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Kapitulation Cuxhavens
07.05.1945

Bereits Ende April 1945 drangen alliierte Truppen von Westen her über Belgien und die Niederlande in das Emsland, Richtung Elbe - Weser Bereich vor. Hierbei ließ man vermutlich aus taktischen Gründen den nördlichen Teil des heutigen Landkreises Cuxhaven erst einmal links liegen und setzte den Hauptschwerpunkt auf die größeren Städte Bremen, Hamburg, Kiel, Lübeck.
Diese kurze Pause nutzten viele Verbände der zersprengten Deutschen Wehrmacht sich Richtung Norden abzusetzen, um per Schiff nach Schleswig Holstein entkommen zu können.
Cuxhaven war nicht nur wegen der bereits ortsansässigen Einheiten schon sehr stark aufgestellt, sondern auf Grund der zusätzlichen Armeekräfte jetzt bis an die Zähne bewaffnet.
Nach anschließender Zählung durch die britische Armee waren nach der Kapitulation gut 11.000 Soldaten verschiedenster Einheiten in der Stadt Cuxhaven. Cuxhaven selbst wurde bereits im November 1944 zur Festung ernannt, Kapitän zur See Herbert Sorge wurde dessen Kommandant. Dieser Status gab der Festungskommandantur eine größere Selbsständigkeit bei ihren Entscheidungen bezüglich der Verteidigungsmaßnahmen..

Weiterhin bedeutete dies natürlich auch kämpfen bis zum bitteren Ende und verbrannte Erde, dem Feind nichts mehr übrig lassen. Das war natürlich jedem klar. Herbert Sorge übernahm den Posten des Kommandanten im Abschnitt Cuxhaven bereits im Oktober 1944. Ihm und seinem Stab entging natürlich nicht das Vordringen der alliierten Truppen in den norddeutschen Raum, daher war er entsprechend beunruhigt über das immer näher kommende Kampfgeschehen.
Zudem waren wenige Tage vorher die schweren
Festungen auf Helgoland und der Insel Wangerooge durch die amerikanischen und britischen Bomberverbände dem Erdboden gleich gemacht worden. Obwohl die Stadt Cuxhaven durch die Marineflakabteilung 214 sehr stark abgesichert war, wäre diese im Falle eines solch massiven Luftschlages wie es die beiden Inseln erleben mussten, ebenso vernichtend worden. Die Folge wäre gewesen, dass die Infrastruktur der Stadt komplett zerstört worden wäre und es mit äußerst großer Wahrscheinlichkeit sehr große Verluste unter den Soldaten und vor allen Dingen der Zivilbevölkerung gegeben hätte.
In Absprache mit Oberbürgermeister Wilhelm Klostermann war man sich vermutlich deshalb schnell einig, das die Stadt Cuxhaven kampflos an die britischen Truppen übergeben werden müsse, um ein verheerendes Blutvergießen zu verhindern. Diese mutige Entscheidung war im Hintergrund des Hochverrats am Führer mit Sicherheit nicht leicht gewesen, aber die einzige sinnvolle und menschlich richtige Entscheidung die getroffen wurde.
Umgehend entfernte man auf Anweisung die bereits aufgebauten Panzersperren, Gräben und Blockaden. Außerdem wurden die bereits vorbereiteten Sprengladungen an den Kaimauern des Hafens heimlich wieder

unschädlich gemacht. Sorge ließ weiterhin die Hitlerjugend entwaffnen sowie sämtliche Batterien in der Stadt sichern um zu verhindern, dass durch eventuelle Einzelaktionen noch Kampftätigkeiten ausbrechen könnten. Am 03.05.1945 erhielt die Stadt Cuxhaven dann die Gewissheit das ihr ein letztes Kampfgeschehen erspart bliebe, in dem sie zur offenen Stadt erklärt wurde.

Als offene Stadt wird im Kriegsrecht eine Stadt oder Ortschaft bezeichnet, die nicht verteidigt wird und daher nicht angegriffen oder bombardiert werden darf. Grundlage dafür ist Artikel 25 der
Haager Landkriegsordnung, der den Begriff offene Stadt jedoch nicht verwendet.

