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Durch die Dauer des Krieges und der damit verbundene Personalknappheit, wurde am 22.01.1943 die Notdienstverordnung geändert. Damit war es der Marine genau wie der Luftwaffe ab diesem Tage möglich, auf die minderjährigen Flakhelfer zurückzugreifen. Als erster Einziehungstermin war der 15. Februar 1943 vorgesehen, dafür standen Anfangs etwa 69.000 Jugendliche zur Verfügung. Die 15 bis 17 Jahre alten Schüler der Jahrgänge 1926 und 1927 erhielten einen Heranziehungsbescheid, der vom Landrat entsprechend versende wurde. Ab Januar 1944 wurden dann auch Schüler des Geburtsjahrgangs 1928 eingezogen. Im gleichen Sommer traten noch Schüler aus Berufs- und Handelsschulen hinzu.
Die Jugendliche wurden zunächst überwiegend in Wohnortnähe eingesetzt, später auch in größerer Entfernung vom Wohnort. Sie erhielten vor Ort Schulunterricht.
Die Flakhelfer wurden mit Nachsprechen einer Verpflichtungserklärung auf ihre Obliegenheiten verpflichtet. Für Fälle von Pflichtverletzungen gab es eine spezielle Disziplinarstrafordnung. Ein „unerlaubtes Entfernen von der Truppe“ konnte mit dem Tode bestraft werden, Fälle sind allerdings nicht bekannt.
Ihre Aufgabenzuweisung orientierte sich dabei üblicherweise an der körperlichen und geistigen Eignung des Helfers. Ausdrücklich verboten war, die Helfer für niedere Arbeiten, wie zum Beispiel im Küchen-, Kasino- und Reinigungsdienst heranzuziehen.
Den Marinehelfern an der Nordseeküste war von allen eingesetzten Flakhelfern auch das schlimmste aller Lose zugeteilt worden. Während es im Binnenland des Reiches Flakbatterien gab, die während des gesamten Krieges keinen einzigen Schuss von sich gaben, waren die Marinehelfer an den Nordseeküsten einem fast ständig anhaltenden Luftalarm ausgesetzt. Dies war der Tatsache geschuldet, dass die alliierten Bomberverbände auf ihrem Weg zu Zielen in Deutschland zwangsläufig die Flakstellungen der Küstenbatterien kreuzen mussten, diese aber auch gezielt bekämpften. Daher gab es hier die meisten Verluste. Besonders schlimm traf es dabei die Kräfte auf Helgoland und Wangerooge, die mehrfach und am Ende vernichtend getroffen wurden.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Flakhelfer

Marinehelfer der Flakbatterie Kugelbake
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Marinehelferzeit in der Batterie Kugelbake 1943 / 1945

Bereits im Februar 1943 wurden wir, die Schüler unserer Klasse von dem Amtsarzt Dr.Zedelius auf unsere Verwendungsmöglichkeit nach der Schulzeit untersucht. In dem Tauglichkeitsausweis wurde vermerkt: "1.2.1943 tauglich für Marinehelfer”. Damit waren die Voraussetzungen bei uns für die "Heranziehung von Schülern zum Kriegsdienst der deutschen Jugend zur Kriegsmarine" erfüllt.

 

In dem uns zugegangenen Bescheid heißt es u.a.: "Die deutsche Jugend der höheren und mittleren Schulen wird dazu aufgerufen, in einer ihren Kräften entsprechenden Weise bei der Verteidigung des Vaterlandes mitzuwirken, wie dies in anderen Ländern schon lange geschieht”. Die rechtliche Grundlage hierfür gab die Notdienstverordnung vom 15.Oktober 1938, nach der die Schüler bis auf weiteres zum langfristigen Notdienst herangezogen und der Kriegsmarine zur Dienstleistung zugewiesen werden.Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag legten wir in der Schule unsere Prüfungen für die Mittlere Reife ab. Innerhalb einer kurzen Feier wurden uns dann am Sonnabend die Zeugnisse erteilt. Der Sonntag blieb uns als letzter Tag in der Familie. Am zweiten Tag nach unserer Schulentlassung, dem Montag, mußten wir, die Jungen unserer Klasse, uns auf dem Schulhof einfinden. Mit Militärmusik und in Begleitung der Mädchen unserer Klasse, wurden wir abgeholt.

