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Entgegen der anderen vier Cuxhavener Flakstellungen, hatte die Batterie Kugelbake einen anderen Stellenwert. Sie wurde nicht in die freie Landschaft gebaut sondern fand ihren Platz im ehemaligen Marinefort Kugelbake.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die gesamte Anlage seinerzeit entwaffnet und diente fortan für einige Jahre nur noch als Munitionslager, ab 1920 lag die Festung dann endgültig brach. Es stand danach im Raum, dass der gesamte Komplex abgerissen wird um den angrenzenden Kurpark zu erweitern, doch dazu kam es nicht. Ab 1931 begann die Reichsmarine damit, das ehemalige Fort wieder zu ertüchtigen.

Am 27.08.1939 wurde die 1./ Marine Flugabwehr Abteilung 214 des Flak-Kommandos Cuxhaven aufgestellt und bezog ihre Standort im Fort Kugelbake. Bereits im Vorfeld waren dafür umfangreiche Bauarbeiten für die Armierung und den Betrieb einer Luftabwehrstellung durchgeführt worden. Weiterhin wurden mehrere Funktionsgebäude in und um das Marinefort aufgebaut. Auf der Westflanke enstanden zwei hochgelegte Sockel für die 8,8 cm Geschütze (Anfangs vermutlich Modell 39), ebenso zwei weitere auf der Nordwestseite der Würfeltraverse. Zwischen diesen beiden Sockeln entstand zudem eine aus Beton gegossene Mannschaftsunterkunft für die Geschütze 1 und 2. Die zweite Manschaftsunterkunft entstand zwischen den Geschützen 2 und 3, beide Gebäude stehen noch heute. Im westlichen Innenhof baute man einen runden Feuerleitturm, der die Festungshöhe entsprechend überragte. Er beinhaltete den Gefechtsstand 1 und oben drauf das
Dreiwag.
Auf dem Deich östlich oberhalb des Forts entstand ein Hochstand, auf den eine leichte 2 cm Flak MG C/30(L) montiert war. Weiterhin wurde hier der Feuerleitstand 2 errichtet auf dem später das Fumo 201/202 installiert wurde.
Während der Luftalarme kamen teilweise auch Zivilisten aus der näheren Umgebung des Forts in die Anlage, um in den Kasematten Schutz vor Bombenabwürfen in zu finden.


Die Kompaniechefs der Batterie Kugelbake von 1939 - Ende 1940

Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940


Das Wappen der Batterie Kugelbake mit den Namen der vier schweren Flakgeschütze, Elbe, Weser, Jade und Ems. Es hing seinerzeit über dem Torbogen am Eingang hinter der Brücke.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang


Bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn konnte die Batterie Kugelbake am 04.09.1940 ihren ersten Abschuß melden. Bei einem der ersten Luftangriffe der Royal Air Force auf das deutsche Reich, führten britische Vicker Wellington Bomber einen Angriff auf die Schleusenanlagen von Brunsbüttel durch. Hier entdeckten sie die beiden deutschen Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau die sie als primäres Ziel angriffen, allerdings ohne dabei Schäden  anzurichten. Bei dem Kampf wurden zwei Maschinen vor Ort abgeschossen, der Rest setzte sich über die Elbe Richtung See ab.
Der unten aufgeführte Kriegsbericht berichtet über das plötzliches Auftauchen der Bomber und das Gefecht vor Cuxhaven.


Obwohl der Krieg schon in den ersten Monaten an vielen Fronten tobte, blieb es im damaligen Reichsgebiet allerdings noch relativ ruhig. Zwar waren die Luftstreitkräfte der Briten und ihrer Alliierten des Commonwealth vor allen Dingen Nachts allgegenwärtig, doch blieb es in Cuxhaven bis auf wenige Bombenabwürfe zu dieser Zeit noch einigermaßen friedlich. Doch sollte sich dieser trügerische Schein mit dem Verlauf der Zeit schnell ändern.
Betrug die Personalstärke der Batterie Kugelbake Weihnachten 1940 noch aus 356 reinen Marineartilleristen, sank sie im weiteren Verlauf des Krieges deutlich. Gründe dafür waren Verluste an allen Frontabschnitten und vor allen Dingen auf See. Weiterhin mussten die Küstenabschnitte in Frankreich, Flandern, den Niederlanden, Dänemark, an den skandinavischen Küsten, dem Schwarzen Meer und der Aegäis durch Marinekräfte verteidigt werden. All dies fraß eine Unmenge an Personal, dass irgendwie wieder ersetzt werden musste um eine schwere Flugabwehrstellung effektiv betreiben zu können.

