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Luftangriff auf Cuxhaven - 11.06.1943

Ab 10.6.1943 intensivierten die RAF und die Amerikaner ihre Luftangriffe auf deutsche Städte. Es begann die "Combined Bomber Offensive" der Alliierten: Tags starteten die Amerikaner Präzisionsbombardements - nachts folgte die RAF mit Flächenbombardements.
 
Der Marinehelfer W.V. erinnert sich noch an ein für Cuxhaven bedeutungsvolles Ereignis am 11.6.1943:
 
Alarm! Wieder einmal waren feindliche Verbände im Anflug gemeldet. Es war klares Sommerwetter und bald konnten wir die Flugzeuge ausmachen und anmessen. Es war ein großer Verband von etwa 30 Maschinen des Typs B 17 (Amerikanischer schwerer Langstrecken-Tagbomber "Boeing B 17 Flying Fortress). Von Helgoland, das meistens für diese Unternehmen ein navigatorischer Ansteuerungspunkt war, flog er nun von Nordwesten kommend in die Elbmündung ein. Engländer und Amerikaner benutzten die Elbe als Leitweg für die Angriffe auf Berlin und Hamburg, um dort bei Tag oder bei Nacht ihre Bombenlast abzuwerfen.
 
Sobald der Verband in Reichweite unserer Geschütze war, eröffnete unsere Batterie, wie auch alle anderen, das Feuer aus allen Rohren. Unbeirrt zog der Verband zunächst an Cuxhaven vorbei in Richtung Brunsbüttel. Eine der ersten Maschinen, (später vermutete man, es sei die Führungsmaschine gewesen), erhielt einen Treffer, drehte mit einer langen Rauchfahne nach Süden ab und stürzte dann in Richtung des Wurster Wattes ab. Der gesamte Verband machte daraufhin einen Schwenk und flog direkt auf Cuxhaven zu.
 
Marinehelfer H.Sch. ergänzt dazu: Ich war damals als E-Messer an der 6m-Basis und musste somit den Verband genau verfolgen. Als die Maschinen umschwenkten und Kurs Cuxhaven nahmen, beobachtete ich, wie eine nach der anderen die Bombenklappen öffnete und die Bomben herauspurzelten. Ein ganzer Teppich ging hernieder und zwar schon von der Mitte des südlichen Fahrwassers über das Hafengebiet bis in die Stadt hinein. Wir spürten, obwohl unsere Batterie selbst feuerte, die Erschütterungen der Bombeneinschläge.
 
Wie sie gekommen waren, so flogen sie wieder ab, eine riesige Wolke über dem Stadtgebiet zurücklassend. Von deutschen Jagdflugzeugen war nichts zu sehen, dabei flogen diese "Fliegenden Festungen" ohne eigenen Jagdschutz. Unsere Batterie beschoss den Verband so lange er noch im Bereich unserer Geschütze war. Als wir nach dem Einsatz in die Baracke kamen, wollte jeder wissen, was los ist. Aus allen Fragen hörte man die Sorge um die Eltern und Angehörigen, die Freunde und Verwandten.
 
Marinehelfer G.M. der vom Urlaub zurückkam, berichtete von den Schäden, die er gesehen hatte und von den Verlusten. Von dem ganzen Ausmaß der Zerstörungen erfuhren wir erst am nächsten und übernächsten Tag.


Im Archiv der Stadt Cuxhaven kann man über diesen Bombenangriff folgendes lesen. Neben ernsten Schäden am Postgebäude, Pressehaus und dem Niemeyerschen Haus, Ecke Deichstraße am Kämmererplatz, in der Delft- und Nordersteinstraße waren bei diesem Angriff 39 Tote zu beklagen. 

Sofort nach dem Angriff wurde mit den Bergungs- und Aufräumungsarbeiten begonnen. Obwohl das Pressehaus erheblichen Schaden erlitten hatte, konnten doch zur üblichen Mittagsstunde die Zeitungen gedruckt werden. Auch die Postabfertigung erfuhr keine Unterbrechung. Allerdings konnte die zerstörte Schalterhalle erst nach einem Neubau am 29.07.1960 wieder in Betrieb genommen werden. 

Über die Hilfe der Bevölkerung und vieler Organisationen für die Betroffenen berichtet das "Cuxhavener Tageblatt" unter der Überschrift: "Cuxhaven in der Bewährung":
"Die Verschütteten wurden aus den Luftschutzräumen geholt, die Verwundeten von den Laienhelferinnen verbunden und zu den DRK-Stellen gebracht.

Total Bombengeschädigte wurden in der Nachbarschaft aufgenommen...Luftschutzpolizei und Wehrmacht stellten sofort Hilfstrupps, und als dann Entwarnung gegeben wurde, da packte alles, ob organisiert oder unorganisiert, nach Kräften an. Bis zum Dunkelwerden traf man überall die Männer von der Kriegsmarine und vom Reichsarbeitsdienst, von der Luftschutzpolizei und den Organisationen der Partei, die Feuerwehr, die Hitlerjugend usw. verstaubt und verschwitzt mit Schaufeln hantierend. Lastwagen aller Firmen rollten den Schutt davon, aber auch der gewöhnliche, mit keiner Funktion betraute Mann arbeitete nicht weniger zäh und entschlossen, ob beim Aufräumen des eigenen Hauses, des Nachbarhauses oder des Betriebes.
 
Die Menge der Obdachlosen- der Totalbombengeschädigten sowie derjenigen, deren Wohnungen durch Blindgänger bedroht waren, zog zu den Auffangstellen, die von der NSV in verschiedenen Schulen eingerichtet worden waren. Die Frauen der NS-Frauenschaft betreuten diese Auffangstellen mit einem vorbildlichem Eifer und grade zu rührender Sorgfalt, und die von der NSV in großen Lagern bereitgehaltenen Essgeschirre und Lebensmittel bewiesen hier wie nutzbringend die Vorsorge gewesen war. Die Verpflegung war reichlich und ausgezeichnet, und in den nächsten Tagen kochten Wehrmachtsküchen das Essen... Am nächsten Tag traten auch die Quartierämter in Tätigkeit, die anhand von großen Listen den Obdachlosen Quartiere anwiesen. Die Gaufilmstelle fuhr mit Lautsprechern durch die Straßen und gab Anordnungen für die Bevölkerung bekannt, in fünf Verglasungsstellen fanden sich unsere Handwerker zusammen, nicht nur die Glaser, sondern auch Schneider, Schuhmacher, Mechaniker, Elektriker usw. um die herbeigebrachten Fenster zu reparieren. Die Tischler besserten die entzweigegangenen Rahmen aus und brachten vor allem Lebensmittelgeschäfte in Ordnung. Pfingsten gab es diesmal nicht für Cuxhaven. Mit eiserner Verbissenheit wurde gearbeitet, und man muß staunen, in wie verhältnismäßig kurzer Zeit die Schuttberge von den Straßen verschwunden sind und langsam alles wieder, soweit möglich, in alte Geleise kommt... 

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