Es ging in Richtung der Batterie Kugelbake. Jeder hatte seinen kleinen Koffer bzw.seine Tasche in der Hand. Man hatte uns mitgeteilt, was wir mitzunehmen hätten. Keiner wusste so recht, wie es weitergehen würde. Aber über eines waren wir uns aber alle im Klaren, wir wollten, nach den Bombenabwürfen auf Cuxhaven mit den Personen und Sachschäden (8./9.5.1941 -Volltreffer auf Vereinshaus in der Friedr.Karl-Str.: 30 Tote ‚8 Verletzte) ‚ mit dafür sorgen, daß die feindlichen Flugzeuge hier keinen weiteren Schaden anrichten konnten. Obwohl wir erst 15 und 16 Jahre alt waren, hatten wir die richtige Motivation für die Tätigkeiten, die während der Ausbildung auf uns zukommen würden.

Nach dem langen Marsch zur Batterie wurden wir vom Batteriechef und dem Spieß, „der Mutter der Kompanie", in Empfang genommen. Eine kurze Begrüßung folgte. Die erste Nacht verbrachten wir in einem Notquartier im Gemeinschaftsraum der Stabsbaracke auf Matratzen.

Bei der Einkleidung erhielten wir einen blauen Overall, der als Arbeitsanzug, bei der Wache, beim Geschützexerzieren, Geschützreinigen und später auch beim Schießen getragen wurde. Außerdem erhielten wir eine Marineuniform. Zu der wir zum Unterschied zu den Soldaten der Kriegsmarine eine HJ-Armbinde und einen Ärmelstreifen “Marinehelfer“ am linken Arm tragen mussten . Als Kopfbedeckung hatten wir die Bordmütze, das sogenannte "Schiffchen“. Auf der Kleiderkammer begann eine umfangreiche Suchaktion nach kleinen Größen.

Nach der Einkleidung fand dann die feierliche Verpflichtung in der Batterie statt, denn eine Vereidigung konnte es nicht geben. weil wir noch nicht volljährig waren.

Von Seiten der Artilleristen sah man unsere Ausbildung mit gemischten Gefühlen an, denn nachdem wir fest auf unseren Gefechtsstationen eingeteilt waren, gab es die ersten Abkommandierungen. Eigentlich war damit der Zweck erfüllt. Wir sollten die Soldaten in der Heimat ersetzen, damit sie frei für den Fronteinsatz wurden. Leider mussten wir auf diese Weise von manchem gern gesehenen Kameraden Abschied nehmen.
 
Quelle: Harald Schönemann/Marinehelfer in der Batterie Kugelbake aus Cuxhaven


Die Ausbildung zum Marinehelfer

Nach zwei Tagen, in denen wir provisorisch im Gemeinschaftsraum untergebracht waren, erhielten wir als Unterkunft eine Baracke die auf halben Weg zwischen dem Haupttor und dem Leitstand 2 außerhalb der eigentlichen Batterie lag. Danach begann unsere Ausbildung zum Marinehelfer, die recht unterschiedlich war. Einige waren an den Geschützen, andere am Kleinkog (Kleinkommandogerät), am Leitstand und am Dreiwag. Von der Schule her gewohnt Lehr- und Lernstoff aufzunehmen, fiel es uns nicht schwer, den hier gebotenen Stoff schnell zu verarbeiten. Die Geschützführer und die anderen Ausbilder hatten oft selbst Spaß daran, wie leicht es uns fiel, die manchmal schwierigen Themen aufzufassen. Es dauerte nicht lange, da waren wir als Vollwertige innerhalb einer Geschützbedienung oder einer Besatzung anerkannt. Immerhin waren außer den Flak-Artilleristen, den Marinehelferinnen und uns, als Marinehelfern, auch noch Russen (Freiwillige) als Muni-Männer in der Batterie - wahrhaftig ein bunter Haufen.

