Stand 03.01.24

Bereits gleich nach Beginn der ersten Kriegshandlungen ab September 1939 startete die britische Royal Air Force damit, alle Seewege im Hoheitsgebiet des Deutschen Reiches zu verminen um Handels- und Kriegsschiffen die Durchfahrt unmöglich zu machen. Teilwiese wurde dies mit Schiffen und U-Booten praktiziert, in Landnähe allerdings vornehmlich durch Flugzeuge getätigt.
Aus der Luft kamen anfänglich leichte und mittlere Bomber wie die Handley Page Hampden, die Bistrol Blenheim oder die Vicker Wellington zum Einsatz. Im späteren Verlauf des Krieges übernahmen schwere viermotorige Bomber wie die Avro Lancaster, Short Sterling und British Sunderland diese Aufgabe, sie konnten bis zu fünf Minen auf einmal transportieren.
Das Abwerfen der Minen selbst war keine leichte Aufgabe. Eine Reihe von Überlegungen mussten dabei berücksichtigt werden. Unter anderem Gezeiten, Wassertiefe, Anflugvektor und bekannte feindliche Verteidigungspositonen.

Der Navigator stellte dabei die richtige Flugbahn für den zeitgesteuerten Minenabwurf sicher. Der Pilot des Flugzeugs musste die Maschine dabei in der vorgesehenen Höhe von ca. 450 m mit höchstens 290 km/h fliegen, da bei höherer Geschwindigkeit der Fallschirm von der zu Boden fallenden Mine abgerissen werden konnte. Bei Reihenabwürfen setzte der Bombenrichtschütze die Minen normalerweise in vier bis sechs Intervallen von zwei bis drei Sekunden ab. Konnte die Bomberbesatzung ihre Minen nicht zielgenau auf ihre Position bringen, wurden diese im Gegensatz zu Bomben wieder mit zum Heimatgeschwader nach England zurückgebracht.

Während des Krieges 1939 - 1945 legten die britischen Luft- und Marinestreitkräfte tausende von Minen (Sperrwaffen) aus. Dafür setzte sie verschiedene Modelle ein, mehr unter:
NavWeaps, michaelhiske.de

Die Flugzeugmine (Grundmine) hatte eine zylindrische Form, einen Durchmesser von etwa 43 cm und eine Länge von 3 Metern, einschließlich der Holz- oder Metallverkleidung. Das Gewicht betrug durchschnittlich 680 kg, davon 340 kg Sprengstoff (Amatol oder Minol). Ein Anti-Detonationsgerät verhindert Explosionen anderer Minen in unmittelbarer Nähe der explodierenden Mine. Ein am Ende angebrachter kleiner Fallschirm erleichterte das senkrechte Eintauchen ins Wasser, und die Nasenverkleidung verhinderte beim Flug durch die Luft ein Durchbiegen und Auslösung der Explosion beim Aufprall auf dem Wasser. Im Gegensatz zu Treibminen, versank die aus der Luft verlegte Magnetmine bis auf den Grund und detonierte dann berührungslos bei Annäherung eines entsprechenden Kontaktes durch die gemessene Veränderung im Erdmagnetfeld.

Im Mündungsbereich der Elbe waren seinerzeit unterschiedliche britische Kampfflugzeuge des Royal Air Force - Costal Commands gerade Nachts allgegenwärtig. Sie wurden mit entsprechenden Horchgeräten oder Flugmeldegerären von Land aus geortet. In Gefechtsberichten wird dabei immer wieder von Kampfhandlungen mit Flakstellungen oder Vorpostenbooten berichtet, teilweise wurden dabei Feindmaschinen durch Beschuss zum Absturz gebracht. Weiterhin wird von gelegentlich starken Explosionsgeräuschen von der Elbe her berichtet. Hier liegt die Vermutung nah, dass es sich dabei um beim Verlegen detonierte Minen handelte.
     