Infanteriedienst vor dem Deich, im Hintergrund die Betriebsgebäude der Batterie vor dem Eingang zum Fort.
Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940

Gemeinschaftsarbeit im Garten an der Westseite des Wallgrabens zur Strandstraße. Im Hintergrund die Deichrampe zum Restaurant Strandhalle.
Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940

Auf dem Weg zum Sport vor dem Döser Seedeich. Links befinden sich die Moorwiesen, im Hintergrund der Flakhochstand auf dem Deich.
Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940

Die 1913 gebaute Stabsbaracke ausserhalb der Batterie, im Hintergrund der Eingang zum Fort Kugelbake. Obwohl es nicht so aussah, war sie nach Zeitzeugenberichte nur eine Holzgebäude.
Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940

Rechts das helle Gebäude hingegen war gemauert und verputzt. Hierbei handelte es sich um das ehemalige Bahnhaus (davor Wallmeisterhaus). Es wurde kurz nach der Jahrhundertwende um 1900 errichtet. Das Gebäude wurde im WK.2 nicht durch die Armee genutzt, im Erdgeschoss wohnte eine Familie.
Quelle: Gerd Wildfang

Der Appellplatz vor der Stabsbaracke.

Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Auf dem Foto das 1929 gebaute Fahrgastschiff Bremen. Vermutlich kommt sie gerade mit einem neuen Tarnanstrich aus Hamburg und ist auf dem Weg nach Bremerhaven. Dort lag sie dann als Wohnschiff, bevor sie am 16.03.1941 auf Grund eines Feuers an Bord fast komplett ausbrannte.

Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Abteilungs - Kommandeur Korv.-Kapitän Prinz von Hohenzollern Emden bei der Übergabe eines Abschußwimpels an die Batterie Kugelbake.     
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Die Marineartilleristen der 1./ Kompanie angetreten (1940).
Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940

Angetretene Marinesoldaten der Batterie Kugelbake (1941).

Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Der Kompaniechef Kpltlt. Leisewitz (links) spricht zur Mannschaft. Im Vordergrund, der Abteilungs - Kommandeur Korv.-Kapitän Prinz von Hohenzollern Emden.
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Eine 8,8 cm Flak vermutlich auf der Position des späteren Geschützes 1 - Elbe. Dahinter die Mitteltraverse. (1940)

Fotoquelle: N.N.

Die damaligen 8,8 cm. Marine - Geschütze waren noch nicht mit einem Deckenschutzschild gegen Beschuß und Splitter ausgestattet. Darüber befand sich nur ein Metallgerüst mit Tarnnetzen bespannt. (1940)
Fotoquelle: N.N.

Unter dem Tarnnetz erkennt man, das dass Geschütz mit einem Frontschutzschild ausgestattet war.

Fotoquelle: N.N.

Bei dem Gebäude im Hintergrund handelt es sich um das Dach der ehemaligen Döser Strandhalle, die dort noch bis in die 80er Jahre stand.
Fotoquelle: N.N.

Das Foto konnte inzwischen auch der Batterie Kugelbake zugeordnet werden. Die gezeigte Flakgeschütz steht auf dem Platz des späteren 10,5 cm Geschützes 2 "Weser" an der Nordwestseite des Forts. Dahinter befindet sich der nicht sichtbare Festungsgraben und die Strandstraße (Döse). Nach vorne sieht man den Deich mit der Treppe, im Hintergrund das Wattenmeer. Links daneben der 150 cm Flakscheinwerfer und das Trichterschallhorchgerät.
Ob es sich bei dem gezeigten Geschütz um eine 8,8 cm oder 10,5 cm handelte, konnte bislang nicht herausgefunden werden.

Fotoquelle: N.N.

Foto eines weiteren 8,8 cm Geschützes der Batterie zwischen 1939-1941, allerdings aus einer anderen Quelle. Die genaue Position ist noch nicht genau recherchiert. Sie steht aber recht weit an der Nordostseite des Fort Kugelbake. Eventuell befand sie sich auch auf der Mitteltraverse.
Fotoquelle: Gerd Wildfang.

Ein kurzer Filmausschnitt aus einer Deutschen Wochenschau von 1940.


