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Lernthemen, die mit den Marinehelfern durchgenommen wurden.

Ballistik
 
Ballistik ist die Lehre über die Flugbahn der Geschosse. Das Geschoß wird durch die schnelle Verbrennung des Pulvers aus dem Lauf geschleudert. Die Pulvergase nehmen dabei den 10 000 - fachen Raum der vorigen Pulvermenge ein.
 
Wir nehmen an: Das Geschoss sitzt mit der Kartusche im Lauf, der Verschluss ist geschlossen. Der Geschützführer zieht ab. In der Kartusche kommt das Pulver zur Entzündung und dadurch wird das Geschoss zum Rohr hinaus getrieben. Von diesem Zeitpunkt beginnen die verschiedenen Einflüsse auf das Geschoss einzuwirken. Wir teilen diese Einwirkungen ein in:
 
1. Innere Ballistik und
 
2. Äußere Ballistik
 

Die innere Ballistik / Im Rohr haben wir zwei wesentliche Einflüsse:
 
1. Die Kraft der Pulvergase
 
2. Die Rohrbelastung
 

Die Kraft der Pulvergase ist abhängig von:
 
a. der Art des Pulvers: Schwarzpulver, Plättchenpulver, Füllpulver, Röhrchenpulver (RPC 12, RPC 32, RPC 38, RPC 40.).
 
b. der Menge des Pulvers,
 
c. der Pulvertemperatur (10,5 = 15 Grad, 8,8 = 10 Grad.)
 
Die Rohrbelastung ist die Veränderung im Rohr, die eine bestimmte Zahl abgefeuerter Schüsse bewirkt. (Ausdehnung des Verbrennungsraumes). Bei jedem Schuss dehnt sich unter der Explosionskraft der Kartusche der Verbrennungsraum um ein Bestimmtes aus. Man kann diese Vergrößerung messen nach der Anzahl der abgefeuerten Schüsse und nach der jeweiligen Vergrößerung des Verbrennungsraumes. (10,5 = 586,5 mm, 8,8 = 530,7 mm)
 

Die äußere Ballistik
/ Die Einflüsse nach dem Abziehen sind:
 
1. Die Gesamtrohrerhöhung
 
2. Die VO (Geschwindigkeit des Geschosses in der nullten Sekunde)

 

3. Der Luftwiderstand 4. Der Drall
 
Die weiteste Schußentfernung wird erreicht, bei einer Rohrerhöhung von 43,8 Grad.
 
Die V O beträgt bei 10,5 =785 m/sek , bei 8,8 = 730,5 m/sek, 10,5 Doppelflak= 900 m/sek.
 
Der Luftwiderstand ist abhängig von:
 
a. der Geschwindigkeit des Geschosses,
 
b. dem Querschnitt des Geschosses,
 
c. der Form des Geschosses,
 
d. dem Luftgewicht = 1245 gr. je Kubikmeter
 
e. Lufttemperatur = 10 Grad
 
f. Luftdruck = 760 mm
 
g. Luftfeuchtigkeit = 70 %
 
Die Erdanziehung entspricht dem Gewicht des Geschosses. Sie wirkt senkrecht und zeigt sich in der Krümmung der Bahn des Geschosses. Der Drall ist die Rechtsdrehung des Geschosses. Er verhindert ein überschlagen. Durch die stetige Drehung erfährt das Geschoß eine Abweichung nach rechts. Bei 90 Grad Rohrerhöhung ist die Drallabweichung = 0.
 
Die Prinzipien der verschiedenen Schießarten.
 
I. Auf ein feststehendes Erdziel 
 
Das Landschießen baut sich auf Beobachtungen auf. Eine Salve ergänzt die andere. Hat das Geschütz sich eingeschossen, so braucht es keine Maße und Verbesserungen mehr zu berücksichtigen. Zu diesem Schießen benötigt man folgende Werte:
 
1. den Zielseitenwinkel
 
2. die Entfernung zum Ziel und
 
9. den sich daraus ergebenden Aufsatzwinkel.
 
ll. Auf ein bewegliches Erdziel
 
Das Schießen auf ein bewegliches Ziel baut sich auf Beobachtung auf. Dabei ist nur die Auswanderung des Zieles zu beachten. Es gibt eine Vorauswanderung (die Strecke, die das Ziel während der Verzugszeit zurücklegt). Die Verzugszeit beginnt mit dem Herausnehmen der Granate aus der Zünderstellmaschine und endet mit dem Abziehen des Geschützführers. Die Hauptauswanderung ist die Strecke, die das Ziel während der Geschoßflugzeit zurücklegt. Man benötigt folgende Werte dazu:
 
1. den Zielseitenwinkel
 
2. die Meßentfernung
 
3. den Seitenwinkelvorhalt
 
4. den Entfernungsvorhalt
 
5. den Aufsatzwinkel
 
6. die dreifache Verbesserung
 
Ill. Schießen auf ein feststehendes Luftziel
 
Auch hier fällt jede Salve auf Grund neuer Messungen und Berechnungen.
Zum Schießen benötigt man folgende Werte:
 
