
Nach der Kapitulation im Nordwesten am
4. Mai 1945 richteten die Briten insgesamt vier Internierungszonen („Sperrgebiete“) in Norddeutschland ein. Davon war eines das Internierungsgebiet II, es
umfasste das Elbe‑Weser‑Dreieck
(„Cuxhaven peninsula“)
mit rund
260.000 internierten Soldaten und Marinebeamten. Sämtliche Armeeangehörige aus den Abschnitten Helgoland, Wesermünde Cuxhaven und Brunsbüttel Süd (UGRUKO Balje) waren im Bereich Kehdingen untergebracht worden. Dazu kamen die verbliebenen Einheiten des Korps-Ems, der 7. Fallschirmjäger-Division und Marinebeamte.
Die Gefangenen wurden nicht als Kriegsgefangene, sondern als
„Surrendered Enemy Personnel“ (SEP) geführt – ein bewusst gewählter Status, um die Anwendung des Kriegsgefangenenrechts der Genfer Konventionen zu umgehen. Ziel war eine erweiterte Kontrolle und Identifizierung potenzieller Kriegsverbrecher.
Die "Cuxhaven Peninsula" war in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein strategisch wichtiger Teil der britischen Besatzungszone. Der Begriff beschreibt geografisch die Halbinsel an der Elbmündung, wurde jedoch militärisch genutzt, um die britische Kontrolle über den Raum zu kennzeichnen.
Nach Kriegsende waren viele der Wehrmachtsverbände noch aktiv und behielten ihre entsprechende Bezeichnung. So gab es beispielsweise weiterhin das Korps Ems, die 7. Fallschirmjäger Division, die 5. Sicherungsdivision oder das M.O.K. Nord. Allerdings waren die Einheiten nach Ende der Kampftätigkeiten umgehend entwaffnet worden. Erst 20. August 1946 wurde die deutsche Wehrmacht formell aufgelöst und verboten (Kontrollratsgesetz Nr. 34).
Leben im Sperrgebiet & Verwaltung
- Bewegungsfreiheit: Die Briten verzichteten bewusst auf starre Lager, stattdessen konnte sich das Gros der SEP. tagsüber frei im Gebiet bewegen. Nächtliche Ausgangssperren und Passierscheine beschränkten dann allerdings die Mobilität, illegaler Grenzübertritt konnte hier zu mehrmonatiger Haft führen. Das Gebiet selbst war nicht hermetisch abgeriegelt, nur an den Hauptverkehrswegen befanden sich Schlagbäume. Britische Patrouillen und deutsche Feldjäger kontrollierten dort an ihren Posten.
- Selbstverwaltung: Unter britischer Oberaufsicht organisierten die Gefangenen ihr Leben weitgehend selbst, mit verbliebener Wehrmachthierarchie, Uniformen (ohne Hakenkreuz) und Disziplin. Dies Verfahren trug weitgehend zur Ordnung in den entsprechenden Lagern bei.
- Unterkünfte & Verpflegung: Anfangs oft rudimentär (Bauernhöfe. Ställe, Feldunterkünfte, Gasthöfe), alles wurde genutzt. Die Essensration betrug durchschnittlich
300 g Brot und 250 g Fleisch pro Woche, dies war nur etwa ein Drittel der britischen Rationen.
- Grenz- und Passierscheinwesen: Zutritt nur mit Genehmigung; bei illegalem Grenzübertritt drohten Haftstrafen.
Dynamik: Entlassung & Auflösung
- Entlassungsraten:
Schnell sinkend, bis zum 1. August 1945 war die Zahl der Untergebrachten im Sktor II (Elbe-Weser) halbiert, ähnliche Trends herrschten auch in den anderen drei Sperrgebieten.
- Abwicklung: Ein genauer Zeitpunkt für die Beendigung der Internierungsgebiete liegt nicht vor. Es ist aber zu vermuten, dass der Zeitraum irgendwo zwischen Ende 1945 und Anfang 1946 liegt.
Internierungsgebiet Kehdingen
In diesem Bereich waren die meisten "Kriegsgefangenen" der deutschen Wehrmacht aus dem Elbe - Weser Raum interniert. Die Struktur der Führung dieser Einheiten hatten weiterhin Bestand, dies sollte offenbar verhindern das Chaos ausbrach und die vielen Soldaten überhaupt zugeordnet werden konnten. Oben stand der Stab mit einer Personalabteilung, in der Hierarchie darunter die Brigaden, dann die Regimenter und zuletzt die Kompanien.
Um den Menschen zu minderst ein Dach über dem Kopf zu bieten, wurde alles genutzt, was in den Dörfern an Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden war. Dies ging vom Gasthaus über Privathäuser bis zu Stallungen. Viele Soldaten verdienten sich in dieser Zeit ein Zubrot dazu, z.B. als Landarbeiter bei den dortigen Bauern. Der Lohn war oftmals die Lebensmittel, die vor Ort geerntet oder erzeugt wurden.
Schon kurz nach Gründung der Lager wurde damit begonnen, die für diese Zeit systemrelevanten Berufsgruppen wie beispielsweise Landwirte, Veterinäre, Ärzte, Schiffsführer oder Fischer vom Militärdienst auszusteuern. Dabei durchliefen die Soldaten einer Überprüfung nach Parteizugehörigkeit, evtl. Kriegsverbrechen oder Zugehörigkeit zu SS-Einheiten. Einige militärische Fachgruppen oder Einzelpersonen hingegen wurden auf Grund von Unabkömmlichkeit gesperrt. Dies betraf unter anderem Führungskräfte, Minenräumer der Seestreitkräfte, Kampfmittelräumer, Richter, Feldjäger oder medizinisches Personal.
Marine Division Elbe/Weser - Krummendeich
Divisionsgruppe 313 (Personalabteilung) - Krummendeich
Offiziers Sammellager – Flakbatterie Oste (Belumer Deich)
Entlassungslager Oese bei Basdahl
Einheit | Standort |
---|---|
Brigade Cuxhaven (Brgd.Nr.294) – | Krummendeich (Vermutlich Flak Batterie) |
Brigade Cuxhaven, Regiment 1 | Hollerdeich, Breitenhof (1./ Btl.Hahn) |
Brigade Cuxhaven, Regiment 2 | Oederquard |
Brigade Cuxhaven, Regiment 4 | Laak |
Brigade Cuxhaven, Regiment 6 | Bentwisch |
Bataillon Sahlenburg (Nur Name bekannt) | nicht bekannt |
Einheit | Standort | |
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Brigade Wesermünde | Osten | |
Brigade Wesermünde, 1. Regiment (Fischer) | Obenaltendorf | Stab / 4 Batl. / 19 Komp. |
Brigade Wesermünde, 2. Regiment (Suhrmeyer) | Altendorf | Stab / 4 Batl. / 27 Komp. |
Brigade Wesermünde, 3. Regiment (Michatsch) | Wischhafen | Stab / 5 Batl. / 21 Komp |
Brigade Wesermünde, 4. Regiment (Schild) | Kajedeich | Stab / 4 Batl. / 14 Komp. |
Einheit | Standort |
---|---|
Regiment Helgoland | nicht bekannt |
Regiment Brunsbüttel Süd | Balje |
Regiment Alte Liebe | Oberndorf |
Brigade Unbekannt, Regiment 3 | Eggerkamp |
Quelle: BArch RM 45-II/212