mörserbatterie
Fort Thomsen in Duhnen, 8 x 28 cm. L/22.
1906 Verstärkung der Aussendeichbatterien durch jewels 4 x 15 cm Geschütze.
1910 - März 1911 Einbau des Maschinensatzes- und des starken 200 cm. Scheinwerfers im
Fort Kugelbake, Leuchtweite 4,5 Km.
1914/1915 Bau der Batterie
Steinmarer Seedeich an der Innenböschung. 4 x 15 cm L/22 Mantelkanonen.
Zwischen 1914 und 1918 - Verlegung von 5 x 28 cm. Ringkanonen des
Fort Kugelbake nach Flandern.
Quellen: Gerd Wildfang, Hermann Bormann, Joachim Pattberg, M.B.
Festungsbauten in Cuxhaven (Stand 1922)
Quelle: Aus dem Bericht der Interalliierten Kontrollkommission von 1922