Angetreten vor dem rückwärtigen "Kehlwall", dahinter der Wallgraben. Links eine Wellblechbaracke.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Rechts die Rampe zum Sockel von Geschütz Nr. 4 "Ems".
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Der Appellplatz vor der Stabsbaracke.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Batteriefest 1942 mit Familienangehörigen und Freunden
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Führungskräfte vor der Stabsbaracke. Von links: Assi.-Arzt Dr. Laufer, Lt. Kohnert, Oblt. Nebelsiek, Fw. Huisgen, Kptlt. Schmidt.
Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940

Kriegsweihnacht 1940 in der Mannschaftsbaracke. 
Fotoquelle: Chronik der Batterie Kugelbake 1940


Der Batteriechef der Stellung "Kugelbake" mit seinem Kollegen Kptl. Brune von der Batterie "Stand Heide" aus Duhnen.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Führungskräfte vor der Stabsbaracke.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Marinehelfer in der Batterie Kugelbake

Gleich wenige Tage nach Ende der Entlassungen 1943, wurden die männlichen Schüler der Oberschulen auf die verschiedenen Flakbatterien in der Stadt Cuxhaven verteilt. Ihre Aufgabe war es, als Marineflakhelfer in den Stellungen entsprechend ihrer Fähigkeiten die Soldaten an den Geschützen und weiterer Geräte zu unterstützen. In Begleitung von Militärmusik ging es in diesem Fall von den Schulen zu Fuß bis zum Fort Kugelbake, wo die Begrüßung durch den Kompaniechef und den Spieß stattfand. Nach einigen Tagen in einem provisorischen Quartier bezogen die jungen Leute die Marinebaracke unterhalb des Leitstand 2. Eingekleidet wurden sie mit einer blauen Marineuniform und zum Arbeiten mit einem Overall. Danach begann sofort die Ausbildung an den verschiedenen Geschützen, Scheinwerfern, den Messgeräten, Zündstellgeräten und der Munition. Gerade hier war Mathematik ein wesentlicher Faktor zur Berechnung von Flugbahnen, Vorhaltewinkeln und Ballistik. Weiterhin wurde das Geschützexerzieren verfestigt, um zu gewährleisten, dass die Salven der Batterie in schneller Reihenfolge abgegeben werden konnten. Dafür standen nur jeweils 5 Sekunden zur Verfügung.
Waren es wie gesagt 1940 noch 356 Marineartilleristen, betrug die Personalstärke der Stammbesatzung Anfang 1943 nur noch aus 49 Soldaten. Hinzu kamen noch 40 Marinehelfer, 16 Marinehelferinnen und 25 russische Kräfte, insgesamt also 81 Batteriekräfte in der Stellung Kugelbake.
 
Später im Verlauf des Krieges kamen Marinehelfer aus den Städten Stendal, Duderstadt, Oschersleben und Tangermünde in die Batterie Kugelbake, um hier ihren Dienst zu verrichten.

- Bericht eines Marinehelfers der Batterie Kugelbake zum Luftangriff am 11.06.1943 auf die Stadt Cuxhaven.
Quelle: Harald Schünemann, Gerd Wildfang

Info Marinehelfer

Marinehelfer der Batterie Kugelbake vor der Stabsbaracke. Es waren hauptsächlich Minderjährige im Alter zwischen 15 und 17 Jahren aus den Cuxhavener Gymnasien und der Realschule. Heutzutage würde man sie als Kindersoldaten bezeichnen
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Ofw.Schünemann, MH.Steffens und MH.Kröncke. Ausbildung am G90 Flakscheinwerfer (90 cm Spiegeldurchmesser) auf dem Batteriewall rechts über dem Eingangstunnel. Im Hintergrund der Leitstand 2.
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Russische Kräfte in der Batterie Kugelbake