 

Der Obergefreite Kähler war unser Ausbilder für allgemeine Themen. Er hatte einen kleinen abgeteilten Raum in unserer Baracke und "büffelte" ständig für irgendwelche Prüfungen. Oft war der Lichtschein seiner Lampe unter der Tür noch nach dem Zapfenstreich zu sehen. So Wand an Wand mit uns wurde seine Geduld und seine Langmut oft auf eine harte Probe gestellt, denn bei uns ging es manchmal recht laut zu und die Barackenwände waren sehr dünn. Zu unserem Nachteil kannte er in kurzer Zeit jeden seiner "Leute'. Während der Heizperiode stellte er manchmal fest, daß es bei uns immer schön warm war. Kohlen und Briketts waren zugeteilt, aber wir fanden immer einen Dreh, Heizmaterial zu "besorgen". Ein zusätzlicher Spind war immer abgeschlossen und gehörte bei einer Spindmusterung immer jemandem, der gerade auf Urlaub oder auf Wache war. Keiner durfte wissen, daß unser Kohlen- und Brikettvorrat darin gelagert war.

 

Der Obergefreite Kähler nahm mit uns allgemeine Themen der Artillerie durch. Dabei ging es nicht nur um das Wissen, sondern viele Merksätze mussten auswendig gelernt werden. Unter anderem standen die Ballistik, die Prinzipien der verschiedenen Schießarten, das Vorhalten beim Flak-Schießen, das Dreiwag und das Kleinkog auf seinem Plan. Neben diesem Unterricht war uns eigentlich die Ausbildung an den Geschützen und Geräten viel lieber.

Neben der Ausbildung am Kleinkog (Kieinkommandogerät - ein in der Batterie benutztes Rechengerät, dass aus den Messwerten die Schießwerte ermittelte) war ich eine Zeitlang im Leitstand am Entfernungsmessgerät tätig. Beim Testmessen stellte man fest, dass meine Werte sehr genau waren. So kam ich für eine intensivierte Ausbildung in Frage.

 

Hatten Höhen- und Seitenrichtnummer das Ziel In ihren Gläsern, so meldete ich: „E.M.-Ziel aufgefasst kommendes/gehendes Ziel” und hatte optisch die Zielentfernung zu ermitteln. Wenn die Batterie diese Werte später als Grundlage für das Schießen verwendete, war das oberstes Gebot: Ruhe halten und Konzentration. Ich war davon überzeugt, dass dies eine sehr wichtige Aufgabe im Funktionsablauf des Batterieschießens war. Die Erfahrungen, die ich an der 6m Basis der Batterie Kugelbake machte, kamen mir in der Folgezeit des Krieges zugute. Während der Einsätze auf dem Leichten Kreuzer "Köln’ war Ich am E-Meßgerät und zwar an einer 3m-Basis (Fla-E-Meß Fockmast) tätig.

Von Seiten der Artilleristen sah man unsere Ausbildung mit gemischten Gefühlen an, denn nachdem wir fest auf unseren Gefechtsstationen eingeteilt waren, gab es die ersten Abkommandierungen. Eigentlich war damit der Zweck erfüllt. Wir sollten die Soldaten in der Heimat ersetzen, damit sie frei für den Fronteinsatz wurden. Leider mussten wir auf diese Weise von manchem gern gesehenen Kameraden Abschied nehmen.
 
Quelle: Harald Schönemann/Marinehelfer in der Batterie Kugelbake aus Cuxhaven


Zeitungsartikel vom 25.5.1943 - "Jugendliche helfen der Kriegsmarine"