In den nächsten Tagen begab sich Kommandant Sorge dann zu den britischen Linien, um die Übergabe der Festung Cuxhaven zu verhandeln und die Kapitulation am 07.05.1945 zu ratifizieren.
Die alliierten Kommandeure machten hierbei noch einmal ganz deutlich klar, dass aufflackernder Widerstand sofort und mit aller Härte niedergeschlagen werden würde.
Danach begann der aufregende Einmarsch der Guards Armored Division unter höchster Nervosität von Osten her. Auf dem ersten Panzer der anrückenden Streitmacht musste Herbert Sorge vorne Platz nehmen, um als lebende Zielscheibe auch dem noch letzten entschiedensten Nazi vom Entscheidungsschlag abzuhalten.
Glücklicherweise kam es hierbei zu keinen besonderen Vorkommnissen, welche die angespannte Situation noch hätte kippen lassen können.


Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5548

Foto Links: 
Cuxhavens Festungskommandant Kapitän zur See
"Herbert Sorge" in Gesprächen mit Offizieren der Guards Armored Division - Royal Army vor der Fahrt auf einem Panzer durch die britischen Linien nach Cuxhaven. Die Verhandlungen für die Übergabe und Kapitulation wurden bei Neuhaus geführt. Hier wurde auch dieses Foto aufgenommen.


Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5548

Foto Rechts:
Herbert Sorge mit einigen Soldaten seines Stabes und englischen Soldaten bei der Ankunft in Cuxhaven. Nach Berichten soll dies laut seinen Angaben für ihn persönlich die größte militärische Demütigung überhaupt gewesen sein. Er habe dies aber in Kauf genommen, um Schaden von der Zivilbevölkerung abzuwenden.

Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5551


Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5549

Bild Links:
Herbert Sorge bei einer Lagebesprechung auf einem britischen Panzer.


Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5549

Bild Rechts:
Militärs der britischen und deutschen Armee in der Cuxhavener Innenstadt, darunter einige Offiziere sowie Herbert Sorge vor dem "Haus Atlantik" in der Bahnhofstraße Cuxhaven.

Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5549


Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5552

Foto Link:
Britische Fahrzeugkolonne vor der Fahrt in den Hafenbereich der Stadt


Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5552

Foto Rechts:
Deutsche Soldaten vor einem britischen Erkundungsfahrzeug lauschen gespannt ihrem Schicksal im Radio.

Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5550


Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5562

Foto Links:
Den britischen Truppen in Cuxhaven ergab sich auch ein kompletter Panzerzug.


Foto Rechts:
Der schwer bewaffnete Zug hier vermutlich in Basbeck.

Quelle: Imperial War Museum/GB - IWM BU 5562



Cuxhaven wurde zu Kriegsende von verschiedenen Kampfschiffen angelaufen. Neben der beheimateten 4. Hafenschutzflotille lagen Vorpostenboote, Minensuchern, Zerstörer und auch etwa 10 U - Boote im Hafenbereich. Viele Besatzungen warteten jetzt auf das ersehnte Kriegsende.


Uboote zum Kriegsende in Cuxhaven

Kennung / Typ Datum der Kapitulation Kapitän
U - 291 / VIIC 07.05.1945 Oblt. Hermann Neumeister
U - 779 / VIIC 07.05.1945 Oblt. Johann Stegemann
U - 883 / IXD 42 07.05.1945 Oblt. Johannes Uebel
U - 1103 / VIIC 41 07.05.1945 Kptlt. Wilhelm Eisele
U - 1406 / XVIIB 07.05.1945 Oblt. Werner Kluge
U - 1407 / XVIIB 07.05.1945 Oblt. Horst Heitz
U - 2341 / XXIII 07.05.1945 Oblt. Hermann Böhm
U - 2356 / XXIII 07.05.1945 Oblt.(R) Friedrich Hartel
U - 1198 / VIIC 08.05.1945 Oblt. Gerhard Peters
U - 1194 / VIIC 09.05.1945 Ltnt. Herbert Zeissler