Russische "Kriegsfreiwillige" beim Kartoffeln schälen. Aufnahme vom Westhof mit Blick auf die Mitteltraverse.
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Ab etwa Mitte 1943 wurden in der Festung Kugelbake genau wie in den anderen Batterien sogenannte "Kriegsfreiwillige" Russen eingesetzt. Ihre Aufgaben waren meist einfachere Arbeiten in allen Bereichen. Vor allen Dingen Transport von Flakgranaten zu den Geschützen oder Tätigkeiten in der Küche. Zwischenzeitlch waren es um die 25 russischen Kräfte die in der Anlage tätig waren. Sie sollen relativ große Freiheiten in der Festung gehabt haben, allerdings wurden sie Nachts in ihren Räumlichkeiten hinter einer dicken Stahltür mit Vorhängschloss eingesperrt. Nach Berichten von Zeitzeugen soll es sich dabei um Menschen mit zum Teil höherem Bildungsstand gehandelt haben, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten allerdings klein hielten um nicht unbedingt aufzufallen. Wie der Bezug "Kriegsfreiwillig" hier zu sehen war, ist nicht wirklich festzustellen. Vielleicht ließ man ihnen auf Grund von Mangel an Personalknappheit auch nur die Wahl zwischen als Kriegsgefangener ins  Gefangenenlager oder Helfer in einer Flakbatterie des Feindes.


Festung Kugelbake mit der Flakbatterie ab 1943

Die Zeichnungen wurden durch den Historiker Robert Marek Jurga zur Verfügung gestellt, vielen Dank!
http://robertjurga.pl/english

Geschütz 1 (rechts) und 2 (links) auf ihren Sockeln an der Nordseite der Anlage. In der Mitte die Soldatenunterkunft.
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Aufbau des FUMO 201 (Flakleitgerät 41) auf den Leitstand 2, an der rechten Flanke. Der Turm war permanent mit mindestens einem Ausgucksposten besetzt und zur Nachrichtenübermittlung direkt mit dem Befehlsstand verbunden.
Fotoquelle: Paul Remde

Der westliche Innenhof mit dem Leitstand 1, oben das Dreiwag (Kommandogerät) unter der Panzerkuppel mit der 6 Meter Optik. Weiterhin verfügte er über ein Flakleitgerät 40/A10 x 80 mit zwei Doppelfernrohren und 40-facher Vergrößerung.
Fotoquelle: Hümer

Einsätze der Batterie Kugelbake

Zur Alarmierung der Batterie gab es verschiedene Stufen:

KWR = Kriegswache Ruhe -(normaler Zustand, bzw.nach dem Einsatz "Entwarnung" bedeutend d.h. Übergang zum alltäglichen Dienstbetrieb, -nachts "Wegtreten zur Nachtruhe")

EKW = Eingeschränkte Kriegswache (Feindflugzeuge sind im weiteren Bereich. Die Möglichkeit des Einfluges in unseren Raum besteht.)

KWA = Kriegswache Achtung (Feindflugzeuge steuern die Deutsche Bucht an. Wenn sie nicht abgedreht waren, gab es meistens kurz darauf

Alarm = Alle Mann auf Gefechtsstation Einflug in unseren Bereich.

Alarm wurde normalerweise durch die Alarmklingeln‚ die in jeder Unterkunft und in der ganzen Batterie zu hören waren gegeben. Die Zivilbevölkerung in den nahegelegenen Häusern konnte dies nicht hören.

Wenn sich Batterieangehörige im Watt, im Außendeich oder im weiteren Umfeld der Batterie aufhielten, wurde durch die Batteriesirene die sich auf dem Leitstand 1 befand vom dortigen Posten ausgelöst und Alarm gegeben.

Dann war es die Pflicht eines Jeden, auf dem schnellsten Wege sein Geschütz bzw.seine Gefechtsstation aufzusuchen. (Nachts - Anziehen- Dauerlauf los. Jeder Geschützführer wollte möglichst früh seine "Klarmeldung" abgeben.
Quelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake-1995/ Ehemaliger Marinehelfer Harald Schönemann

Leitstand 1 noch ohne das Dreiwag. Der Turm war aus Beton gegossen und ging 1941 in Betrieb. Im unteren Bereich befand sich die Flakleitung mit der Befehlsübemittlung und zwischenzeitlich die Telefonzentrale. 1949 wurde der Leitstand 1, ebenso wie der Leitstand 2 im Rahmen der Entmilitarisierung durch die englischen Besatzungstruppen gesprengt. Seine Umrisse sind heute noch durch die entsprechende Pflasterung zu erkennen.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Das schwere Dreiwag Küste auf dem Leitstand 1
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Geschütz 3
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Geschütz 4 auf seiner Betonkesselbettung
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Der Munitionsbestand der schweren 10,5 cm Geschütze in der Batterie belief sich immer um die 5000 bis 6000 Flakgranaten, die im Munitionsbunker des Forts gelagert wurden. Pro Geschütz waren immer 250 Granaten in zwei gegenüberliegenden Sicherheitsboxen vor Ort griffbereit. Das Geschütz konnte sich recht schnell drehen, daher benötigte man zwei Zugriffspunkte für die Munition, um den Salventakt aufrecht halten zu können.
Da der Nachschub der Geschosse vom Hauptmunitionsbunker des Forts zu den Geschützen per Fußmarsch erledigt werden musste, übernahmen diese Arbeiten in der Regel die russischen Kräfte, da eine Patrone allein 26,1 Kg. wog. Dazu waren die jungen Marinehelfer auf Dauer nicht in der Lage.
Quelle: Gerd Wildfang

