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Doecker Systembaracke

„… Im Vorfeld der Antwerpener Weltausstellung von 1885 hatte das Internationale Rote Kreuz in Zusam-menarbeit mit preußischen Militärs einen Architekturwettbewerb ausgelobt, bei dem das am besten geeignete »Bauwerk zur Behandlung von Verwundeten und Infektionskranken für Kriegs- und Friedenszwecke« gekürt werden sollte. Die Erfahrungen aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 hatten in der preus-sischen Heeresverwaltung das Bemühen verstärkt, ein »voll befriedigendes, leicht versendbares Modell« einer Lazarett- und Notbaracke zu entwickeln. Sechzig Erfinder, Handwerker und Ingenieure lösten die Ausschreibungsvorgaben des internationalen Wettbewerbs auf höchst unterschiedliche Weise. Unter den eingereichten Entwürfen finden sich zeltähnliche Bauten, Fachwerkkonstruktionen und Lazarettwagen, die am Einsatzort zu größeren Räumen zusammengekoppelt werden konnten. Als Gewinner aus der Vielzahl der Vorschläge bestimmte die Jury aus europäischen Militärärzten die »versendbare Baracke« des dänischen Rittmeisters Johann Gerhard Clemens Doecker. Sein Entwurf war äußerlich eher schlicht, in der Nutzung aber enorm vielseitig. Doeckers leichte Holz-Architektur basierte auf einem modularen Wandtafelsystem, war transportabel, für Laien in vier bis fünf Stunden zu errichten und nach dem Aufbau sofort beziehbar. Außerdem – auch das war ein wichtiges Argument – war sie vergleichsweise preiswert.

 

Ursprünglich als »fliegender« Lazarettraum für Kriegszeiten entwickelt, wurde Doeckers transportable Baracke um 1900 nach einer kurzen Phase ausschließlich militärischer Nutzung auch als praktikable architektonische Lösung für drängende bevölkerungspolitische, stadtplanerische und infrastrukturelle Probleme attraktiv. Die Firma Christoph & Unmack, die ihren Hauptsitz im schlesischen Niesky hatte und der Alleinhersteller der Doecker-Baracken war, popularisierte ihr architektonisches Massenprodukt mit Prospekten und Katalogen. Ihre formale Einfachheit und ihre funktionale Unbestimmtheit machten die Holzbaracken schon bald zu einem wichtigen Instrument städtischen Regierens.   (Q 344)“


Eine Doecker Systembaracke vor dem damaligen Ove Ovens Haus in Cuxhaven Duhnen

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