Mindestens ein U - Boot wurde nach Kriegsende auf Grund des "Regenbogenbefehls" vor Cuxhaven selbstversenkt. Bekannt ist hier der Vorfall von U - 287 (Typ VIIC) am 16.05.1945 unter Oblt.z.S. Heinrich Meyer. In der Elbmündung erfuhr der Kapitän erst, das der Krieg vorbei war. So entschloss man sich daufhin, das Boot in Landnähe zu versenken.  Vor Altenbruch wurde U 287 von Heinrich Meyer, dem Leitenden Ingenieur Rainer Kersten und dem 2. Wachoffizier dann selbstversenkt, womit die Offiziere eine Auslieferung des U - Bootes an die Alliierten vermieden. Die gesamte 44 Mann starke Besatzung konnte sich mit Schlauchbooten an Land in Sicherheit bringen und stellte sich den britischen Soldaten. Offiziell wurde als Grund des Untergangs ein Minentreffer angegeben.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/U_287

Weiterhin wurden an der Pier in Cuxhaven zwei weitere U - Boote selbstversenkt. Das britische Militärgericht stellte dafür die Todesstrafe durch Erschießen als Höchststrafe in Aussicht.
Trotz gegensätzlicher Empfehlung der Rechtsabteilung der britischen Marine, wurde Oberleutnant zur See Gerhard Grumpelt, der U -1406 (Typ XVIIB)und U 1407 (Typ XVIIB) am 7. Mai 1945 in Cuxhaven hatte versenken lassen, vor ein britisches Militärgericht gestellt. Am 13. Februar 1946 wurde er dafür zu 7 Jahren Haft verurteilt, was der britische Kommandant am 8. März bestätigte, allerdings auf 5 Jahre verkürzte.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Regenbogen-Befehl


Letzte vom britischen Geheimdienst entschlüsselte Funknachricht kam aus Cuxhaven

Am 8. Mai 1945 läutet die Kapitulation der Wehrmacht das Ende der Nazi-Diktatur und des zweiten Weltkriegs ein. Der britische Geheimdienst veröffentlichte erst 2020 geheimgehaltene Funksprüche eines deutschen Soldaten, einen Tag zuvor. Er kündigt die Ankunft der britischen Truppen am 07.05.1945 in Cuxhaven an. Es war die letzte Nachricht der Wehrmacht, die von Agenten der GCHQ mit Hilfe einer erbeuteten deutschen Enigma Verschlüsselungsmaschine auf dem britischen Landsitz Bletchley Park rund 70 Kilometer nordwestlich von London im zweiten Weltkrieg decodiert wurde.
Die Nachricht wurde damals über das geheime deutsche Militärfunknetz "Brown" gesendet. In diesem Fall ist zu vermuten, das sie von der Sendestelle "Altenwalde - Pferdemoor" verbreitet wurde. Die Meldung wurde von einem Leutnant Kunckel verfasst.
Quelle: www.bbc.com/news/uk-52583322

Oben, die entschlüsselte Originalnachricht. Sie lautete:
- Cuxhaven am 6/5 14:00 - durch britische Truppen besetzt - Ab sofort wird Funkverkehr eingestellt - Wünsche euch          nochmals alles Gute - Lt. Kunckel -
- Für immer - Alles Gute - Auf Wiedersehen -

Britische Geheimdiensmitarbeiterinnen bei ihrer Arbeit.
Quelle: BBC


Rechts:
Herbert Sorge starb am 09.04.1980 im Alter von 79 Jahren. CN - Redakteur Karl Heinz Bischoff schrieb damals den nebenstehenden Nachruf.

Obwohl Herbert Sorge damals sein Leben riskierte um die Zerstörung unserer Stadt zu verhindern und damit das Überleben der Bevölkerung sicherte, wurde dies bis zum heutigen Tag von offizieller Seite her nie gewürdigt. Die Sache hätte für ihn und seine Mitstreiter damals auch ganz anders ausgehen und wegen Hochverrats vor einem Erschießungskommando enden können.
M.B.

Quelle: Cuxhavener Nachrichten


Quellen:
Stadtarchiv Cuxhven

Imperial War Museum
Cuxhavener Zeitung

Bildrechte des Imperial War Museum IWM

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