Die Rampe zum Geschütz 4
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Geschütz 4 - Zu einem Vorfall kam es während eines Schußes bei zu flach eingestelltem Winkel in nördliche Richtung. Dabei erhielt das 2. Geschütz einen Streifschuss, der allerdings ohne größere Auswirkungen blieb. Als Konsequenz daraus wurde der Bereich für die Geschütze 3 und 4 in diesem flachen Winkel technisch gesperrt, um weitere Unfälle zu verhindern.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Gefechtsschießen zur Luftabwehr

Wie der Name schon sagt, hatte der Flak-Leiter vom Leitstand 1 das Schießen zu leiten. Waren die Feindflugzeuge ausgemacht, gab er als erstes den ungefähren Höhen- und Seitenwinkel und etwaige Höhe an. Seiten- und Höhenrichtnummer (Damit ist das Bedienungspersonal gemeint)  des Meßgerätes schwenkten das Gerät nach diesen Angaben. Hatten sie die Maschinen in ihren Gläsern, meldete der E-Messer "Ziel aufgefasst! Kom-mendes Ziel!". Er hatte die Aufgabe die Entfernung zum Ziel zu messen. War dies geschehen, meldete er : "Eingestellt!".

Die Werte Höhenwinkel, Seitenwinkel und Entfernung gingen auf elektr. Wege an das Rechengerät (Kleinkog C5). Auf Grund der Veränderungsgeschwindigkeiten in den drei Bereichen wurden durch das Rechengerät die Trefferwerte ermittelt. Diese wurden ebenfalls elektr. an die Geschütze gegeben.

An den Geschützen hatten die Seiten- und Höhenrichtnummern nach dem Folgezeigersystem das Geschütz zu richten. Die Entfernung wurde in Zünderstellzeit umgerechnet und an der Zünderstellmaschine eingestellt.

Durch Einlegen der Flak-Granaten in die Zünderstellmaschine und das maschinelle Einstellen des Zünders, waren die nötigen Vorbereitungen getroffen. Die Ladenummer schob dann die immerhin 26,1 kg schwere Granate (Patronenmunition) in das Rohr ein. Auf Zeichen des Flak-Leiters (Hubton) zog der jeweilige Geschützführer ab. So wurden in dem Augenblick alle 4 Geschütze der Batterie abgefeuert (eine Salve). Bis zum nächsten Abfeuern standen an Zeit nur 5 Sekunden zur Verfügung (Salventakt). Die Hülse wurde ausgeworfen, durch den Hülsenfänger geborgen und die folgende Granate wurde geladen.

Bemerkung: Man schoss also dorthin, wo das Flugzeug bei Beibehaltung der Geschwindigkeit, des Kurses und der Flughöhe voraussichtlich sein müsste (Vorhalte). Bedenkt man dabei, dass das Rechengerät die Werte errechnete, dann der Salventakt 5 Sek. ausmachte‚ dazu die Zünderstellzeit gerechnet werden musste, so kann man ermessen wie schwierig das Schießen auf bewegliche Luftziele war. In 25 Sek.kann sich vieles ändern!
Quelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake-1995/ Ehemaliger Marinehelfer Harald Schönemann

Einfliegender Bomberstrom in das Reichsgebiet über der Batterie Kugelbake.
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

Salventakt der schweren Flakgeschütze Festung Kugelbake.
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Die Marinehelferinnen in der Batterie Kugelbake