Seitens des britischen Bomber Kommandos und des Küsten Kommandos wurden ab 1942 im Schnitt pro Monat 1.100 Seeminen durch Luftabwurf eingesetzt. Dieses band etwa 40 % der gesamten deutschen Marinekräfte und zusätzlich die Minensuchgruppe Mausi für Räumarbeiten.
In den flachen Küstenbereichen wie der Elb -, Ems - oder Wesermündung, wurden grundsätzlich nur britische Angriffsminen der Klasse "A" (Fallschirmmagnetminen) per Luftabwurf verlegt. Allerdings kam es trotzdem regelmäßig zu Funden von Kontaktminen (Stoßdornminen) aus britischer oder deutscher Produktion. Dies lag meist daran, dass Treibminen oder abgerissene Ankertauminen durch Verdriften in die "Ecke" der Deutschen Bucht vertrieben wurden. Diese waren eigentlich entlang der westdeutschen Küstenlinie, den Niederlanden oder auf Hochsee verlegt. Unschädlich gemacht wurden diese dann in der Regel durch Entschärfung, Sprengung oder Beschuss.
Quelle: https://tailendcharlietedchurch.wordpress.com/operations/gardening-mine-laying/


1. Britische Angiffsminen während des Krieges waren wie folgt in zwei allgemeine Kategorien eingeteilt:

(a) Die Gruppe "A" umfasste hauptsächlich von Flugzeugen abgeworfene Grundminen, sie konnten aber auch von Überwasserfahrzeugen gelegt werden. Alle diese Minen waren zylindrisch mit schrägen Spitzen. Sie wurden mit kleinen Fallschirmen gelegt, um Schäden beim Aufprall zu verhindern. Teilweise waren Nasenverkleidungen angebracht, die beim Aufprall auf das Wasser abscheren sollten. Dies gewährleistete eine gute Flugbahn. Die schrägen Spitzen waren so konstruiert, dass die Mine zudem horizontal sank.

 

(b) Die Gruppe "M" umfasste verschiedene Arten von Einflussminen, Boden- und Ankertauminen, die nicht von Flugzeugen gelegt wurden. Diese Minen wiesen keine allgemein ähnlichen Merkmale auf, da sie alle unterschiedlich geformt waren und je nach Konstruktion der einzelnen Mine von U-Booten und/oder Überwasserfahrzeugen gelegt werden konnten.

2. Jeder der oben genannten Typen war so konzipiert, dass sie eine große Anzahl verschiedener und fast vollständig austauschbarer Zündeinheiten aufnehmen konnte.

Folglich hingen die Betriebseigenschaften der Minen fast vollständig von der eingebauten Einheit ab.

3. Eine "Baugruppennummer", die zur Identifizierung der eingebauten Einheit diente, war auf jeder Mine der Gruppe "A" und "A" aufgedruckt.

Sie bestand im Allgemeinen aus den Buchstaben "ASY" (für "Baugruppe"), gefolgt von einem Buchstaben und drei Zahlen. So würde "ASY B204" anzeigen, dass die Mine mit der Baugruppe 204 ausgestattet ist. Im Folgenden gibt es eine Legende zu den verschiedenen Buchstabenpräfixen der Baugruppennummern:

  1. (a)  "A"-Einheiten: einpolige, magnetisch-induktive Zündung.
  2. (b) "B"-Einheiten: bipolare, magnetisch-induktive Zündung, die zwei Auslösungen mit entgegengesetzter Polarität erfordert. ASY B204 beinhaltet auch eine Aufprallzündung, wenn die Mine an Land oder in seichtes Wasser fällt.
  3. (c) "C"-Einheiten: bipolare, magnetische Induktionszündung, erfordert zwei Auslösungen mit entgegengesetzter Polarität innerhalb einer bestimmten Zeitspanne.
  4. (d) "D"-Einheiten: akustische Zündung. ASY D416 beinhaltet auch Aufprallzündung, wenn die Mine an Land oder in seichtes Wasser fällt.
  5. (e) "E"-Einheiten: verzögerte Bombenzündung, gesteuert durch eine Verzögerungsuhr.
  6. (f) "F"-Einheiten: ASY F602 bis F614 verwenden sofortige Bombenzündung, mit Ausnahme der F612, die als Mine mit Verzögerungswirkung fungiert. F616 und höher weisen auf eine spezielle Zündeinheit hin, die für eine bestimmte Mission entwickelt wurde.
  7. (g) "G"-Einheiten: kombinierte magnetische Induktions- und akustische Zündung.
  8. (h) "K"-Einheiten: akustische Zündung.

Modelle britischer Fallschirmmagnetminen, die von 1939 – 1945 in den küstennahen Gewässern und Flußmündungen abgeworfen wurden.

Modell: "A" Mark I ("A" Mark II, III und IV) - Grund-, Magnetinduktions- oder Akustikmine.