1. den Zielseitenwinkel
 
2. den Zielhöhenwinkel
 
3. den Aufsatzwinkel
 
4. die Entfernung
 
5. die Zielhöhe
 
IV. Schießen auf ein bewegliches Luftziel

A. Anflug
 
Beim Flakschießen ist jede Salve in sich abgeschlossen. Jede andere Salve fällt auf Grund völlig anderer Werte, die auf die alten keinerlei Bezug nehmen, da die Lage der Schüsse nicht ohne weiteres korrigiert werden können. Zum Beschießen eines beweglichen Luftzieles beim Anflug, der genau über die Batterie geht, benötigt man folgende Werte:
 
1. den Zielseitenwinkel
 
2. den Zielhöhenwinkel + Aufsatzwinkel = Treffhöhenwinkel

3. Treffhöhenwinkel + Aufsatzwinkel = Gesamtrohrerhöhung
 
B. Kreisflug
 
Beim Kreisflug ist stets gleiche Entfernung und gleiche Zielhöhe, sowie der gleiche Zielhöhenwinkel vorhanden. Deshalb benötigt man keinen Höhenwinkelvorhalt und keinen Entfernungsvorhalt.
 
C. Vorbeiflug
 
Beim Vorbeiflug ist wesentlich, dass der Seitenwinkelvorhalt in der Horizontalebene größer ist, als der in der Schrägebene.
 
Das Vorhalten beim Flakschießen:

Die Zielbewegung macht ein Vorhalten in drei Dimensionen nötig. Vorhalten heißt: Schießen unter einem anderen Seiten- und Höhenwinkel und einer anderen Entfernung, als zu Beginn des Kommandos bestand. Das Vorhalten richtet sich nach den Bedingungen des Zieles.
 
Man unterscheidet zwei Arten des Vorhaltens:
 
a. die der Lage: Entfernung, Zielhöhe, Geschoßflugzeit
 
b. die der Bewegung: Zielgeschwindigkeit, Flugwinkel, Flugneigungswinkel.
 
Vorhalte der Höhe und der Seite nach wurden gegeben unter Berücksichtigung der Geschoßflugzeit in Regler und Schieber.
 
Vorhalte der Entfernung unter Berücksichtigung der Verzugszeit und der Geschoßflugzeit durch Zu- und Abziehen der Meßentfernung zur Treffentfernung.
 
Die Winkelgeschwindigkeit
 
Winkelgeschwindigkeit ist das Größerwerden eines Winkels in einer Zeiteinheit. Die Winkelgeschwindigkeit wird zum Wechselpunkt hin immer größer. Ist im Wechselpunkt am größten und nimmt dann wieder ab.
 
Der Entfernungsvorhalt ist in weiter Entfernung am größten, wird zum Wechselpunkt hin immer kleiner, ist hier gleich null und nimmt dann wieder zu.
 
Der Aufsatzwinkel
 
Die gekrümmte Form der Geschoßflugbahn macht eine Rohrerhöhung, den Aufsatzwinkel und den Treffhöhenwinkel nötig. Der Aufsatz ist von der Zielhöhe und der Entfernung abhängig. Bei gleichbleibender Entfernung und größer werdender Zielhöhe wird der Aufsatz immer kleiner. In einem Zielhöhenwinkel von 90 Grad ist der Aufsatz gleich null. Es fallen nämlich Schwerkraft und Luftwiderstand immer mehr zusammen.
 
Der Höhenmesser
 
Der Höhenmesser ermittelt die Zielhöhe und die Kartenentfernung des Zieles. Er besteht aus dem Gehäuse, der Strichplatte, dem Zielhöhenwinkelgradbogen und dem Pendel. Das Gehäuse ist mit einer Mischung von Glyzerin und Öl gefüllt. Das Glyzerin dient als Gefrierschutzmittel. Das Öl soll die unruhigen Bewegungen hemmen und dämpfen. Auf der Strichplatte laufen schwarze Linien von links oben nach rechts unten, die roten von rechts oben nach links unten. An den oberen Enden der Strecke sind den Farben entsprechend schwarze und rote Zahlen angebracht. Beim Höherdrehen des Gerätes schlägt das Pendel aus und die Rohrerhöhung kann man am Zielhöhenwinkelgradbogen ablesen. An dem Pendel sind die Entfernungen abgestrichen. Bringt man die entsprechende Entfernung mit der schwarzen Linie in Verbindung, so kann man an ihrem Ende die Zielhöhe ablesen. Macht man denselben Vorgang mit den roten Linien, so bekommt man die Kartenentfernung. Neuere Höhenmesser sind mit komprimierter Luft gefüllt und mit Pufferfedern versehen.

 

Harald Schönemann

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