Als die Marinehelferinnen in die Batterie kamen, hatte man zunächst sehr große Bedenken. Denn Mädchen von 17 - 20 Jahren waren bei Männern, die von der Familie monatelang entfernt lebten, schon ein Problem. So hatten sie zunächst eine Unterkunft, die außerhalb der Batterie lag bekommen. Ihnen wurde der Ostteil der Stabsbaracke zugewiesen. Von seiten der Batterieleitung legte man großen Wert darauf, auch dienstlich eine gewisse Trennung, soweit es möglich war, herzustellen. Bei gemeinsamen Feiern in der Batterie saßen die Marineartilleristen, die Marinehelferinnen und die Marinehelfer in getrennten Pulks an den Tischen. Im Dienst achtete man stets auf Trennung und Abstand. In der Freizeit allerdings verwischten sich die Grenzen und doch kam durch die Anwesenheit der Helferinnen ein wenig Salz an die Suppe des Gemeinschaftslebens.

Die Marinehelferin W.H. erinnert sich nach 50 Jahren an die Zeit in der Kugelbake:

Im April 1943 erhielt ich meinen Einberufungsbefehl. Damals war ich 17 Jahre. Mein erster Dienst- und Ausbildungsort war Leer in Ostfriesland. Eine große Kaserne wurde unsere Unterkunft. Von dort ging es dann zu einer dreimonatigen Ausbildung nach Helgoland. Nach einem kurzen Aufenthalt in Rügenwalde wurden wir, etwa 20 bis 25 Marinehelferinnen Ende 1943 nach Cuxhaven in die Batterie Kugelbake versetzt. Im Laufe der folgenden Zeit gab es Abkommandierungen, aber ich blieb fast 2 Jahre, also bis zum Schluß 1945 in der Batterie.

Unser Dienst bestand aus BÜ-Wache, also Telefondienst in der Befehlsübermittlung, am Klappenschrank, dem Ausguck, Wache auf Flak-Ost und dem Leitstand 1, Einsatz am Kleinkog, dem Rechengerät und am E-Meßgerät. An den Geschützen waren nur die Artilleristen, die Marinehelfer und die Russen - aber keine Marinehelferinnen.

Bei der BÜ-Wache wurden wir alle 3 Stunden abgelöst. Zu unseren Aufgaben zählten auch das Notieren der Meldungen die über den Flugverkehr eingingen, Wettermeldungen, sowie die Weiterleitung der Alarmstufen und das Aufschreiben der Batteriemeldungen. Text und Uhrzeit festhalten, das mußte recht schnell gehen.
Quelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake-1995/ Ehemaliger Marinehelfer Harald Schönemann

Bild links:
Verfehlungen wurden seinerzeit umgehend bestraft. In diesem Falle wurde während der Ausbildung auf Helgoland vergessen, das Zimmer zu verdunkeln.
Dies wurde in dem Fall durch eine Strafe von 10 Reichsmark belegt, was früher eine Menge Geld war. Man hatte einfach große Angst vor nächtlichen Luftangriffen und schon minimalste Beleuchtung bot den Angreifern ein gutes Ziel.

Marinehelferinnen der Batterie Kugelbake
Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Fotoquelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995


Flakhochstand Ost, im Hintergrund die Grimmershörnbucht. Als Schutz gegen Tiefflieger und zur Nahzielbekämpfung war bis zum Kriegsende eine leichte 2 cm Flak C30 installiert. Von einer späteren Umrüstung auf eine Vierlingsflak wie manchmal beschrieben, ist den ehemaligen Batterieangehörigen nichts bekannt.
Fotoquelle: Paul Remde

Theodor Leihfeld aus Magdeburg an einer 2 cm Flak 29 Oerlikon, hier vermutlich auf dem Deich vor dem Kugelbakehafen.
Fotoquelle: Theodor Leihfeld

Die damalige Strandhalle Döse auf dem Deich, davor Geschütz 1. Im Hintergrund Schiffe auf der Elbe.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Ruhepause auf der Mitteltraverse, im Hintergrund das Geschütz 1.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Gemeinsamer Abwasch im Hof. Auf guten Zusammenhalt wurde in den Flakbatterien damals großen Wert gelegt, wie man auch immer wieder nachlesen kann und von ehemaligen Angehörigen auch so bestätig wurde.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Kurpark Döse, die gesamte heutige Rasenfläche wurde in Kriegszeiten als riesiger Gemüsegarten genutzt, um Abwechslung auf den Tisch zu bringen. Im Hintergrund die Kurparkhalle, die in der Sylvesternacht am 31.12.2014 Flammen in aufging und komplett zerstört wurde.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Blick vom Ostwall der Anlage auf die Kugelbake. Im Vordergrund der Sicherheitszaun, dahinter der Steindamm zur Kugelbake mit den zwei Bunkern.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Der Kugelbakehafen, auf dem Deich der Sicherheitszaun
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

