Auch die Elbe von der Flußmündung bis Hamburg, wurde das Ziel minenlegender englischer Flugzeuge. Selbst der Cuxhavener Hafen war nicht sicher vor abgeworfener Sperrwaffen.
Gleich nach Kriegsbeginn wurde die 4./ Hafenschutzflottille Cuxhaven aufgestellt. Die meist aus ehemaligen Fischloggern bestehende Einheit, war mit leichten Flakwaffen ertüchtigt worden, um im Bedarfsfall Feindflieger bekämpfen zu können. Eine ihrer Aufgaben war die Sicherung des Fahrwassers gegen feindliche Flugzeuge, vor allen Dingen gegen tieffliegende Bomber, Torpedo- und Minenflugzeuge. Die zweite Aufgabe war das Absuchen des Elbfahrwassers und seiner Nebenarme nach Sperrwaffen. Mindestens eine der aus vier Gruppen bestehenden 4./HSF. war auf der Elbe und auch darüber hinaus ständig auf Seeposition.
Nahezu jede zweite Nacht beflogen Flugzeuge des englischen Costal Command der Royal Air Force den Fluß, um ihrer todbringende Last abzuwerfen und die von Altenbruch Reede auslaufenden Geleitzüge zu stören.
Bestand der Verdacht von Abwürfen, wurde der Bereich mit unterschiedlichen Geräten in bestimmten Suchmustern abgefahren, um eine zwangsmäßige Detonation der vermuteten Objekte auszulösen. Dieses nicht ungefährliche Verfahren, konnte für die Suchfahrzeuge selbst höchst gefährlich werden. Nicht selten wurden Fahrzeuge schwer beschädigt oder sogar versenkt, begleitet von menschlichen Verlusten.
Neben hauptsächlich abgeworfenen Magnetgrundminen kamen gelegentlich auch Treibminen vor, teils englische aber auch deutsche Modelle. Nicht selten hörte man vom Land aus schwere Detonationen von fälschlich ins Watt geworfener Magnetminen oder in die Brandung getriebener Treibminen. Nach Zeitzeugenberichten waren diese Explosionsgeräusche auf Grund der verwendeten großen Sprengstoffmengen deutlich lauter und intensiver, als durch abgeworfene Sprengbomben.
Im weiteren Verlauf des Krieges stellte sich heraus, das die Fahrzeuge der 4./HFS. auf Grund ihrer Bauart nicht in der Lage waren, Grundminen 100% zu räumen. Nach Versuchen stimmte das Marineoberkommando zu, jeweils einen Sperrbrecher mit V.E.S. Anlage an der Suche nach Minen einzusetzen.
Schorsch/Lexikon der Wehrmacht, M.B.
Regelmäßig kam es auch vor, das Seeminen an Land antrieben ohne zu detonieren. Ebenso schleppten die Boote der Hafenschutzflottille Treibminen aus den gefährdeten Bereichen ab und verankerten sie auf Sandbänken. Danach übernahmen dann die Räumkommandos, um diese zu entschärfen oder vor Ort zu Sprengen. Ein weitere Möglichkeit die Minen zu zerstören, war der direkte Beschuß durch leichte Flakwaffen von Land oder durch Boote der HSF. aus sicherer Distanz.
Die Sperrbrecher (Kombination Minensuchboot plus Flak-Kanonen) waren hauptsächlich umgebaute Handelsschiffe. Diese Schiffe hatten 20-mm- oder 37-mm-Kanonen, die auf hohen Plattformen am Bug und Heck positioniert waren. Andere Fahrzeuge hatten 105-mm-Kanonen oder 88-mm-Flak-Kanonen, die von der RAF als „Schwere Flak-Schiffe“ bezeichnet wurden. Um Schiffe oder U-Boote in und aus Minenfeldern zu eskortieren, war der Sperrbrecher mit einem VES-System (Voraus-Eigen-Schutz- oder Vorauswirkender-Eigenschutz-Anlage) ausgestattet, einem riesigen Magnetfeldgenerator. Dieser sendete einen starken Magnetimpuls aus, in der Hoffnung, die Mine 500 Meter vor ihm zur Detonation zu bringen. Zudem wurden Schallwellen in Form eines mechanischen Hammers oder einer Stimmgabel produziert um die Detonation auszulösen.
Da die Schiffe oft ein leichtes Ziel für Luftangriffe waren, wurden sie zusätzlich mit Sperrballons ausgestattet. Etwa 50 % der Sperrbrecher insgesamt gingen bei Minenräumungen oder Luftangriffen verloren.
Bildquelle: Claus Seedorf
Bildquelle: Claus Seedorf
Quelle: KTB Marinestation der Nordsee 14.10.1941
Zur Räumung der auf dem Magnetprinzip beruhenden Grundminen, wurden neben den Marineeinheiten beider Kriegsparteien auch Flugzeuge eingesetzt. Auf deutscher Seite wurde durch die Luftwaffe die Minensuchgruppe "Mausi" gebildet. Zum Einsatz dafür kamen Junkers Ju 52/3m, an deren Rumpf eine Magnetspule angebracht war. In der Maschine befand sich ein Generator mit Umformer, welcher für die benötigte Energie der Anlage sorgte. Ziel dabei war es, mit dem Flugzeug in etwa 30 Metern Höhe bei etwa 120 Km/h über das Wasser zu fliegen und durch das erzeugte Magnetfeld die Grundminen zur Explosion zu bringen. Der Ring an der Maschine besaß eine Strahlungs-Reichweite von etwa 100 m. Um eine Mine bei ca. 80 Metern Wassertiefe zur Detonation zu bringen, war es teilweise nötig in nur 10-20 m Höhe über die See zu fliegen. Daher galten Einsätze der fliegenden Minensuchgruppen als hochriskant, da die Wassersäulen der explodierenden Minen eine enorme Höhe erreichen konnten. Mehrfach wurden Minensuchflugzeuge dabei zum Absturz gebracht. Auf dem Flugplatz Weddewarden bei Bremerhaven war ab 1942 die 2./ Staffel der Minensuchgruppe Mausi stationiert, sie war zuständig für den sehr stark verminten Bereich der Deutschen Bucht.
Quelle: Der Landser-Grossband Nr. 909 - Sonderkommando MAUSI - Die Minensuchflieger der Luftwaffe; Rudolf R. Blümert
Am "Tag der Wehrmacht 1940" stellte man am heutigen Buttplatz eine Sammlung erbeuteter Seeminen und Wasserbomben aus. Im Hintergrund die Bahnhofstraße.
Quelle: Privat
Quelle: Claus Seedorf
Vor dem Schleusenpriel.
Quelle: Claus Seedorf