Hierbei handelte es sich um eine Angriffsmine, zum Einsatz in unterschiedlichen Wassertiefen. Dabei war die Art der eingebauten Zündeinheiten abhängig für die Bekämpfung von Überwasserfahrzeugen oder U-Booten. Das Modell konnten auch als Bombe (Englische Luftmine) mit sofortiger oder verzögerter Zündung eingesetzt werden. Es war ursprünglich für die gleiche Abwurfvorrichtung wie das 45-cm-Torpedo Mark XI konzipiert.
Der Minenkörper bestand aus einem zylindrischen Stahlrohr mit schräger Spitze, zudem war er zusätzlich mit einer Bugverkleidung versehen. Die Gesamtlänge des Kampfmittels betrug 4,16 Meter, Breite 45 Zentimeter. Farbe, schwarz oder grün lackiert und mit einem kleinem Fallschirm versehen. Das Gesamtgewicht betrug ca. 680 kg, die Sprengladung davon 340 Kg. Amatol oder 350 Kg. Minol.
Die "A" Marks II, III und IV unterschieden sich von der "A" Mark I hauptsächlich dadurch, dass sie von verschiedenen Herstellern gebaut wurden und einen etwas größeren Durchmesser hatten.
Kurz vor dem Abschuss oder Abwurf der Mine wuden eine Sicherheitsgabel und ein Stift aus dem hydrostatischen Schalter sowie der Sicherheitsstift aus dem Fallschirmgehäuse (falls vorhanden) gezogen. Der Aufprall auf dem Wasser nach Flugzeugabwurf scherte die Bugverkleidung ab und betätigt den Fallschirm- oder Heckauslöser. Durch den Zerfall einer löslichen Plombe schloss sich der hydrostatische Sicherheitsschalter, und die Zündeinheit begann ihre Scharfschaltphase. Eine Selbstentschärfungsvorrichtungen war bei diesem Modell nicht verbaut.

Modell: "A" Mark V - Grund-, Magnetinduktions- oder Akustikmine.

Hierbei handelte es sich ebenso um eine Angriffsmine für den Einsatz in unterschiedlichen Wassertiefen, abhängig von der Art der eingebauten Zündeinheit. Ziele waren Überwasserfahrzeuge oder U-Boote, sie konnte weiterhin als Bombe (Minenbombe) verwendet werden. Die Verlegung wurde ausschließlich von Flugzeugen durchgeführt.
Es handelte sich um ein Zylinderrohr mit einer Bugverkleidung und einem Fallschirm, Farbe grün oder schwarz. Gesamtlänge 2,06 Meter, Durchmesser 40 Zentimeter, Gesamtgewicht 454 Kilogramm, Sprengmasse 283 Kilogramm Amatol oder 306 Kilogramm Minol. Die Produktion dieses Minentyps begann im August 1940.
Beim Abwurf wurden ein Sicherheitsstift und eine Abdeckung vom hydrostatischen Schalter entfernt. Der Aufprall auf das Wasser betätigte die Fallschirmabtrennung und scherte die Bugverkleidung ab. Durch die Auflösung einer löslichen Plombe, schließ sich der hydrostatische Schalter in 10 Fuß Wassertiefe, und die Mineneinheit begann ihren Scharfschaltzyklus.

Modell: "A" Mark VI - Grund-, Magnetinduktions- oder Akustikmine.

Angriffsmine, für den Einsatz in unterschiedlichen Wassertiefen, abhängig von der Art der eingebauten Zündeinheit. Einsatz gegen Überwasserfahrzeuge oder U-Boote. Konnte auch als Bombe (Luftmine, Minenbombe "Blockbuster") mit sofortiger oder verzögerter Wirkung eingesetzt werden. Aussetzen durch Überwasserfahrzeuge oder Abwurf von Flugzeugen mit Fallschirm.
Zylindrisches Stahlgehäuse mit schräger Spitze und Bugverkleidung, integrierter Fallschirm. Farbe Dunkelgrün oder Schwarz. Gesamtlänge 2,78 Meter, Durchmesser 49 Zentimeter, Sprengmasse 431 Kilogramm Amatol mit Tetryl ( Tetryl: brisanter Sprengstoff als Zündladung). Gesamtgewicht des Kampfmittels, 816 Kilogramm.

Die Produktion dieser Fallschirmmine begann 1944 und sollte die Marks I–IV ersetzen. Sie verfügte über einen akustisch-magnetischen Auslöser und hatte die Abmessungen einer 907 kg schweren Sprengbombe. Die Ladung bestand aus 454 kg Amatol oder 499 kg Minol. Ohne Fallschirm konnte sie auch aus geringer Höhe abgeworfen werden.
Beim Abwurf wurde ein Sicherungsstift oder Sicherungsdraht aus dem hydrostatischen Sicherheitsschalter gezogen. Der Aufprall auf das Wasser löste den Fallschirm aus und scherte die Bugverkleidung ab. Durch die Auflösung ihrer jeweiligen löslichen Plomben konnte der hydrostatische Sicherheitsschalter und der Zünderhydrostat betätigt werden. Ersterer schloss den Scharfschaltkreis, und letzterer platzierte den Zünder im Zündkreis und richtete ihn auf den Zündverstärker aus.