Die Flakgeschütze 1 und 2 zur Nordseite der Festung Kugelbake, ganz rechts die Strandhalle.
Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang


Ereignisse aus verschiedenen offiziellen Kriegstagebüchern der Marineleitungen 1939 - 1945

  • 28.0243 -FuMG 41g Einsatzbereit

  • Zur Unterhaltung und kulturellen Motivation sämtlicher Batterieangehöriger gab es regelmäßige Feierlichkeiten oder Vorführungen wie hier das Theaterstück "Eismeervolk" am 2. Weihnachtstag 1943.
    Quelle: Stadtarchiv/Gerd Wildfang

    Die Bühnencrew der Batterie Kugelbake. Allesamt Soldaten und Marinehelferinnen der Flakstellung der Festung.
    Quelle:
    Stadtarchiv/Gerd Wildfang


    Die letzten Tage des Krieges in der Batterie Kugelbake

    1945 war der Außendeich bis zur Einfahrt gesperrt. Im Kugelbake Hafen lag ein Kohlenschiff, das bewacht wurde. Mit den Wächtern kam man ins Gespräch. Sie wurden mit Spirituosen und Zigaretten bestochen, und so ergänzte man in den Batterieunterkünften den Vorrat an Kohlen.

     

    Ein Ereignis rief damals einige Bestürzung hervor. Ein Batterieangehöriger aus Tangermünde hatte eine "Schwarze Liste "aufgestellt. Er wollte Kugelbake zum Stützpunkt erklären und ihn gegen alle feindlichen Angriffe halten. Alle, die auf dieser Liste standen, sollten im Ernstfall erschossen werden, als erster war der Batteriechef aufgeführt. Der Marinehelfer hatte sich dafür bereits eine Pistole besorgt. Doch da sich die Ereignisse überstürzten, blieb der Plan zum Glück unausgeführt.

     

    Als die feindlichen Truppen immer weiter und schneller herankamen, zeichnet sich schon das Ende des Krieges ab. Man mußte befürchten, daß die Festung durch Bomben oder Artilleriebeschuß vernichtet werden sollte. Diese Vermutung bekam neue Nahrung, da man über der Batterie Aufklärungsflugzeuge ausgemacht hatte. In dieser Unsicherheit ordnete der Batteriechef an, daß die Marinehelfer und Helferinnen Ausmärsche nach Brockeswalde und Sahlenburg machen mußten. Er riskierte dabei, daß er im Angriffsfall die Batterie "unklar" melden mußte. Dies hätte in der damaligen Zeit unweigerlich ein Kriegsgerichtsverfahren nach sich gezogen.

     

    Am 07.05.1945 näherten sich die Engländer von Cuxhaven aus der Batterie Kugelbake. Sie fuhren mit mehreren Panzerspähwagen vorsichtig die Strandstraße entlang. Aufmerksam und ständig bereit, bei etwaiger Gegenwehr zu schießen. In den Vorgärten blühten damals, es war ja Mai, die Kirschbäume. Die Engländer setzten sich dann vor die Einfahrt und auf beiden Seiten war man erleichtert, daß kein Schuß fiel.

    Da in England gerade Wahl war, schlossen sie als erstes die Radios an und wollten das Ergebnis erfahren. Die Highländer waren freundlich gestimmt. Wir erhielten den Befehl, alle unsere Sachen zusammenzupacken und auf Fuhrwerke von Oelkers, der ein Zugmaschine hatte, zu verstauen. Neben den Privatsachen, die ja nur wenig Platz einnahmen, wurden Fleisch-und Wurstwaren, Konserven, Hülsenfrüchte und andere Eßwaren aufgeladen. Dann verließen wir die Batterie und marschierten alle zur Internierung nach Brockeswalde. Wir konnten in punkto Essen aus dem Vollen schöpfen. Selbst Rotwein und Rum waren vorhanden.