So wie überall im Reich Jugendliche als Flak- und Marinehelfer eingezogen sind, so stehen auch Cuxhavener Jungen im Dienst der Kriegsmarine. Zwar sind sie nicht an Bord eingesetzt, doch leisten sie an Land bei der Marine-Artillerie trotz ihrer Jugend bereits vorbildliche Hilfsdienste. Einmal ist es in Cuxhaven die oberste Klasse der Oberschule für Jungen, die geschlossen als Marinehelfer eingesetzt sind, und zum anderen sind es die Schüler der Mittelschule "Hermann-Göring-Schule", die ebenfalls geschlossen bei der Marine-Artillerie helfen. Seit gut zwei Monaten sind nun diese Jungen eingesetzt, und die allererste Frage, die sich einem aufdrängt, wenn man über diese Marinehelfer schreiben will, ist natürlich: wie machen sie sich, sie, die doch bis auf die vormilitärische Ausbildung in der Hitlerjugend keine militärische Ausbildung erhielten, können sie schon zu praktischem Kriegsdienst eingesetzt werden, werden sie nicht im Fall der Gefahr versagen? Doch der Batteriechef, den wir fragten und auch seine Feldwebel und Unteroffiziere äußerten sich alle sehr anerkennend über ihre Marinehelfer. Die Jungen, die gerade von der Schule kommen, sind sehr aufnahmebereit, gelehrig, aufmerksam und sie begreifen schnell, worauf es ankommt und sind vor allem mit ganzem Herzen dabei. Sie spritzen wie der Wind durch die Befestigungen und handhaben am liebsten die verschiedenen zum Teil äußerst komplizierten Apparate. Jeder von ihnen ist heute in der Lage, jeden einem Marinehelfer zugewiesenen Posten zu besetzen.
 
Die Jungen werden nicht nur zum Einsatz ausgebildet, sondern erhalten auch gleichzeitig unter der Leitung von Ausbildungs-Unteroffizieren eine gründliche infanteristische Ausbildung, und wenn man heute einmal solch einer Ausbildungsstunde beiwohnt, so können die Jungen, die sich in ihrem Soldatenzeug von den Soldaten unterscheiden, ihr "Das Gewehr 98 besteht aus....." genauso schneidig herunterrasseln wie die zünftigen Rekruten. Untergebracht sind die Marinehelfer in einer eigenen Baracke. Sie haben einen eigenen Feierabendraum, bekommen weder Alkohol noch Rauchwaren wie die Soldaten und werden zu den Truppenbetreuungsveranstaltungen zugelassen, die jugendfrei sind. Die Verpflegung ist wie bei der Wehrmacht üblich - gut und reichlich, auch für genügend Schlaf wird gesorgt, indem den Jungen von Rechtswegen die ansehnliche Schlafzeit von neun Stunden zudiktiert wurde. Nachmittagsurlaub gibt es alle fünf bis sechs Tage, wo sie - da sie alle aus Cuxhaven stammen - sich daheim vorstellen können. Im Jahr gibt es zweimal Urlaub. Sonntags haben sie unter Führung eines Kameradschaftsführers regelrechten Übungsdienst, wie überhaupt die Betreuung durch die Truppe naturgemäß stark ist. Pro Tag gibt es eine Art Wehrsold. Für die ehemaligen Schüler der Mittelschule wird mit Ende dieses Monats bereits die Marinehelferzeit beendet sein - sie werden durch Schüler der Oberschule für Jungen abgelöst so daß sich diese Jungen dann ihrer Berufsausbildung widmen können. Da die Jungen der Oberschule neben ihrem Dienst als Marinehelfer noch Schulunterricht haben, können sie sich während ihres Einsatzes bei der Marine Artillerie, der ja in der Hauptsache ein Bereitschaftsdienst ist, gut persönlich weiterbilden. Beim Ausscheiden aus dem Marinehelferdienst und Übertritt in den Arbeits- oder Wehrdienst werden diese Jungen im Allgemeinen den Reifevermerk auf dem Abschlusszeugnis erhalten. So ist nun - wie bei den Feindmächten schon seit langem auch unsere Jugend zum Kriegseinsatz herangezogen. Aber wenn man die Jungen, durch Sport und Tätigkeit im Freien gekräftigt, braungebrannt und flink über die militärischen Anlagen laufen sieht, dann kann man wohl glauben, daß sie sich bei den Soldaten recht wohl fühlen. Fragt sie mal,-sie werden es Euch bestätigen.
 
Let.  

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