Modell: "A" Mark VII - Grund-, Magnetinduktions- oder Akustikmine.

Angriffsmine, für den Einsatz in unterschiedlichen Wassertiefen, abhängig von der Art der eingebauten Zündeinheit, gegen Überwasserfahrzeuge oder U-Boote. Verlegung durch Abwurf per Flugzeug, das Modell konnte auch als Bombe (Luftmine) verwendet werden.
Zylindrische Stahlröhre mit schräger Spitze, ausgestattet mit einer halben Nasenverkleidung, Farbe schwarz oder Dunkelgrün.
Länge 2,29 Meter, Durchmesser 42,7 Zentimeter, Gesamtgewicht 476 Kilogramm, Sprengmasse 281 Kg Amatol.
Beim Abwurf wurde ein Sicherheitsstift oder ein Sicherungsdraht aus dem hydrostatischen Sicherheitsschalter gezogen. Der Aufprall auf das Wasser warf den Fallschirm und scherte die Bugverkleidung ab. Durch die Auflösung ihrer löslichen Stopfen, konnten der hydrostatische Sicherheitsschalter und der Zünder-Sicherheitshydrostat betätigt werden. Ersterer schloss den Scharfschaltkreis, und letzterer platzierte den Zünder im Zündkreis und richtet ihn auf dem Zündverstärker aus.

Quelle: Mine Disposal Handbook, Part III (1944). British Underwater Ordnance.


Grafik eines britischen Minenlegers vom Typ Handley Page Hampden im Einsatz. Dieses sehr langsam fliegende Flugzeumuster wurde von den Alliierten vor allen Dingen zu Beginn des Kriegs im Bereich der deutschen Bucht und den Flussmündungen eingesetzt.

Eine britische Fallschirm - Magnetmine "A", kurz vor dem Eintauchen ins Wasser.


Zwischen April 1944 und Mai 1945 führte die britische Luftwaffe eine Großoffensive gegen die deutschen Seewege an allen Frontabschnitten durch. Ziel war es, die Handels- und Transportwege auf dem Wasser durch Minensperren zum Erliegen zu bringen. Der Deckname dieser Operation lautete "Gardening" (Gärtnern).
Innerhalb der verschiedenen Einsatzbereiche, wurden bestimmte Ziele identifiziert und als „Gärten“ bezeichnet. Aus Gründen der Geheimhaltung erhielt jeder den Namen eines Gartenprodukts wie zum Beispiel einer Blume oder einer Frucht, die Minen wurden dabei als „Gemüse“ bezeichnet. Daher der gebräuchliche Begriff im Bomber Kommando Jargon für Minenlegeoperationen als „Gartenarbeit“. Die Elbmündung lag hier am Rand der Bereiche "Eglantines" (Hagebutte) und "Rosmary 1" (Rosmarin 1).

30.09.1940

Neuartige britische Seeminen ab 1943

Quelle: 03.1944-T-1022 R-2133 KTB Befehlshaber Sicherung der Nordsee-SANY0091.jpg

23.05.1942

Minenexplosion, Motorrrettungsboot "August Nebelthau" der DGzRS nach Detonation gesunken. Ein Toter, 2 Verletzte.

Quelle: KTB Marinestation der Nordsee

30.09.1940

Minenabwürfe bei Neuwerk-Scharhörn

Quelle: KTB-T1022-R3972 Admiral Nordsee Station


12+13.08.44

Zwei Schiffe durch britische Seeminen in der Elbmündung versenkt.

Quelle: T1022-3595_KTB 5 SD-DB-252

27.08.1944

Beispiel, Verminung Elb- und Wesermündung

Quelle: RM 45-II/178-S0090
KTB-Kom-Cux-1944


23.11.1944

Neuartige britische Seeminen mit Zeitzünder. Dies sollte ggf. bei späteren eigenen Marineoperationen dafür sorgen, dass man von den eigenen Waffen nicht blockiert bzw. versenkt wird.

Quelle: BFH. Sicherung der Nordsee, Konteradmiral Lucht
16.-30.11.1944