     

    Fast geschlossen kamen wir dann nach Freiburg/Elbe in die Gefangenschaft. Auf einem Gutshof in der Nähe von Öderquart entstand eine Zeltstadt mit elektrischem Licht, Betten und Matratzen. Die Wehrmachtsangehörigen, die in der Landwirtschaft tätig waren, wurden zuerst entlassen. Ich gab an‚ etwas von Landwirtschaftsmaschinen zu verstehen und kam so aus dem Lager heraus.
    Nach den Erinnerungen von Marinehelfer G.M.
    Quelle: Marinehelfer in der Batterie Kugelbake / 1995

    Weiter Hintergrundberichte der Batterie Kugelbake


    Fort Kugelbake nach dem Krieg

    Gleich nach dem Krieg übernahmen die britischen Streitkräfte das Fort Kugelbake und begannen damit, die Anlage zu demilitarisieren. Alle Geschütze sowie die Leitstände 1 und 2 wurden gesprengt und damit unbrauchbar gemacht. Nach und nach wurde der Metallschrott und die Trümmerreste entfernt. Währenddessen waren bereits Flüchtlinge, viele von der Insel Helgoland in das ehemalige Fort, die Nissenhütten und die Gebäude im Bereich der Stabsbaracke eingezogen. Die Bedingungen vor Ort waren nicht die allerbesten, vor allen Dingen Sanitär und Trinkwasser waren Anfangs das größte Problem. Aber die Leute hielten größtenteils zusammen und machten das Beste aus ihrer schwierigen Situation. Nach Erzählungen war das Fort für die Kinder allerdings ein Paradies mit seinen Gemäuern, den Bäumen und dem dahinter liegenden Gelände. Später nachdem die Flüchtlinge größtenteils fort waren, ließen sich die ersten kleineren Betriebe in der Anlage nieder, unter anderem auch die Eisengießerei Schmidt. Danach fiel die ehemalige Festung in einen Dornröschenschlaf.

    Der gesprengte Leitstand 2 auf dem Deich an der Nordostseite 1949.
    Fotoquelle: Chales S. Perry Zachary

    Das FUMO 201/202 auf dem völlig zerstörten Turm.

    Fotoquelle: Chales S. Perry Zachary

    Das Fort Kugelbake in den 50er Jahren, die meisten Trümmer sind bereits beseitigt.


    Fort Kugelbake heute

    Erst in den 90er Jahren begann man damit, die Anlage weitestgehend wieder auf Vordermann zu bringen. Durch einen erheblichen Anteil aus EU - Fördermitteln gelang es, die Struktur des Forts zu sanieren und ihren Verfall erst einmal zu stoppen. Nach Ende der Arbeiten war es in einem hervorragenden Zustand, sogar alte Geschütze wie die 10,5 SKC und eine 8,8 cm Flak 39 und ein kleines Museum im ehemaligen Mannschaftsbunker wurden installiert und aufgestellt. Im Innenhof fanden anschließend viele Festivitäten, Feiern und Events wie das erste Deichbrand Festival statt.
    Mittlerweile ist der Betrieb komplett eingestellt worden, das Fort ist wieder in sein Dornröschenschlaf zurückgekehrt. Auch haben die Zeit, das Wetter und die Vegetation das Kommando übernommen, so das der Verfall der historischen Anlage an vielen Stellen wieder eingesetzt hat. Man hat nach der Sanierung in den 90er Jahren hauptsächlich nur von der Substanz gelebt, allerdings danach auf Grund klammer Kassen nicht mehr wirklich viel in die Unterhaltung gesteckt. Eine Besichtigung der Anlage ist heutzutage weiterhin möglich, sie wird durch das Veranstaltungszentrum Cuxhaven angeboten.

    Weitere und deutlich ausführliche Informationen über den Bau des Fort Kugelbake und der gleichnamigen Flakbatterie mit vielen Fotos, Karten und Plänen findet man im Taschenbuch von Gerd Wildfang. Erhältlich ist es im Veranstaltungszentrum Kugelbakehalle Döse - Strandstraße 80.
    Tel. 04721-404200

    Besonderer Dank gilt Gerd Wildfang für die Unterstützung durch entsprechende Fotos und seine umfangreiche Fachkenntnis bei diesen Themen. Weiterhin der Familie Schönemann für die Genehmigung von Fotos und Texten aus dem Heft "Marinehelfer in der Batterie Kugelbake von 1995" und auch der netten Unterstützung durch die Mitarbeiter des Stadtarchiv Cuxhaven.

    Martin Brütt

    "In Erinnerung an alle Batterieangehörigen der Stellung Kugelbake, die hier ihren Dienst verrichtet haben."

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